Montag, 26.11.2018 12:19 von Frankfurter Börsenexperten | Aufrufe: 762

Scale-Monatsbericht: Nicht alle im Sog der Märkte

Auch die Scale-Aktien leiden unter der allgemein schlechten Stimmung an den Börsen. Manche schlagen sich aber noch erstaunlich gut. Analysten sehen weiter für viele hohes Kurspotenzial.

26. November 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die generelle Unsicherheit an den Märkten macht auch vor dem Scale-Segment mit Aktien kleinerer und mittelgroßer Unternehmen nicht halt. Der Scale All Share-Index, der die Entwicklung aller Scale-Aktien widergibt, liegt am Freitagmorgen bei 1.092 Punkten, vor einem Monat waren es noch 1.169. Seit Start des Börsensegments im März 2017 ist das Plus damit auf knapp 10 Prozent geschrumpft. Auch der Auswahlindex Scale 30 liegt mit aktuell 960 Punkten deutlich unter dem 1.063-Punkte-Niveau vor einem Monat.

Dahinter verstecken sich aber weiter ganz unterschiedliche Entwicklungen: hohe Gewinne und heftige Verluste. Spitzenreiter auf Sicht von zwölf Monaten bleibt das Fondsemissionshaus Lloyd Fonds mit einem Plus von 97 Prozent. Auf Platz zwei und drei stehen nun der Anbieter von Videosystemen artec technologies (WKN 520958) mit 44 Prozent und der Wohnimmobilienentwickler Noratis (WKN A2E4MK) mit 24 Prozent.

Aufholen in schwierigem Umfeld

Auf Dreimonatssicht hat sich im Spitzenbereich einiges getan: Deutlich erholen konnte sich der Immobilieninvestor Publity (WKN 697250), der nun mit einem Plus von 85 Prozent auf Platz eins steht - allerdings ist mit dem jüngsten Kursanstieg nur ein Teil der heftigen Verluste in diesem Jahr wettgemacht. Auf Publity folgt das Fintech-Unternehmen The Naga Group (WKN A161NR), ebenfalls mit zuvor drastischen Verlusten, mit einem Plus von 34 Prozent und artec technologies mit 5 Prozent. The Naga Group ist auf Sicht von zwölf Monaten aber weiter Schlusslicht, gefolgt vom Streaming-Dienst Pantaflix (WKN A12UPJ).

Analysten sehen viele Unterbewertungen

Die auf kleinere und mittlere Unternehmen spezialisierten Analysehäuser sehen aber bei vielen Scale-Aktien nach wie vor großes Potenzial - bis hin zur Kursverdopplung. So rät SMC Research weiterhin zum Kauf der Noratis-Aktie ("Buy"). Das Kursziel für das Immobilienunternehmen wird zwar leicht reduziert, liegt mit jetzt 33,80 statt 34 Euro aber noch weit über der aktuellen Notierung von 21,20 Euro. Dass die Halbjahreszahlen von Noratis einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang gezeigt haben, sei nur von begrenzter Bedeutung, heißt es. Denn die Umsatz- und Ergebnisentwicklung hänge im hohen Maße von einzelnen Portfolioverkäufen ab, die 2018 plangemäß schwerpunktmäßig erst im zweiten Halbjahr erfolgen sollten. Wichtiger sei der Aufbau des Vorratsvermögens und damit der Grundlage für künftige Umsatzsteigerungen.

Kursentwicklung der Noratis AG

artec technologies hat laut SMC Research mit den Halbjahreszahlen die Attraktivität der neuen strategischen Ausrichtung unterstrichen, die Analysten sehen sich in ihrer Einschätzung des Unternehmens bestätigt und erwarten eine Fortsetzung der sehr erfreulichen Entwicklung. Als fairer Wert werden nun 8,60 Euro genannt, weit über der aktuellen Notierung von 4,90 Euro. Noch sei die Unsicherheit der Wertermittlung aber überdurchschnittlich hoch, daher bleibt es bei "Speculative Buy".

Kursziele angehoben

Außerdem rät SMC nach aktuellen Zahlen weiter zu Mensch und Maschine (WKN 658080). Der positive Trend beim CAD/CAM-Spezialisten halte auch in dem etwas unsicherer gewordenen Umfeld an, heißt es. Getragen von der ungebrochen starken Nachfrage nach den Softwareprodukten und Dienstleistungen sowie von den nun sichtbar werdenden positiven Effekten des Preismodellwechsels bei Autodesk habe das Unternehmen im dritten Quartal das Wachstumstempo sogar weiter erhöht. Das Kursziel wird auf 31,30 Euro (aktuell 23,70) angehoben.

Das Augsburger Analysehaus GBC stuft den Medizingerätehersteller MagForce (WKN A0HGQF), 1997 als Spin-off der Berliner Charité gegründet, weiter auf "Kaufen", reduziert das Kursziel aber leicht von 15,80 auf 15,30 Euro. Zum aktuellen Kurs von 5,67 Euro wäre das aber immer noch mehr als eine Verdoppelung. Laut GBC schreitet die für die zweite Jahreshälfte 2019 erwartete Zulassung der von MagForce entwickelten Therapie zur Prostatabehandlung planmäßig voran.

Kursverdopplung möglich?

GBC zufolge steht der Finanzvertrieb JDC Group kurz vor einer Zusammenarbeit mit Comdirect, daraus könne das Unternehmen perspektivisch ein Umsatzpotenzial im zweistelligen Millionenbereich erzielen. Die Analysten bestätigen daher ihr Kursziel von 12,10 Euro - das wäre nahezu eine Kursverdopplung gegenüber der aktuellen Notierung von 6,14 Euro - und behalten ihr "Kaufen"-Votum bei. Auch das Analysehaus Montega rät zur JDC Group: Die Quartalszahlen zeichneten zwar ein gemischtes Bild und lagen insgesamt unter den Erwartungen der Analysten. Die noch in Planung befindlichen Projekte mit Comdirect und auch BMW könnten mittelfristig jedoch großes Potenzial aufweisen. Das Kursziel wird aber von 9,50 auf 7,50 Euro zurückgenommen.

Unterdessen hat SMC Research mit Verweis auf die sehr zurückhaltende Informationspolitik von Pantaflix bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung der VoD-Plattform (Video on Demand) Kursziel und Einstufung ausgesetzt. Das Research-Haus will nun abwarten, bis eine fundierte Beurteilung des VoD-Geschäfts, der zentralen Säule des Bewertungsmodells, möglich sei.

FCR neu im Segment

Neu im Aktiensegment Scale ist seit dem 7. November der Immobilieninvestor FCR Immobilien (WKN A1YC91). SMC Research hat daraufhin auch gleich die Beurteilung des Unternehmens aufgenommen und sieht für den Börsenneuling Kurspotenzial bis 27,30 Euro (aktuell 18 Euro). Das Unternehmen überzeuge mit seiner Strategie und mit hoher Wachstumsdynamik und dürfte im aktuellen Niedrigzinsumfeld den Erfolgskurs der letzten Jahre weiter fortsetzen.

Scale-Anleihen behaupten sich

Die Scale-Anleihen halten sich gut, trotz der Marktunsicherheiten. Sie notieren allesamt weiter über Pari oder nur ganz knapp darunter, besonders deutlich die Papiere der Karlsberg Brauerei (WKN DE000A2AATX6" target="_blank">A2AATX), des Fußballclubs Gelsenkirchen Schalke 04 (WKN DE000A2AA048" target="_blank">A2AA04) und von Eyemaxx Real Estate (WKN DE000A2AAKQ9" target="_blank">A2AAKQ).

Scale ging im März 2017 an den Start und hat den Vorgänger Entry Standard abgelöst. Das Segment bietet Zugang zu Aktien und Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen. Unternehmen, die sich in Scale listen lassen wollen, müssen schon zwei Jahre existieren und 30 Millionen Euro Marktkapitalisierung aufweisen. Des Weiteren wurden fünf Kriterien angesetzt, von denen jedes Unternehmen drei erfüllen muss: ein Mindestumsatz von zehn Millionen Euro, ein positives Jahresergebnis, ein positives bilanzielles Eigenkapital, eine Mindestmitarbeiterzahl von 20 Personen und mindestens fünf Millionen Euro Eigenkapital. Und: Es gibt verpflichtende Research Reports durch die beiden Analysehäuser Morningstar und Edison Investment Research, die von der Deutschen Börse - und nicht von den Unternehmen selbst - in Auftrag gegeben werden. Dennoch richtet sich das Segment nur an gut informierte Anleger.

von: Anna-Maria Borse 23. November 2018, © Deutsche Börse AG


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