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Dienstag, 28.02.2017 14:12 von | Aufrufe: 208

ROUNDUP 2: Neuanfang bei Blohm+Voss - Ein Drittel der Arbeitsplätze fällt weg

Eine Tageszeitung (Symbolbild). pixabay.com

HAMBURG (dpa-AFX) - Die Hamburger Werft Blohm+Voss wird unter dem Dach der Bremer Lürssen-Gruppe neu aufgestellt. Dabei fallen rund 300 der bislang knapp 1000 Arbeitsplätze weg, teilten Geschäftsführung und Aufsichtsrat am Dienstag bei einer Betriebsversammlung in Hamburg mit. "Unsere Analyse zeigt, dass dringend erforderliche Investitionen ausgeblieben sind, Konstruktions- und Fertigungsprozesse nicht ausreichend modernisiert und die Kostenstrukturen nicht den realen Bedingungen angepasst wurden", erklärte Aufsichtsratschef Klaus Borgschulte. Zugleich sei der Auftragsbestand im Schiffneubau erheblich gesunken, und die schwache Auftragslage in Teilen des Reparaturgeschäfts belaste die Werft.

Lürssen hatte Blohm+Voss im vergangenen Jahr übernommen und zunächst offengelassen, ob der Standort künftig auch für den Neubau von Luxusjachten genutzt wird, einem der wesentlichen Standbeine der Gruppe. Davon ist nun keine Rede mehr. "Blohm+Voss ist in einem kritischen Zustand", sagte Geschäftsführer Dieter Dehlke. Nun soll die Hamburger Werft innerhalb der Lürssen-Gruppe einen bedeutenden Beitrag im Marineschiffbau leisten, sowohl bei der Konstruktion wie auch der Fertigung. Lürssen wolle sich so für den Bau weiterer Korvetten der Klasse 130 optimal vorbereiten. "Dort wo es notwenig und sinnvoll ist, werden wir investieren, um die Potenziale unserer Werft gezielt zu modernisieren und zu stärken", sagte Dehlke.

Zudem solle Blohm+Voss ein ziviles Standbein behalten. Lürssen plane, den Schwerpunkt der gruppenweiten Refit-Aktivitäten in Hamburg zu konzentrieren, das ist die Überholung und oft luxuriöse Aufwertung von Jachten. "Erste Aufträge konnten bereits kurzfristig mit zwei Motorjachten platziert werden", heißt es in der Mitteilung der Werft. Lürssen ist eine Unternehmensgruppe mit sieben Standorten in allen Küstenländern und rund 2800 Mitarbeitern.

Die Arbeitnehmer begrüßten das Bekenntnis von Lürssen zum Standort Hamburg. "Wir haben seit Jahren darauf hingewiesen, dass sich etwas ändern muss", sagte Emanuel Glass von der IG Metall. "Nun ist der Schlammassel da und die Kollegen müssen ihn ausbaden, die nichts dafür können." In den nun folgenden Verhandlungen der Sozialpartner werde es darum gehen, möglichst sozialverträgliche Lösungen zu finden und betriebsbedingte Kündigungen so weitgehend wie möglich zu vermeiden.

Ähnlich äußerte sich auch Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Er nannte die Übernahme von Blohm+Voss durch Lürssen und die damit verbundene Integration in den Familienkonzern die "einzige Chance" für das Hamburger Unternehmen. Auch Horch sprach von einer "Vielzahl von Defiziten" bei der Führung des Unternehmens, dem er selbst einmal angehörte.

Bereits am Vortag hatte die Lloyd-Werft in Bremerhaven den Wegfall von 117 ihrer rund 400 Arbeitsplätze angekündigt. Auch diese Werft, die zur malaysischen Genting-Gruppe gehört, wollte sich auf den Neubau von Luxusjachten konzentrieren und konnte keinen Auftrag ergattern. Beim Bau von Kreuzfahrtschiffen konzentriert sich Genting auf die ostdeutschen Werften.

Der Schiffbau liegt weltweit darnieder und erhält nur wenig neue Aufträge für Handelsschiffe. Die deutschen Werften behaupten sich bislang aber noch gut in hochwertigen Nischenmärkten. "Der schwache Welthandel und der Verfall der Rohstoffpreise belasten den maritimen Weltmarkt schwer", erklärte der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg. "Aufgrund der hohen strategischen Bedeutung der maritimen Wirtschaft reagieren viele Nationen mit Marktinterventionen und immer neuen protektionistischen Maßnahmen." Das bedrohe auch die erfolgreiche deutsche Schiffbauindustrie./egi/DP/mis


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