MILWAUKEE/WASHINGTON (dpa-AFX) - Der Zollstreit mit der EU hat erneut die Bilanz des Motorradbauers Harley-Davidson
Trump machte bei Twitter seinem Ärger darüber Luft, dass die US-Traditionsfirma in der EU unter erhöhten Zöllen litt, die im Zuge des Handelsstreits verhängt wurden. "So unfair gegenüber den USA", schrieb Trump und drohte mit Vergeltung. Allerdings sanken die Harley-Verkäufe in den USA, wo der Hersteller unter einer alternden konservativen Kundschaft leidet, sogar noch stärker als im Ausland.
Bis zu Trumps jüngstem Tweet schien das Verhältnis zwischen dem US-Präsident und Harley-Davidson problematisch. Trump hatte die US-Kultfirma wiederholt scharf kritisiert und im vergangenen Jahr sogar Boykottaufrufe seiner Anhänger unterstützt. Er war verärgert, weil Harley-Davidson angekündigt hatte, wegen der Strafzölle einen Teil der Produktion von den USA ins Ausland zu verlagern.
Bei Harley-Davidson ist Trump besonders empfindlich. Zunächst hatte er die Firma noch als Inbegriff von "Made in America" umgarnt. Nach seinem Amtsantritt lud Trump die Harley-Chefs ins Weiße Haus ein und jubelte ihnen zu: "Wir sind stolz auf euch!". Die Charme-Offensive kam nicht von ungefähr: Zu Harleys US-Stammkundschaft zählen viele konservative weiße Männer - vereint etwa in der Initiative "Bikers for Trump", die schon seit Monaten Wahlkampf für 2020 macht.
Umso erzürnter war der US-Präsident, als ausgerechnet die von ihm so umschmeichelte Motorrad-Ikone auf den von ihm angezettelten Handelsstreit mit einem Teilabzug der US-Produktion reagierte. Trump fühlte sich verraten, er drohte Harley-Davidson mit dem "Anfang vom Ende" und polterte vor seinen zahlreichen Twitter-Followern: "Sie werden besteuert wie nie zuvor!". Sein aktueller Tweet birgt aber vor allem Gefahren für die EU - Trump droht seit Monaten mit hohen Sonderzöllen auf Autos aus Europa und scheint dem nun Nachdruck zu verleihen.
Harley-Davidson ist indes bei weitem nicht der einzige US-Konzern, der unter Trumps "Amerika zuerst"-Wirtschaftspolitik und den Reaktionen der Handelspartner darauf leidet. Die Vergeltungszölle der EU ließen beispielsweise die Exporte der US-Whiskey-Hersteller einbrechen. Die großen US-Autobauer General Motors
Dabei hat Harley-Davidson eigentlich noch ganz andere, hausgemachte Probleme. Der 1903 gegründete Motorradhersteller, der mit seinem "Easy Rider"-Image einst als großes US-Symbol für Freiheitsliebe und Individualismus stand, gilt mittlerweile als angestaubt und dringend renovierungsbedürftig. Das Unternehmen versucht schon länger, mit moderneren Produkten jüngere Kunden anzusprechen - bislang mit wenig Erfolg. Zuletzt verkündete Harley-Davidson die Übernahme eines US-Herstellers für Kinder-Elektrozweiräder, um künftige Generationen schon frühzeitig fürs Motorradfahren zu gewinnen./hbr/DP/stk
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