Teil einer Reiseausrüstung (Symbolbild).
Dienstag, 12.02.2019 16:06 von | Aufrufe: 513

ROUNDUP 2: Preiskampf im Reisegeschäft erwischt auch Tui - Aktie im Minus

Teil einer Reiseausrüstung (Symbolbild). © engin akyurt / Pixabay

(Neu: Bekenntnis zu eigenen Airlines, Konsolidierung, Branchen-Hintergrund, aktualisierte Aktienreaktion)

HANNOVER (dpa-AFX) - Der Preiskampf der Reiseveranstalter und Ferienflieger wird immer härter - inzwischen spürt dies auch der Branchenprimus Tui . Der weltgrößte Reisekonzern musste im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember stärker Federn lassen als zuvor. Unerwartet starke Buchungen für die Türkei und Nordafrika sorgten dafür, dass Betten auf den Kanaren frei blieben - die Preise gerieten unter Druck. Für den Sommer zeichnet sich erneut ein Trend zum Last-Minute-Urlaub ab, der bei den Unternehmen auf die Gewinne geht.

Tui kam bisher gut davon, doch von Oktober bis Dezember 2018 musste der Konzern höhere Verluste verkraften als ein Jahr zuvor, wie er am Dienstag zur Hauptversammlung mitteilte. Der Umsatz stieg zwar um 4,4 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, der Quartalsverlust in den typischerweise ohnehin schwachen Wintermonaten nahm aber um fast 28 Prozent auf 139 Millionen Euro zu.

Für die Tui-Aktie ging es am Dienstag weiter nach unten. Nachdem das Papier bereits nach der Gewinnwarnung von vergangener Woche fast ein Fünftel an Wert verloren hatte, sackte der Kurs vor Beginn der Hauptversammlung um zeitweise sieben Prozent in den Keller. Zuletzt lag er noch mit rund vier Prozent im Minus bei 10,50 Euro. Seit dem Zwischenhoch im vergangenen Mai halbierte sich der Börsenwert auf nur noch etwas mehr als sechs Milliarden Euro.

Das Veranstaltergeschäft samt den Tui-Fluggesellschaften sei noch schwieriger gelaufen als gedacht, schrieb Branchenexperte Cristian Nedelcu von der Großbank UBS. Auch der lange Sommer in Nordeuropa und die Schwäche des britischen Pfunds bremsten die Nachfrage im branchenüblich schwachen ersten Quartal des Geschäftsjahres. Tui-Chef Fritz Joussen hatte sein Gewinnziel deshalb bereits in der vergangenen Woche gekappt. "Wir sind heute viel robuster als früher, wir sind aber nicht immun", sagte er, zeigte sich allerdings zuversichtlich: "Ich glaube, dass wir sehr gut aufgestellt sind."

Das schwache Ergebnis betreffe in erster Linie die Airlines und das Veranstaltergeschäft. Die Sparte macht nur noch 30 Prozent des Konzerngewinns aus. In dem Segment stieg der bereinigte operative Verlust im ersten Geschäftsquartal um ein Viertel auf 178,1 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September erwartet Joussen konzernweit nur noch ein operatives Ergebnis auf Vorjahreshöhe - knapp 1,2 Milliarden Euro.

Reiseveranstalter schreiben im Winter meist rote Zahlen. Ihre Gewinne fahren sie im Sommer ein. In den vergangenen Jahren hatte der Konzern seinen operativen Gewinn jeweils um zweistellige Prozentsätze gesteigert. Für 2019 und 2020 rechnet Joussen seit vergangener Woche aber nur noch mit einer Stagnation. Wie es weitergehe, hänge von der Konsolidierung im Reisegeschäft ab.

Mit Blick auf den Umbruch der Branche hofft Joussen, dass mit weiteren Insolvenzen oder Übernahmen das Überangebot an Flugtickets schrumpft, das den irrwitzigen Preiskampf treibt. Die österreichische Laudamotion hatte Tickets von deutschen Flughäfen nach Mallorca teils für 5 Euro verramscht. "Wir sind in einer sehr starken Position, um von der anstehenden Konsolidierung zu profitieren", sagte Joussen.

Bereits seit 2017 ist im Ferienflug-Geschäft eine Pleitewelle im Gange: Erst traf es Air Berlin und den britischen Billigflieger Monarch, dann die Air-Berlin-Tochter Niki und vor wenigen Tagen die deutsche Germania. Auch das Reiseveranstalter-Geschäft ist umkämpft. Den heißen Sommer 2018 verbrachten viele Kunden lieber zu Hause. Andere buchten auf den letzten Drücker. Veranstalter, die Tickets und Hotelzimmer vorab eingekauft hatten, mussten sie verschleudern, um nicht darauf sitzen zu bleiben.


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Tui setzt derweil weniger auf Veranstalter- und Fluggeschäft, sondern auf eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe sowie Ausflüge und andere Dienstleistungen für Kunden am Urlaubsort. Das würde - bis auf die Kreuzfahrten - auch der hoch verschuldete Wettbewerber Thomas Cook gerne tun. Der britische Konzern mit der Marke Neckermann Reisen stellte deshalb vergangene Woche seine gesamte Airline-Sparte mit dem deutschen Ferienflieger Condor zum Verkauf.

Den Erlös will Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser in eigene Hotels, die verstärkte Digitalisierung des Vertriebs und die Entwicklung neuer Dienstleistungen für Kunden investieren. Seine Eckpunkte ähneln der Strategie, die Joussen verfolgt. Einzig: Es fehlt das Geld.

Auch Tui hatte vor einigen Jahren finanziell mit dem Rücken zur Wand gestanden. Als Joussen die Konzernführung 2013 übernahm, musste er die Finanzen neu ordnen. Ende 2014 ermöglichte die Fusion mit der bis dahin in London börsennotierten Veranstaltertochter Tui Travel Einsparungen, Investitionen und eine Neuaufstellung des Geschäfts. Heute stammen 70 Prozent des operativen Ergebnisses aus den eigenen Hotels, Dienstleistungen für Kunden und Kreuzfahrten. Joussen will die Digitalisierung weiter voranbringen, etwa die Buchung per App.

Als möglichen Käufer des Thomas-Cook-Fluggeschäfts bringt sich Tui nicht ins Spiel. "Wir sind in diesem Markt ein aktiver Beobachter", sagte Joussen. Ausschließen will er nichts. Allerdings gilt die 103 Maschinen starke Flugzeugflotte von Condor und Thomas Cook Airlines als stark überaltert. Joussen betonte, er könne sich keinen Verkauf der Tui-Fluggesellschaften wie Tuifly mehr vorstellen: "Ohne Airlines geht es nicht."/stw/tst/elm/zb

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