Paris aus der Luft.
Mittwoch, 20.02.2013 21:05 von | Aufrufe: 448

ROUNDUP 2: Derbe Abfuhr für Frankreich: US-Manager lästert über Arbeitsmoral

Paris aus der Luft. pixabay.com

(neu: Antwortschreiben des Ministers)

PARIS (dpa-AFX) - Auf der Suche nach einem Investor für eine vor der Schließung stehende Goodyear-Reifenfabrik hat sich die französische Regierung eine derbe Abfuhr eingefangen. Nach mehreren Besuchen des Unternehmens schrieb der Chef des US-Konzerns Titan einen Brief an Industrieminister Arnaud Montebourg, der vor Kritik an Standort und Mitarbeitern nur so strotzt. "Die französischen Beschäftigten bekommen hohe Gehälter, aber sie arbeiten lediglich drei Stunden. Sie haben eine Stunde für ihre Pausen und das Mittagessen, unterhalten sich drei Stunden und arbeiten drei Stunden. Ich habe das den Gewerkschaftern ins Gesicht gesagt und sie haben mir geantwortet, das sei so in Frankreich", steht dort zu lesen.

Weiter geht es mit fast schon beleidigenden Worten. "Denken Sie, wir sind so dumm?", fragt Titan-Chef Maurice M. Taylor in Bezug auf das Übernahmeangebot. "Sie können die sogenannten Arbeiter behalten." Titan werde den Standort Amiens-Nord nicht übernehmen. Taylor warnt gleichzeitig vor einem endgültigen Aus für die Reifenindustrie in Frankreich. Da die Regierung nichts dagegen unternehme, dass subventionierte Ware aus China auf den Markt komme, werde auch der französische Reifenhersteller Michelin (Michelin Aktie) in fünf Jahren nicht mehr in der Lage sein, in seinem Heimatland zu produzieren.

Die französische Regierung wollte den von der Wirtschaftszeitung "Les Echos" veröffentlichten Brief am Mittwoch zunächst nicht kommentieren. Montebourg ließ am Abend allerdings sein Antwortschreiben an Titan-Chef Taylor verbreiten. Darin heißt es unter anderem: "Ihre ebenso radikalen wie beleidigenden Äußerungen zeugen von einer vollkommenen Unkenntnis Frankreichs und seiner soliden Vorteile (...)". Die Attraktivität des Landes sei weltweit anerkannt.

Auch der US-Reifenhersteller Goodyear hatte dies allerdings Ende Januar anders gesehen und die Schließung seines Standortes Amiens mit knapp 1.200 Mitarbeitern angekündigt. Die Unternehmensführung macht offen die Gewerkschaften für das Scheitern von Sanierungsplänen verantwortlich.

Der Ruf des Wirtschaftsstandorts Frankreich hat auch durch den Wahlsieg der Sozialisten vor knapp einem Jahr weiter gelitten. Jüngst kündigte Präsident François Hollande unter anderem ein Gesetz an, das rentablen Unternehmen die Schließung von Standorten sowie Entlassungen erschweren soll./aha/DP/he


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