ESSEN (dpa-AFX) - Der zum spanischen Konzern ACS gehörende Baukonzern Hochtief drückt beim Umbau in Europa aufs Tempo und will mit einem Stellenabbau die Kosten senken. Der Vorstand habe bereits mit den Mitbestimmungsgremien und der Gewerkschaft IG Bau einen entsprechenden Tarifvertrag unterzeichnet, schrieb der Unternehmenschef Marcelino Fernández Verdes in einem Aktionärsbrief am Mittwoch. Wie viele Stellen gestrichen werden sollen, ist noch unklar. Unternehmensnahen Kreisen zufolge könnten es bis zu 1.000 werden. Schwerpunkt der Stellenstreichungen soll demnach Deutschland sein.
Der Umbau solle bis zum Jahresende "weitestgehend abgeschlossen" sein, kündigte das Unternehmen an. Die Kosten für die Umstrukturierung des Europa-Geschäfts bezifferte der Konzernchef auf rund 100 Millionen Euro. Dem sollen künftig jährliche Kosteneinsparungen von 40 bis 60 Millionen Euro gegenüberstehen. Derzeit beschäftigt Hochtief bei weltweit knapp 80.000 Mitarbeitern noch gut 9.000 Menschen in seinem Geschäftsbereich Europa, rund 5.000 davon in Deutschland. Vor allem durch den Verkauf der Servicesparte an das französische Unternehmen Spie hatte sich die Beschäftigtenzahl im Europa-Geschäft des Unternehmens in diesem Jahr bereits um mehr als ein Drittel reduziert.
Der spanische Hochtief-Chef legte in seinem Brief an die Aktionäre ein ausdrückliches Bekenntnis zum "Heimatmarkt Deutschland" ab. "Zum einen ist es hier durchaus möglich, mit attraktiven Projekten gute Renditen zu erzielen, zum anderen helfen uns die hervorragenden Referenzen aus Deutschland auch im internationalen Geschäft", schrieb Fernández. Zukünftig soll die Hochtief Solutions AG aus vier operativen Unternehmen - Infrastructure, Building, PPP und Engineering - bestehen. So will Fernández das Europa-Geschäft wieder profitabler machen. Dadurch fallen auch im Management Stellen weg.
Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hatte der Konzern deutlich weniger verdient als ein Jahr zuvor. Neben einem starken Euro belasteten Abschreibungen auf die Leighton-Immobilientochter Devine und Kosten für den Umbau in Europa den Gewinn. Zudem hatte Hochtief im Vorjahr von Verkäufen profitiert. Unter dem Strich betrug der Gewinn 24,2 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Hochtief einen Überschuss in Höhe von 140,4 Millionen Euro ausgewiesen. Vor Steuern ergab sich ein Gewinn in Höhe von 254,2 Millionen Euro, nach 278,2 Millionen Euro im dritten Quartal 2012. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Der Umsatz schrumpfte von 6,5 Milliarden auf knapp 5,8 Milliarden Euro.
An der Börse kam das Vorsteuerergebnis gut an: Mit einem Plus von 3,62 Prozent auf 68,41 Euro stand das Papier am Mittag im MDax an der Spitze, während der Mittelwerteindex um 1,01 Prozent nachgab. Analysten gefielen zwar die reinen Hochtief-Zahlen, sie merkten jedoch auch einige kritische Punkte an. Bereinigt um Sondereffekte sei die Geschäftsentwicklung beim Konzern stark, schrieb etwa Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow, aber die Probleme in Australien bremsten die Essener aus. Die Abschreibungen hierfür seien höher als von ihm erwartet ausgefallen.
Den Ausblick für 2013 bestätigte der mehrheitlich zum spanischen Bauriesen ACS gehörende deutsche Traditionskonzern. Für das Vorsteuerergebnis peilt Hochtief zwischen 580 bis 660 Millionen Euro an. Der Konzerngewinn soll zwischen 160 und 200 Millionen Euro liegen. Bei Auftragseingang, Leistung und Auftragsbestand rechnet das Unternehmen mit einer Normalisierung. Bei der Prognose sind Sondereffekte wie etwa Verkäufe und Kosten nicht mit eingerechnet./mne/uta/stb
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