Mittwoch, 12.05.2021 16:30 von Frankfurter Börsenexperten | Aufrufe: 1167

Marktstimmung: "Kaum noch Angst, die nächste Rallye zu verpassen"

Während die Profis erstaunlich gelassen im Bärenlager bleiben, nutzen Private "Zwischenhochs" zum Wechsel auf die Short-Seite.

12. Mai 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Für die Pessimisten unter den Börsianern, die sich im Augenblick in einer deutlichen Mehrheit befinden, war diese Woche bestimmt alles andere als einfach zu überstehen. Denn seit unserer vergangenen Stimmungserhebung hatte sich der DAX ohne die Möglichkeit eines günstigeren Einstiegs in der Spitze um 2,8 Prozent befestigt. Nicht zuletzt, weil der erheblich schlechter als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht signalisierte, vorerst bestehe nicht die Gefahr, dass sich die US-Wirtschaft wie mancherorts befürchtet überhitzen könnte. Zumindest waren etwaige Sorgen, die US-Notenbank könnte möglicherweise eher früher als später über eine Straffung ihrer Geldpolitik nachdenken, zunächst vom Tisch.

Ganz anders dagegen gestaltete sich der Beginn dieser Woche, als eine erneute Schwäche an der Technologiebörse Nasdaq auch die Aktienindizes hierzulande mit nach unten zog. Wieder war von angeblichen Gewinnmitnahmen zu hören, aber auch von wieder aufgekeimten Inflationsängsten. Ob diese berechtigt sind, wird sich möglicherweise auch durch die heute zur Veröffentlichung anstehenden Konsumentenpreisindices aus den USA herausstellen. Kurzum: Der DAX musste seine seit dem vergangenen Mittwoch angehäuften Kursgewinne zwischenzeitlich alle wieder her geben. Im Punktvergleich notieren wir allerdings gegenüber der Vorwoche immer noch ein Plus von 0,8 Prozent.

Buchverluste ausgesessen

An der Stimmungslage der von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren hat die Achterbahnfahrt des DAX indes nur wenig verändert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche gerade einmal um 4 Punkte auf einen neuen Stand von -20 gestiegen. Dieser relativ bescheidene Anstieg verdankt sich überwiegend der Glattstellung einiger bearisher Engagements (das Bärenlager hat sich um knapp 10 Prozent verringert), aber die große Mehrheit der Pessimisten hat sich von der Gegenbewegung aus der vergangenen Woche von immerhin 2,8 Prozent nicht aus der Ruhe bringen lassen. Mit anderen Worten: Man hat die zwischenzeitlichen Schieflagen ausgesessen, wohl auch aufgrund der Tatsache, dass der DAX kein neues Allzeithoch produzierte.

Bei den Privatanlegern hat sich die Stimmung in die entgegengesetzte Richtung entwickelt. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist in diesem Panel von -8 auf -12 gefallen und liegt damit fast auf dem niedrigsten Stand in diesem Jahr. Die Wanderungen zwischen den einzelnen Lagern gestalten sich relativ eindeutig: Vormals neutral eingestellte Akteure haben offenbar das Zwischenhoch der DAX-Entwicklung aus der vergangenen Woche zu frischen Engagements genutzt.

Grundstimmung deutlich verschlechtert

Abgesehen davon, dass sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren nunmehr wieder verringert hat, fällt auf, dass sich die Grundstimmung in beiden Panels seit Beginn des zweiten Quartals verschlechtert hat. Und dies, obwohl mit den dahinter stehenden bearishen Engagements bislang nur schwerlich Geld zu verdienen war. Im Gegensatz zum ersten Quartal dieses Jahres, als die Angst, die nächste Rallye an den Aktienmärkten zu verpassen, vielerorts noch relativ hoch war, ist diese offenbar den immer wieder aufkeimenden Inflationsbefürchtungen und den sich daraus ergebenden möglichen Konsequenzen (steigende Anleiherenditen, Diskussion über ein Ende der ultra-lockeren Geldpolitik) gewichen.

Grundsätzlich bleibt die Situation für den DAX damit günstig, obgleich mit Nachfrage der in der Mehrheit befindlichen Pessimisten nur auf niedrigerem (gegenüber der Vorwoche allerdings immer noch höherem) Niveau zu rechnen ist: Die Eindeckung von Absicherungen und Shortpositionen könnte bereits bei 14.800 DAX-Zählern beginnen. Auf der anderen Seite ist die Gefahr einer Short-Squeeze im Falle erneut deutlich steigender Aktienkurse längst nicht gebannt. Doch bleibt unklar, ob diese bereits unterhalb des bisherigen Allzeithochs (rund 15.500 Zähler) einsetzen würde.

12. Mai 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de


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