Bayer-Werbung auf dem DOB-Hochhaus
Dienstag, 04.08.2020 15:49 von | Aufrufe: 495

ROUNDUP 2: Bayer senkt Ausblick wegen Corona - Milliardenverlust wegen Glyphosat

Bayer-Werbung auf dem DOB-Hochhaus ©Creative Commons Public Domain Mark 1.0

(neu: weitere Details zum Pharmageschäft im dritten Absatz, Äußerungen zum Glyphosatstreit aus der Telefonkonferenz im 12. Absatz, Kurs aktualisiert.)

LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie hinterlässt bei Bayer (Bayer Aktie) Spuren: Auch wegen der Belastungen in der Pharmasparte durch verschobene Behandlungen blickt der Agrarchemie- und Pharmakonzern vorsichtiger auf das Gesamtjahr. Analysten hatten zwar durchaus eine Anpassung der Ziele auf dem Schirm. Im Mittel waren sie für 2020 aber etwas optimistischer als es Bayer nun ist. Zudem brockten die angestrebte Einigung im US-Glyphosatstreit sowie andere Rechtsfälle dem Dax -Konzern im zweiten Quartal einen Milliardenverlust ein. Für die Aktien ging es bis zum Nachmittag um gut drei Prozent nach unten.

Die Verschiebung vieler nicht dringend notwendiger Behandlungen und die Angst vieler Menschen vor Arztbesuchen während der Corona-Pandemie hinterließen im zweiten Quartal im Pharmageschäft insbesondere beim Augenmedikament Eylea - neben dem Gerinnungshemmer Xarelto eigentlich einer der Wachstumstreiber der Sparte - Spuren. Aber auch der Absatz von Verhütungsmitteln für Frauen ging deutlich zurück.

Hinzu kam ein neues nationales Programm Chinas zum Großeinkauf bestimmter Medikamente, das unter anderem zu einem deutlichen Rückgang bei den Verkaufspreisen für das Diabetesmittel Glucobay führte. Höhere Verkaufsmengen durch die Teilnahme an dem Programm konnten das nicht aufwiegen.

Im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten hielten sich die Kunden auch ein wenig zurück. Das lag aber vor allem daran, dass sich der Handel im ersten Quartal wegen der Corona-Pandemie schon reichlich eingedeckt hatte und nun erst einmal die Lagerbestände abbauen muss. Insgesamt blieben die Medizingeschäfte von Bayer denn auch hinter den Erwartungen zurück.

Besser als von Analysten gedacht lief es hingegen in der Agrarsparte. Das lag an guten Geschäften etwa mit Mais-Saat in Brasilien, an einer Erholung der Sojasamen-Nachfrage in Nordamerika sowie einer robusten Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln. Zudem kommt Bayer bei der Integration des 2018 übernommenen US-Saatgutkonzerns Monsanto schnell voran, was Kosten spart.

Insgesamt fiel der Konzernumsatz im zweiten Quartal um 6,2 Prozent auf rund 10 Milliarden Euro, wie Bayer am Dienstag in Leverkusen mitteilte. Aus eigener Kraft - also Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe herausgerechnet - war es ein Minus von 2,5 Prozent. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten stieg auch dank Kostensenkungen im Zusammenhang mit der Monsanto-Integration um 5,6 Prozent auf 2,88 Milliarden Euro. Während der Umsatz hinter den durchschnittlichen Analystenschätzungen zurückblieb, lag das operative Ergebnis leicht darüber.

Angesichts der teils holprigen Entwicklung im Tagesgeschäft peilt das Management nun 2020 vor Wechselkurseffekten sowie dem Zu- und Verkauf von Unternehmensteilen ein Umsatzwachstum von 0 bis 1 Prozent auf 43 bis 44 Milliarden Euro an. Bisher waren 44 bis 45 Milliarden Euro geplant gewesen. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sollen davon weiter etwa 28 Prozent hängen bleiben, womit sich ein operatives Ergebnis von etwa 12,1 Milliarden Euro ergäbe. Bislang waren hier 12,3 bis 12,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden.

Unter dem Strich dürfte 2020 aber ein dickes Minus stehen, nachdem Sonderaufwendungen von 12,5 Milliarden Euro hauptsächlich für Rechtsstreitigkeiten Bayer im zweiten Quartal einen hohen Verlust von 9,5 Milliarden Euro eingebrockt haben. Vor einem Jahr war es noch ein Plus von rund 400 Millionen Euro gewesen.


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Werbung

Weiter aufwärts?

Kurzfristig positionieren in Bayer AG
UM2N01
Ask: 0,59
Hebel: 4,34
mit moderatem Hebel
Zum Produkt
Smartbroker
UBS
Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie hier: UM2N01,. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung. Der Emittent ist berechtigt, Wertpapiere mit open end-Laufzeit zu kündigen.

Kurse

27,35
+1,41%
Bayer AG Chart

Ende Juni hatte Bayer Einigungen in US-Rechtsstreitigkeiten um die Unkrautvernichter Glyphosat, Dicamba sowie PCB angekündigt. Der weitaus teuerste Streit ist dabei derjenige um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter. Hier wackelt allerdings der angestrebte Vergleich mit der Mehrzahl der Kläger.

So störte sich der zuständige Bundesrichter Vince Chhabria an dem Teil der Vereinbarung, der mögliche künftige Fälle abdeckt. Dabei geht es um die Bildung eines unabhängigen Wissenschaftsgremiums, das entscheiden soll, ob der Glyphosat-Unkrautvernichter Roundup Lymphdrüsenkrebs verursacht, und falls ja, ab welcher Dosis er gefährlich werden kann.

Angesichts der Skepsis des Richters zog Bayer den Antrag auf Zustimmung zum Umgang mit den möglichen künftigen Fällen zurück, für deren Beilegung 1,25 Milliarden US-Dollar geplant waren. Damit ändert sich eigentlich zwar nichts an der Einigung mit dem Großteil der insgesamt etwa 125 000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen, für die bis zu 9,6 Milliarden Dollar (Dollarkurs) (8,1 Mrd Euro) vorgesehen sind.

Allerdings hatte Bayer-Chef Werner Baumann immer wieder betont, dass mit einer groß angelegten Einigung auch künftige Rechtsstreitigkeiten beigelegt werden müssten. Das tat er auch am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Der Ansatz bleibe, eine umfassende Lösung zu finden, sagte der Manager. Ein neuer Vorschlag werde mit den Repräsentanten künftiger Fälle besprochen.

Der reduzierte Jahresausblick sowie die andauernden Glyphosat-Rechtsrisiken dürften vorerst weiter auf dem Aktienkurs lasten, schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in einer Studie.

So war die Ankündigung des Glyphosat-Vergleichs Ende Juni angesichts der vielen verbleibenden Fragezeichen nicht zum erhofften Befreiungsschlag für die Anteilscheine des Konzerns geworden. Inklusive des Kursverlustes von mehr als drei Prozent auf 56,65 Euro infolge der Senkung des Jahresausblick am Dienstag summieren sich die Verluste seit dem Juni-Hoch von 73 Euro nun schon auf fast ein Viertel./mis/men/he

Werbung

Mehr Nachrichten zur Bayer Aktie kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.


Andere Nutzer interessierten sich auch für folgende News