Herr K. hat von seiner Frau zu Weihnachten ein „Schnupper-Coaching“ geschenkt bekommen. Ein Kollege ermutigt ihn auch noch zu dieser Selbstoptimierung eines modernen Mannes. Seine Erwartungen werden nicht ganz erfüllt.
Berger aus dem Marketing lässt sich neuerdings coachen. „Ernährung, Outfit, Sport, Business-Englisch, Work-Life-Balance – alles“, strahlt er obligatorisch braun gebrannt nach seinen Skiferien in Lech. Übrigens gebe es schon Urlaubsziel-Coachings. „Ist ja nicht ganz unwichtig, neben wem man in der Sonne liegt“, sagt Berger und knufft Herrn K. auf dem Flur in die Seite.
Berger tänzelt, links, rechts, haha, immer auf dem Sprung, aber dabei natürlich super-sympathisch, weil er sich auch „in Performance-Fragen“ hat coachen lassen. Wenn Berger eine empathische Raubkatze ist, würde sich Herr K. selbst vielleicht als Schabrackentapir sehen. Nur gut, dass sogar er von seiner Frau zu Weihnachten einen Gutschein für ein „Schnupper-Coaching“ geschenkt bekommen hat.
Früher hätte das gewirkt wie ein mehrteiliges Deo-Set – ein deutlicher Wink in der Art: „Wir haben dich alle lieb, du riechst nur ein bisschen streng.“ Aber inzwischen ist es „gesellschaftsfähig“ geworden und ein „Massenmarkt“, schrieb jüngst die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“... also Coaching, nicht Transpiration.
„Es geht nicht um Defizite, sondern um Selbstoptimierung“, hat ihn Berger noch ermutigt. Coaching ist nicht mehr peinliche Nachhilfe, sondern cooles Modul zur Effizienzsteigerung. So steht Herr K. wenige Tage später in einem Altbau-Hausflur. Das Effizienz-Modul riecht in seinem Fall nach kalten Kohlrouladen.
Er hatte auf ein Loft mit Stahlrohrmöbeln gehofft. Es wird dann nur ein zugiges Bügelzimmer, das aussieht, als werde es schon sehr lange eher fragwürdig von der Steuer abgesetzt. Herrn K.s Coach heißt Maik und war laut seiner Homepage mal ein „bekannter Rundfunkmoderator“. Coaches sind das ja gern: Ex-Vorstände, -TV-Größen, -Sportler, Ex-Irgendwasse eben.
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