Ein Bündel Euroscheine. (Symbolbild)
Freitag, 31.07.2020 12:36 von | Aufrufe: 824

ROUNDUP 2: Drastischer Konjunktureinbruch in der Eurozone

Ein Bündel Euroscheine. (Symbolbild) © Detailfoto / iStock / Getty Images Plus / Getty Images http://www.gettyimages.de

(Neu: Experteneinschätzungen)

LUXEMBURG (dpa-AFX) - In der Eurozone ist die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal wegen der Corona-Krise drastisch eingebrochen. In den Monaten April bis Juni sei das Bruttoninlandsprodukt (BIP) im gemeinsamen Währungsraum im Quartalsvergleich um 12,1 Prozent geschrumpft, teilte die Statistikbehörde Eurostat am Freitag nach einer ersten Schätzung mit. Dies ist der stärkste Konjunktureinbruch seit Beginn der Erhebung 1995.

Der Einbruch folgte auf einen bereits deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal. In den Monaten Januar bis März war das BIP im Währungsraum um 3,6 Prozent geschrumpft. Seit März leidet die Wirtschaft unter Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Nachdem die Krise im April ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte, haben die Staaten der Eurozone ab Mai mit Lockerungen ihrer Corona-Maßnahmen begonnen.

"Der Euroraum hat in zwei Quartalen rund ein Siebtel seiner Wirtschaftsleistung eingebüßt", bezifferte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg den Schaden der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Den bisher stärksten Konjunktureinbruch in Europa meldet Spanien. Im zweiten Quartal schrumpfte die spanische Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 18,5 Prozent. Es ist der stärkste Einbruch, der Spanien bisher getroffen hat. Vor allem die Tourismusbranche, die in der spanischen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt, leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie.

Nicht so stark wie von Analysten befürchtet fielen die Rückschläge in Frankreich und Italien aus. Neben Spanien zählen die beiden Länder zu den Mitgliedsstaaten der Eurozone, die von der Corona-Krise mit am stärksten getroffen wurden. In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, schrumpfte die Wirtschaft in den Monaten April bis Juni zwar drastisch um 13,8 Prozent. Experten hatten allerdings einen noch stärkeren Einbruch um 15,2 Prozent erwartet.

Auch in Italien gab es einen drastischen Wirtschaftseinbruch, der aber ebenfalls nicht so schlimm wie befürchtet ausgefallen war. Im zweiten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Quartalsvergleich um 12,4 Prozent und damit so stark wie nie seit Beginn dieser Erhebung 1995.

Bereits am Donnerstag war ein Konjunktureinbruch in Deutschland gemeldet worden. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte in der größten europäischen Volkswirtschaft im zweiten Quartal um 10,1 Prozent. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970.

Derzeit kämpfen die nationalen Regierungen und die Europäische Zentralbank (EZB) mit umfangreichen Hilfspaketen gegen die konjunkturellen Folgen der Corona-Krise an. Auch die EU hatte ein umfassendes Maßnahmenpaket beschlossen. Jüngste Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal ihren Tiefpunkt erreicht hat und ab dem dritten Quartal mit einer konjunkturellen Erholung zu rechnen ist.

Jüngste Daten zeigen, dass sich unter anderem der private Konsum deutlich erholen konnte. Experte Greg Fuzesi von der US-Bank JPMorgan verwies beispielsweise auf Konsumdaten aus Frankreich. Diese würden zeigen, dass die Konsumausgaben im Juni bereits über dem Niveau vom Februar lagen, dem Monat vor dem Ausbruch der Corona-Krise in Europa.


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"Wie in Deutschland verdecken die katastrophalen Zahlen für den Quartalsdurchschnitt, dass die Erholung der Wirtschaft bereits im Verlauf des zweiten Quartals begonnen hat und in einigen Ländern bereits ein beträchtlicher Teil des Einbruchs wieder wettgemacht wurde", kommentierte Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank (Commerzbank Aktie). Seiner Einschätzung nach dürfte die konjunkturelle Erholung in den kommenden Woche aber wieder spürbar an Fahrt verlieren, weil die Corona-Pandemie die Wirtschaft nach wie vor belastet. "Daher dürfte es noch lange dauern, bis die Wirtschaft wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen wird", sagte der Commerzbank-Experte./jkr/jsl/fba

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