Beleuchtetes Logo der Deutschen Telekom an einer Filiale in Wiesbaden.
Donnerstag, 13.08.2020 14:21 von | Aufrufe: 518

ROUNDUP 2: Deutsche Telekom will nach US-Megadeal loslegen - Aktie an Dax-Spitze

Beleuchtetes Logo der Deutschen Telekom an einer Filiale in Wiesbaden. © ollo / iStock Unreleased / Getty Images Plus / Getty Images

(neu: Aussagen aus Pressecall, Aktienkurs)

BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom (Deutsche Telekom Aktie) sieht sich nach der Milliardenübernahme in den USA trotz der Corona-Pandemie fest auf Erfolgskurs. Vorstandschef Tim Höttges will nun die Trümpfe ausspielen: Vor allem bei der schnelleren Mobilfunktechnik 5G in den USA und Deutschland, aber etwa auch bei Glasfaseranschlüssen im Heimatmarkt. Von zunächst höheren Schulden und einem Gewinnrückgang will sich der Manager dabei nicht bremsen lassen. Die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr schraubten die Bonner am Donnerstag wegen des Zukaufs in die Höhe, die Telekom-Aktie legte deutlich zu.

Die T-Aktie gewann an der Dax-Spitze am Nachmittag 2 Prozent auf 15,41 Euro. Zwischenzeitlich stieg der Kurs so hoch wie seit Ende März nicht mehr. Auch das Papier der Bonner war vom Corona-Crash voll erfasst worden und von fast 17 Euro Mitte Februar bis auf 10,41 Euro Mitte März nach unten durchgerauscht. Danach hatte sich die Aktie schnell wieder berappelt und pendelte zuletzt um die 15 Euro.

JPMorgan-Analyst Akhil Dattani wertete das Zahlenwerk zum zweiten Quartal auf den meisten Ebenen als positive Überraschung. Dank eines starken Heimatmarkts habe der Telekomkonzern die Erwartungen überboten, schrieb Analyst Andrew Lee von der US-Bank Goldman Sachs (Goldman Sachs Aktie).

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machten dem Konzern zwar in einigen Bereichen zu schaffen. "Spürbar waren sie vor allem im Großkundengeschäft, wo sich neue Aufträge verzögern, und bei Roaming-Umsätzen im Mobilfunk, die wegen Reisebeschränkungen unter Druck stehen", hieß es. Vor allem bei der IT-Großkundentochter T-Systems machten sie sich bemerkbar, Aufträge und operatives Ergebnis brachen ein. Geografisch waren vor allem die Roaming-Umsätze in Griechenland betroffen. Doch vor allem in den USA und auch in Deutschland konnte Höttges gute Zahlen vorweisen. In Europa machten nur die Wechselkurse dem Wachstum beim operativen Ergebnis einen Strich durch die Rechnung.

Den US-Zukauf Sprint will Höttges nun "mit Volldampf" integrieren. Die Telekom sei nun ein Konzern mit mehr als 100 Milliarden Euro Jahresumsatz und fast 230 000 Mitarbeitern. Auf dem wichtigsten Mobilfunkmarkt in den USA habe man nun eine einzigartige Wettbewerbsposition dank der mit Sprint zugekauften Frequenzen. In Europa sieht sich Höttges schon länger vor den großen Wettbewerbern wie Vodafone aus Großbritannien, Telefonica aus Spanien oder Orange aus Frankreich.

Die Telekom hatte für die am 1. April vollzogene US-Übernahme milliardenschwere Fusionskosten angekündigt. Die nehme er aber gerne in Kauf, sagte Höttges in einer Telefonkonferenz, und wollte sie nicht als "Belastungen" verstanden wissen. Der Zusammenschluss soll die jährlichen Kosten in den USA schließlich nachhaltig um mehr als 6 Milliarden US-Dollar senken. T-Mobile-Chef Mike Sievert hatte kürzlich Hoffnungen gemacht, dass das schneller als angepeilt passieren könnte.

Wegen der Übernahme schraubte die Telekom nun auch ihre eigenen Prognosen in die Höhe. Außerhalb der USA blieb sie beim Ausblick, nun kommen die erwarteten Ergebnisse des Zukaufs obendrauf. In diesem Jahr soll das bereinigte operative Ergebnis (ber. Ebitda AL) nun rund 34 Milliarden Euro erreichen. Bislang hatte die Telekom den Vorjahreswert von 24,7 Milliarden Euro auf Basis konstanter Wechselkurse noch ohne Sprint auf 25,5 Milliarden Euro steigern wollen. Analysten hatten im Schnitt mit etwas weniger beim Ziel für den operativen Gewinn gerechnet - unter anderem hatte die US-Tochter selbst mit ihren Zahlen kürzlich positiv überrascht.

Sonderkosten etwa für die Übernahme in den USA rechnet die Telekom aus dem operativen Ergebnis heraus - diese sorgten im zweiten Quartal unter dem Strich aber für einen deutlichen Gewinnrückgang. Der Nettogewinn sank um 20,1 Prozent auf 754 Millionen Euro.


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Auch die Verschuldung kletterte infolge der Übernahme wie angekündigt kräftig, weil mit Sprint auch ein hoher Schuldenberg dazukam. Von 77,4 Milliarden Euro nach dem ersten Quartal ging es bei den Nettoschulden bis Ende Juni auf rund 121 Milliarden Euro nach oben. Mit den erwarteten Synergien aus der US-Fusion solle dann unter anderem auch die Schuldenlast wieder sinken, sagte Höttges. Ein großer Teil der Schulden besteht auch in bilanzierten Leasingverträgen, weil nach einer Änderung der Rechnungslegungsvorschriften angemietete Objekte wie Mobilfunkstandorte zu großem Teil wie eigene Vermögensgegenstände behandelt werden müssen.

Der Umsatz im Gesamtkonzern stieg infolge des Zukaufs um 37,5 Prozent auf 27 Milliarden Euro, hierbei stammten 7 Milliarden an Zuwachs aus der Konsolidierung von Sprint. Rechnet man zudem Wechselkursschwankungen heraus, so seien die Erlöse weitgehend stabil geblieben. Das um Sondereffekte und die geänderte Leasingbilanzierung bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich um über die Hälfte auf 9,83 Milliarden Euro.

Im operativen Geschäft machte wie bekannt vor allem die Zahl der Mobilfunkkunden in den USA wegen der Übernahme einen gewaltigen Sprung. Trotz des zeitnahen Verkaufs des Prepaid-Geschäfts von Sprint zum 1. Juli schnellte der Kundenstamm im Vergleich zum Vorquartal von 68,5 auf 98,3 Millionen. T-Mobile US stieg damit bei den Kundenzahlen zum zweitgrößten Mobilfunker in den USA auf - noch vor US-Telekomriese AT&T.

Für den deutschen Markt sprach die Telekom von einem "grundsoliden" Quartal "in der globalen Krise". Der Zuwachs bei den Breitbandkunden sei mit 87 000 Neukunden auf nun 13,9 Millionen Nutzer stärker als bei den Wettbewerbern. Die Mobilfunkserviceumsätze in Deutschland gingen im zweiten Quartal um 1,1 Prozent zurück und hielten sich damit deutlich besser als bei den Rivalen Vodafone und Telefonica Deutschland im gleichen Zeitraum.

Beim weiteren Netzausbau - sowohl bei Breitband als auch 5G - forderte der Telekom-Konzernchef von der Politik mehr Investitionssicherheit. Rund um die Causa Huawei stellte Höttges fest: "Die Deutsche Telekom ist von keinem Ausrüster abhängig". Es gebe immer alternative Anbieter. Der chinesische Netzausrüster wird von der Europäischen Union als Risiko eingeschätzt und ist unter anderem in Großbritannien und den USA vom 5G-Ausbau ausgeschlossen. Im Kern-Netz außerhalb der Funkantennen habe man ohnehin keine chinesischen, sondern vor allem amerikanische Komponenten verbaut, sagte Höttges./ssc/men/jha/

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