US-Justiz legt die Latte hoch
Freitag, 16.09.2016 12:40 von | Aufrufe: 1973

Kurssturz bei der Deutschen Bank: US-Justiz fordert 14 Milliarden Dollar

US-Justiz legt die Latte hoch - © The World in HDR Shutterstock.com

Die erste Latte liegt hoch und übersteigt die Gesamtsumme an Rückstellungen der deutschen Bank bei weitem. Die Stellungnahme des Geldhauses ist eindeutig: "[...] auf keinen Fall [beabsichtige man] diese zivilrechtlichen Ansprüche in einer Höhe zu vergleichen, die auch nur annähernd der genannten Zahl entspricht." Doch wie viel Verhandlungsspielraum dem Geldinstitut tatsächlich bleibt, lässt sich zum jetzigen Beginn der Verhandlungen noch nicht klar vorhersagen. 

Deutsche Bank rechnet mit deutlich geringerer Summe

Laut dem "Wall Street Journal" sei es üblich, dass die anfänglichen Forderungen des US-Justizministeriums viel höher ausfallen, als die letztendlichen Vergleichssummen. Unter Berufung auf Insiderkreise berichtet die Zeitung, dass die Anwälte der Deutschen Bank mit einer Summe von lediglich zwei bis drei Milliarden Dollar rechnen, um den Streit beizulegen. Die Deutsche Bank selbst hält sich bedeckter und erwartet ein Verhandlungsergebnis, "das im Bereich [der] Wettbewerber liegt, die sich mit dem US-Justizministerium bereits auf deutlich niedrigere Beträge geeinigt haben." Die US-Investmentbank Goldman Sachs stimmte beispielsweise im April einem Vergleich in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar zu. Das höchste Bußgeld wurde 2014 von der Bank of America gezahlt. 16 Milliarden US-Dollar kostete sie ein Fall, der jedoch mit dem der Deutschen Bank nur schwer vergleichbar ist. 

Gesamtrückstellung von 5,5 Milliarden Euro

Unter Berücksichtigung der Gesamtrückstellungen zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten wird deutlich, unter wie viel Druck die Deutsche Bank steht, die Vergleichssumme zu senken. Insgesamt hat das Geldinstitut derzeit 5,5 Milliarden Euro beiseitegelegt. Welcher Betrag konkret für den US-Hypothekenstreit kalkuliert wird, ist nur innerhalb der Bank bekannt. Eine weitere größere Summe dürfte für den Fall einer möglichen Verurteilung wegen Geldwäsche in Russland reserviert sein. Aufgrund eines Verdachts wird dort gegenwärtig gegen die Deutsche Bank ermittelt. Sollte der US-Vergleichsbetrag die budgetierte Summe übersteigen, könnte es für das Finanzinstitut kritisch werden. Als eine der am schwächsten kapitalisierten Großbanken Europas rechnen Marktteilnehmer mit Diskussionen um eine Kapitalerhöhung, sollte der kalkulierte Betrag deutlich überstiegen werden.

Zeitdruck und schwieriges Umfeld

Doch abgesehen von der anfänglichen Forderungssumme könnten auch die übrigen Rahmenbedingungen zum Verhandlungsstart für die Deutsche Bank besser aussehen. Noch im Laufe dieses Jahres möchte Vorstand John Cryan die größten noch ausstehenden Rechtsstreitigkeiten beilegen, wozu der Hypotheken-Streit eindeutig gehört. Neben dem selbstverursachten Zeitdruck weist Analyst Jacques-Henri Gaulard vom Analysehaus Kepler Cheuvreux jedoch auch auf das schwierige politische Umfeld hin: Sowohl die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen als auch die Forderung der EU-Kommission gegenüber Apple schaffen ungünstige Ausgangsvoraussetzungen. Dennoch erwartet der Analyst eine niedrigere Vergleichssumme. 

Hintergrund der Forderung

Grund für den Streit mit der US-Justiz sind zivilrechtliche Ansprüche, die mit der Ausgabe von hypothekengesicherten Wertpapieren in den Jahren 2005 bis 2007 in Verbindung stehen. Laut den Vorwürfen solle die Deutsche Bank Anlegern gegenüber die mit den komplexen Anlagepapieren verbundenen Risiken verharmlost haben und mit ihren fragwürdigen Geschäften zum Zusammenbruch des amerikanischen Häusermarktes beigetragen haben, der als Auslöser für die globale Banken- und Finanzkrise im Jahre 2008 gilt.

 

 


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