Der größte Einzelhändler der Welt, Walmart, scheint seinen Krypto-Kurs wieder aufzunehmen. So machte unter anderem eine Jobausschreibung für Krypto-Spezialisten die Runde. Warum der Konzern im Krypto-Sektor unterschätzt wird und wie seine Strategie für eine eigene Kryptowährung aussehen könnte.
Walmart hat nicht die Strahlkraft von Amazon, Facebook und erst recht nicht die von Tesla. Wenn es um die Krypto-Etablierung durch Konzerne geht, dann liegt der Fokus eher auf den Tech-Giganten als auf der bodenständigen Supermarktkette – zu Unrecht. Während die Krypto-Einführung bei Amazon nur im Bereich der Gerüchte bleibt, Tesla lediglich Bitcoin als Unternehmensrücklage erwirbt und Facebook seit vielen Monaten via Diem Association mit den Regulatoren kämpft, hat Walmart gute Chancen – weniger spektakulär, aber ganz pragmatisch – die Bitcoin- und Krypto-Adoption mehr als alle anderen auszubauen.
Walmart zählt zu den weltweit ersten Konzernen, die sich ernsthaft mit der Blockchain-Technologie auseinandergesetzt haben. Seit 2016 führt der Konzern regelmäßig Blockchain-Tracking-Tests durch, von Schweinehälften bis hin zu Medikamenten. Im August 2019 folgte dann der erste große Paukenschlag. Anstatt Supply-Chain-Tests auf dem Vechain Blockchain-Protokoll oder der DLT-Lösung von IBM durchzuführen, stellte Walmart einen Patentantrag für einen Stablecoin. Im Gegensatz zu Facebooks Diem – ehemals Libra – blieb es aber still.
Das Schweigen des Konzerns zum eigenen Kryptowährungsprojekt respektive das Unterlassen weiterer Schritte – zumindest nach öffentlich verfügbaren Informationen – lässt vor allem folgende Rückschlüsse zu:
Natürlich können auch noch andere Aspekte eine Rolle in der bisherigen Krypto-Zurückhaltung gespielt haben – im Zweifel ganz triviale wie die Behäbigkeit eines Großkonzernes – doch haben sich zumindest die oben genannten Punkte deutlich zum Positiven gewendet. Die Stimmung am Markt und vor allem Offenheit von Unternehmen hat sich signifikant zum Positiven gewendet. Die Politik schießt zwar nicht weniger heftig gegen Kryptowährungen. Dennoch wird gleichzeitig klar, dass sie einen rechtlichen Rahmen schafft, der einem eher konservativen Konzern wie Walmart bessere Planungssicherheit bietet. Zudem konnte sich die Blockchain-Technologie in den letzten zwei Jahren deutlich weiterentwickeln und praktikablere Anwendungen ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein inzwischen ausreichend hoher Reifegrad für Walmart entwickelt hat, hat zugenommen.
Entsprechend passt auch die neue Jobausschreibung von vorherigem Sonntag ins Bild, die einen Experten für die Krypto-Strategie des Konzernes vorsieht. Zumal mit dem eigenen und erst in diesem Jahr gegründeten Fintech Hazel, die Basis für diverse Bankdienstleistungen gelegt werden soll. Auch Krypto-Dienstleistungen behält sich das Walmart Fintech vor.
Dass ein Einstieg in den Finanzsektor für Walmart Sinn ergeben kann, liegt auf der Hand: Der Konzern ist nicht nur die umsatzstärkste Einzelhandelskette der Welt, sondern auch der größte private Arbeitgeber. Nicht umsonst hatte der Konzern in der Vergangenheit versucht eine Banklizenz zu erhalten, was allerdings in den frühen 2000er Jahren scheiterte.
Kaum ein anderes Unternehmen kann auf ein vergleichbares Ökosystem an Kunden und Mitarbeiter zurückgreifen. Mehr als 2,3 Millionen Menschen arbeiten für den Konzern – mehr als Nationen wie Slowenien oder Estland Einwohner haben. Diese können von Beginn an in das Krypto-Ökosystem von Walmart integriert werden.
Rund 220 Millionen Kunden pro Woche frequentieren eines der rund 10.500 Walmart-Geschäfte. Bei keinem anderen Unternehmen dürften mehr physische Kontaktflächen beziehungsweise Ansprachen möglich sein, als bei Walmart. Prämienangebote für Kunden, die mit dem “hauseigenen Stablecoin” bezahlen – und dadurch dem Konzern Milliarden an Transaktionsentgelten für VISA und Co. sparen könnten – könnten schnell eine kritische Masse an Kunden überzeugen.
Walmart dürfte es dabei nicht nur darum gehen Transaktionsentgelte zu sparen. Um das volle Potenzial von programmierbarem Geld und programmierbaren Infrastrukturen zu nutzen, ließen sich neben Kundenbindungsprogrammen durch beispielsweise Prämien und Rabatte, auch komplexere Finanzanwendungen wie Kleinstkredite abbilden. Insbesondere in den USA sind bei vielen Menschen Konsumkredite weit verbreitet.
Gleichzeitig ist der Zugang zu Finanzdienstleistungen für die finanzielle Unterschicht nicht so ausgebaut wie beispielsweise in Deutschland. Um dennoch Bankdienstleistungen wahrzunehmen, müssen teils hohe Gebühren ausgegeben werden. Folglich könnte sich der Konzern damit noch mehr Marktanteile mithilfe der ärmeren Bevölkerung im Einzelhandel als auch im Finanzsektor sichern.
Auch wenn noch niemand genau sagen kann wie die Kryptowährung – laut Patentantrag soll es wahrscheinlich ein Stablecoin sein – und die dazugehörige Krypto-Strategie aussehen werden, bietet kaum ein anderes Unternehmen auf der Welt ein größeres Potenzial für die weltweite Krypto-Etablierung als Walmart. Seiner Schlagkraft dürfte sich der Konzern Bewusst sein, weshalb nicht davon auszugehen ist, dass Walmart etwas überstürzen wird.
Mit einer schnellen Einführung, womöglich noch in 2021, ist daher eher nicht zu rechnen. Zumal man sicherlich sein Fintech Hazel zu einer gewissen Reife führen möchte, um gegebenenfalls auch darüber Krypto-Dienstleistungen anzubieten.
Unter Umständen wird man auch den Start von Facebooks Diem abwarten, um noch besser aus den Fehlern der anderen zu lernen. Wer weiß, wenn die Konzerninfrastruktur schon auf digitale Assets ausgebaut wird, dann könnte auch die Akzeptanz von Bitcoin und anderen Kryptowährungen in Zukunft eine wahrscheinliche Option sein.
Der Beitrag Nicht Amazon, sondern Walmart: Kommt bald die eigene Kryptowährung? erschien zuerst auf BTC-ECHO.
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