Bayer HealthCare US-Hauptsitz in Whippany, New Jersey
Donnerstag, 28.02.2013 13:02 von | Aufrufe: 414

ROUNDUP 2: Bayer trotz Gewinnrückgang 2012 zuversichtlich - Aktie auf Rekordhoch

Bayer HealthCare US-Hauptsitz in Whippany, New Jersey ©iStock

(Neu: Aussagen aus Pressekonferenz, Aktienkurs, Analysten, mehr Details)

LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer (Bayer Aktie) blickt trotz eines Gewinnrückgangs im vergangenen Jahr zuversichtlich in die Zukunft. "Wir erwarten für 2013 und darüber hinaus eine Fortsetzung des Rekordkurses", sagte Konzernchef Marijn Dekkers am Donnerstag in Leverkusen. Er sei ungeachtet der Stagnationstendenzen in Europa "sehr zuversichtlich". Im vergangenen Jahr sorgten hohe Belastungen für einen leichten Gewinnrückgang um ein Prozent auf 2,45 Milliarden Euro. Grund waren hohe Rückstellungen für Rechtsfälle im Zusammenhang mit der Verhütungspille Yasmin/Yaz sowie Kosten für den Konzernumbau. Die Sonderlasten verdoppelten sich 2012 mit gut 1,7 Milliarden Euro fast. Operativ blieben die Leverkusener aber auf Kurs und erfüllten die eigenen Ziele sowie - bis auf den Gewinn - auch die Erwartungen der Analysten.

Am Finanzmarkt war die Reaktion ausgesprochen positiv: Bayer-Aktien waren mit einem Kurssprung von 2,63 Prozent auf 75,80 Euro einer der stärksten Werte im Dax. Zeitweise hatte die Aktie mit 76,33 Euro ein neues Rekordhoch erreicht. Händler und Analysten zeigten sich eher positiv überrascht. Nach Einschätzung von DZ-Bank-Analyst Peter Spengler wurden die Erwartungen erfüllt - sowohl für 2012 als auch beim Ausblick. Die frisch gesteckten Ziele für 2015 seien teils sogar einen Tick optimistischer. Auch Jeremy Redenius von Bernstein bezeichnete die längerfristigen Ziele als etwas höher als gedacht. Der Ausblick auf das laufende Jahr sei wie erwartet ausgefallen. Für Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff ist Bayer damit konservativ geblieben.

WEITERE ZUWÄCHSE ERWARTET

Im Jubiläumsjahr 2013 will Bayer die Rekordfahrt fortsetzen und setzt dabei vor allem auf neue Produkte. Vor 150 Jahren war Bayer als kleine Farbenfabrik in Wuppertal Barmen gegründet worden. Auch heute sei es wichtig, ein diversifiziertes Geschäftsmodell zu haben. Dies sorge für eine Risikoverteilung, erklärte Dekkers mit Blick auf die drei Teilkonzerne, Gesundheit, Agro und Kunststoffe. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sowie vor Sonderposten dürfte 2013 im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. 2012 war der entsprechende Wert um 8,8 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro geklettert.

Der Umsatz wuchs dank florierender Agrogeschäfte und eines starken Gesundheitsgeschäfts genau so stark und legte auf den Rekordwert von knapp 40 Milliarden Euro zu. Treiber waren die Wachstumsmärkte, auf die inzwischen mehr als ein Drittel der Umsätze entfällt. Auch Währungseffekte machten sich mit abgeschwächter Tendenz zum Jahresende positiv bemerkbar. 2013 soll der Umsatz bereinigt um vier bis fünf Prozent auf rund 41 Milliarden Euro klettern. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie erwartet Bayer ein Plus im oberen einstelligen Prozentbereich. Einen weiteren Anstieg von Umsatz und EBITDA vor Sondereinflüssen sieht Bayer 2014.

AGROGESCHÄFT TREIBER

Im vergangenen Jahr war das Agrogeschäft (CropScience) der entscheidende Treiber. Hohe Preise für Agrargüter sorgten bei den Bauern für Anreize zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und speziellem Saatgut. Doch auch das Gesundheitsgeschäft (HealthCare) und das klassische Kunststoffgeschäft (MaterialScience) legten bei Umsatz und bereinigtem Ergebnis zu. Die sogenannten Life-Science-Geschäfte entwickelten sich wieder besonders dynamisch. Im Pharmageschäft profitierte Bayer auch von der Einführung neuer Produkte. Gesundheitsreformen wie etwa die Zwangsrabatte in Deutschland dämpften aber die Entwicklung in Europa, der Umsatz stagnierte.

Die Einführung neuer Produkte und weitere Sparmaßnahmen der Politik dürften das Gesundheitsgeschäft auch im laufenden Jahr prägen. Kleinere und mittlere Zukäufe zur Ergänzung des Geschäfts bleiben ebenfalls auf der Agenda. Den fünf neuen Pharma-Produkten - darunter etwa der Gerinnungshemmer Xarelto - traut der Konzern insgesamt Spitzenumsätze von mehr als 5,5 Milliarden Euro zu. Allein für Xarelto visiert Bayer mehr als zwei Milliarden Euro an. Diese sollen Ende dieses Jahrzehnts erreicht werden, erklärte Dekkers. 2015 sollen mit den fünf neuen Produkten bereits mehr als 2,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt werden. Im Schnitt dürfte der Umsatz bis 2015 bereinigt jährlich um etwa sechs Prozent klettern und sich die Profitabilität weiter erhöhen.


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Auch das Bayer-Agrogeschäft dürfte schneller als der Markt wachsen, erklärte Dekkers. Währungsbereinigt dürfte das Wachstum hier bis 2015 im Schnitt bei rund sechs Prozent bei einer bereinigten EBITDA-Marge von rund 24 Prozent liegen. Auch hier sei der Nachschub an neuen Produkten gesichert. Dekkers bezifferte hier das Spitzenumsatzpotenzial für Produkte, deren Vermarktung in den Jahren 2011 bis 2016 beginnt, unverändert auf über vier Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund sei er auch für die weitere Entwicklung optimistisch, erklärte er.

EFFIZIENZMASSNAHMEN BEI KUNSTSTOFFEN

Nicht ganz so rund läuft es unterdessen im Kunststoffgeschäft. Hier erwarte Bayer zwar einen höheren Absatz. Mit Kostensenkungen will der Konzern aber der Entwicklung der eigenen Produkte hin zu gebräuchlicheren Kunststoffen begegnen. Bis 2015 solle die Marge um 1,5 Prozentpunkte gesteigert werden, was gemessen am bereinigten EBITDA etwa Einsparungen von 150 bis 200 Millionen Euro entspricht. Die Maßnahmen zielten aber nicht auf die Mitarbeiterzahl ab. Bereits im vergangen Jahr konnte der Konzern die Preise im Raum Asien/Pazifik im Gegensatz zum Rest der Welt nicht erhöhen. Insgesamt verbesserte sich aber die Profitabilität. Die derzeit hohen Kapazitäten auf dem Weltmarkt dürften in den kommenden Jahren aber von der weltweit steigenden Nachfrage absorbiert werden, erwartet Bayer.

Eine Belastung bleiben für den Konzern mit weltweit 110.500 Mitarbeitern aber Rechtsstreitigkeiten in den USA. Bis Mitte Februar zahlte der Konzern allein für Vergleiche im Zusammenhang mit der Verhütungspille Yasmin/YAZ in den USA rund eine Milliarde US-Dollar. Mitte Februar lag die Zahl der Klagen in den USA bei rund 13.600. Bis zum 12. Februar habe Bayer ohne Anerkennung einer Haftung Vergleiche mit 4.800 Anspruchsstellerinnen in den USA vereinbart. Ähnliche vergleichswürdige Fälle (venöse Blutgerinnsel) seien noch bei rund 3.200 Antragstellerinnen möglich. Kläger bringen die Pillen in Zusammenhang mit starken Gesundheitsschäden bis hin zum Tod./jha/ep/kja

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