Eine Bitcoin-Münze und ein Hügel aus Gold.
Dienstag, 28.11.2017 11:29 von | Aufrufe: 5321

Phänomen Kryptowährung: Was hat es mit dem Kryptohype auf sich?

Eine Bitcoin-Münze und ein Hügel aus Gold. - © gettyimages.de / bodnarchuk

Das System Kryptowährung

Sie sind der Trend des Jahres 2017: Kryptowährungen. Insgesamt existieren inzwischen rund 1.300 Kryptowährungen. Diese digitalen Währungen, die durch Kryptografie abgesichert sind, werden durch verschlüsselte Codes meist dezentral digital gespeichert. Die meisten von ihnen basieren auf sogenannten Blockchains, dezentralen Datenbanken, die stetig wachsende Listen von Datensätzen enthalten. Die wohl älteste und bekannteste dieser Blockchains ist die Bitcoin-Blockchain. Dabei werden neue Blöcke geschaffen und über das Netzwerk an die Kette angehängt. Jeder neue Block muss dabei verifiziert werden. Diese zeit- und energieaufwändige Verifizierung wird als „Mining“ bezeichnet. Die Bitcoin-Menge ist auf 21 Millionen Bitcoins begrenzt. Die Schätzungen, wann dieser Grenzwert erreicht sein dürfte, gehen weit auseinander.

Kryptowährungen erwecken als Spekulationsobjekt bei Anlegern großes Interesse und legten zuletzt stark an Wert zu. Mit den steigenden Kursen wächst auch die Anzahl derer, die mit den Digitalwährungen viel Geld machen konnten. Viele davon investieren das Geld wiederum ihr Geld in Unternehmen, die auf Kryptowährungen oder Blockchain-Technologie spezialisiert sind. Somit treiben genau diese Anleger das System rund um die digitalen Währungen stetig an. Auch die Anzahl der Unternehmen und Projekte in dem Bereich steigt immer weiter an. Darüber hinaus boomt derzeit auch das sogenannte ICO-Funding. ICO steht für „Initial Coin Offering“ und bezeichnet virtuelle Börsengänge durch die Ausgabe virtueller Währungen, sogenannten Tokens. Allein 2017 haben Unternehmen bereits rund drei Milliarden Dollar durch ICOs eingesammelt.

Wie der Hype entstand

Viele politische aber auch wirtschaftliche Unsicherheiten tragen dazu bei, dass der Kurs von Kryptowährungen und allen voran Bitcoin in die Höhe schnellt. Insbesondere als mögliche Alternative in Krisenzeiten erfreuen sich Digitalwährungen aktuell immer größerer Beliebtheit. Eigentlich sind Gold oder Silber sehr beliebte Krisenwährungen, da deren Wert in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten in der Regel steigt oder stabil bleibt. Anleger, die solche Krisen fürchten, haben nun in Bitcoin, Ethereum und Co. Alternativen gefunden. Wie bei Gold und Silber ist die Menge der verfügbaren Währungseinheiten begrenzt. Während Bitcoin 2011 noch für einen Schnäppchenpreis von rund acht Euro zu haben war, kostet eine Einheit der Kryptowährung inzwischen mehr als 8.000 Euro.

Der Bitcoin wurde mutmaßlich von Satoshi Nakamoto entwickelt, wobei es sich allerdings um ein Pseudonym handelt. 2009 startete der Bitcoin als erste digitale Währung. Inzwischen ist die Familie der Kryptowährungen weiter gewachsen. Darunter befinden sich bekannte Vertreter wie Ethereum oder Ripple aber auch exotischere wie beispielsweise FuzzBalls oder Wild Beast Rock. Die Idee für eine Digitalwährung kam erstmals während der Finanzkrise auf. Auslöser war eine E-Mail von Nakamoto im Oktober 2008, in der es hieß, dass er an einem neuen elektronischen Bezahlungssystem gearbeitet habe, welches auf gleichberechtigten Rechner-zu-Rechner-Verbindungen beruhe. Neben Nakamoto behaupten jedoch immer wieder Personen von sich, die berühmte Kryptowährung erfunden zu haben. Wer allerdings wirklich dahinter steckt ist mangels Beweisen auch heute noch unklar.

Was macht Kryptowährungen so attraktiv?

Unser soziales und berufliches Leben, unser Alltag, werden immer digitaler. Ein Trend unserer Zeit ist die Digitalisierung. Immer mehr Unternehmen verschiedenster Branchen, wie beispielsweise Facebook oder Electronic Arts, springen auf diesen Zug auf und schaffen digitale Welten. Es wird per PC oder Smartphone gekauft, bezahlt, gearbeitet, kommuniziert, gespielt und konsumiert. Wir verbringen jeden Tag viele Stunden im World Wide Web. Das sind die perfekten Voraussetzungen für digitale Währungen, die nach Ansicht ihrer Befürworter von dieser Entwicklung profitieren. Darin liege auch der wesentliche Vorteil gegenüber materiellen Werten, wie beispielsweise Gold, da diesen der Zugang zur virtuellen Welt fehle.

Das Beispiel Bitcoin zeigt wie eine Kryptowährung, die bis vor wenigen Jahren nur den wenigsten Leuten ein Begriff war, ungeahnte Höhen erreichen kann. Beim Bitcoin-Kurs ist derzeit alles möglich - je nach Interesse. Viele Fans von Kryptowährungen glauben fest daran, dass die Welt inzwischen eine Alternative zu den „Klassikern“ Euro, Dollar, Gold und Co. braucht. Diese Alternative sehen sie in digitalen Währungen, die nicht an Staaten, Grenzen oder besondere Regulierungen gebunden sind. Kryptowährungen können nicht beliebig vermehrt werden, was ihnen einen gewissen Schutz vor Inflation bietet. Des Weiteren erhalten Digitalwährungen die Anonymität der Beteiligten bei Transaktionen, da zwischen Sender und Empfänger keine Daten ausgetauscht werden.

Was sagen Kritiker?

Das Konzept einer nicht-physischen, digitalen Währungen weckt allerdings auch Skepsis. Kritische Stimmen warnen vor enormen Preisschwankungen. Erst vor kurzem hatte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele der Nachrichtenagentur dpa zufolge in einem Gastbeitrag für den Ifo-Schnelldienst gesagt, dass Bitcoin kein Geld sei, sondern ein Spekulationsobjekt. Eben wegen der starken Schwankungen im Wert stellen Kritiker die Akzeptanz einer digitalen Währung als anerkanntes Zahlungsmittel infrage. Diese Skepsis spiegelt sich auch im tatsächlichen Umsatz normaler Einkäufe mit Bitcoin wider sowie im alltäglichen Geschäft. In Deutschland akzeptieren bislang laut „BTC-Echo“ nur etwa 170 Geschäfte und Online-Händler Bitcoin als Zahlungsmittel. Viele Normalverbraucher scheuen sich zudem vor der Lagerung von Bitcoins oder auch anderer Kryptowährungen über sogenannte Wallets.

Kritiker warnen außerdem eindringlich vor möglichen Spekulationsblasen bei Kryptowährungen, zumal derzeit keine Möglichkeit bestehe, wirklich stabilisierend im Markt einzugreifen. Auch die Anonymität von Transaktionen könne problematisch sein, denn wenn Transaktionen und Besitz nicht nachvollziehbar sind, erschwert dies auch die Erhebung von Steuern und Zurverfügungstellung sozialer Leistungen und öffentlicher Güter durch den Staat. Die Anonymität machen Kryptowährungen zudem auch als Zahlungsmittel von Kriminellen oder als Mittel zur Terrorismusfinanzierung leicht handhabbar.

Hype oder Trend: Sind Kryptowährungen unsere Zukunft?

Der Hype um Kryptowährungen ist groß, hat aber seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Es halten sich derzeit zum Beispiel hartnäckig Gerüchte, dass der Onlinehändler Amazon darüber nachdenke, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, wie die „Welt“ Ende Oktober erfahren haben will. Eine offizielle Bekanntmachung seitens Amazon blieb bislang zwar aus, die Gerüchteküche brodelt dennoch weiter. Darüber hinaus erfreuen sich Kryptowährungen bei Anlegern auch aufgrund der wachsenden Verschuldung von Staaten immer größerer Beliebtheit, denn durch die limitierte Geldmenge könnte zu hohe Staatsverschuldung begrenzt werden. Die Attraktivität von Kryptowährungen kann also auch ein Zeichen des Misstrauens gegenüber der Politik der Zentralbanken sein. Ein Hindernis, dass der Akzeptanz von Bitcoin und digitalen Währungen als Zahlungsmittel derzeit im Wege steht, sind allerdings die extremen Wertschwankungen.


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Kurse

Wenn auch viele Fans das bisherige Ausbleiben staatlicher Regulierungen und Verbote bei Kryptowährungen schätzen, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass diese in Zukunft noch folgen werden, sollte das System Kryptowährung weiter so rasant wachsen. Das wiederum würde aber auch die Attraktivität digitaler Währungen mindern. Für Krypto-Fans besteht derzeit allerdings noch kein Grund zur Sorge: Ein grundsätzliches Verbot von Kryptowährungen steht nicht zur Debatte. Und auch wenn Bitcoin, Ethereum und Co. nicht irgendwann als allgemeines Zahlungsmittel akzeptiert werden sollten, so besteht immer noch die Möglichkeit als alternative Wertaufbewahrung zu Gold. Festzuhalten ist, dass das Phänomen Kryptowährung uns noch eine ganze Weile begleiten wird, denn erst seit kurzem kommt eine immer größere Anzahl von Menschen mit den verschiedenen Digitalwährungen und Blockchain-Technologien in Berührung. Entwickler, Unternehmen und Anleger springen auf diesen Zug auf und sehen im Kryptohype Zukunftspotenzial.

Werbung

Mehr Nachrichten zum Kurs BTC/EUR (Bitcoin / EURO) kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.


Andere Nutzer interessierten sich auch für folgende News