Mittwoch, 19.05.2021 16:51 von Frankfurter Börsenexperten | Aufrufe: 743

Marktstimmung: "Heimischer Pessimismus und internationaler Optimismus"

Während Anleger hierzulande überwiegend auf fallende Preise setzen, lagen ausländische Investoren zu. Das könnte ungemütlich werden.

19. Mai 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch die abgelaufene Berichtswoche kann man in Sachen DAX-Entwicklung durchaus als lebhaft bezeichnen. Denn seit unserer vergangenen Erhebung gab es infolge der immer wieder aufkeimenden Inflationsängste, aber auch aufgrund von Indikationen, dass insbesondere die US-Wirtschaft wohl doch noch keine Überhitzungsanzeichen zeitigt, ein regelrechtes Wechselbad für die Gefühlswelt der Börsianer. Sackte das Börsenbarometer noch am vergangenen Donnerstag in Richtung 14.817 Zähler ab, wurde diese Schwächephase von einer eindrucksvollen Rallye in einer Größenordnung von fast 5 Prozent abgelöst. Am Ende reichte es sogar für ein, wenn auch mit Mühen erklommenes neues Allzeithoch. Nicht genug allerdings, um die nach wie vor sich in der Mehrheit befindenden heimischen Pessimisten zur Aufgabe zu zwingen. Und so bleibt für den DAX am Ende gerade einmal ein Wochengewinn von 0,5 Prozent übrig.

Noch ein bisschen hinzugemischt

Tatsächlich hat sich die Stimmung der von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren gegenüber der Vorwoche noch etwas verschlechtert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 3 Punkte auf einen neuen Stand von -23, unweit des Jahres-Stimmungstiefs, zurückgefallen. Offenbar haben die Pessimisten einerseits die vergleichsweise günstigen Kurse des DAX aus der Vorwoche bestenfalls vorübergehend zu Rückkäufen genutzt, um sich auf höherem Niveau wieder erneut zu positionieren. Auch das neue Allzeithoch, das mit 15.538 Punkten gegenüber dem bisherigen Maximum vom April allerdings nicht einmal 40 Zähler höher notierte, hat die Pessimisten anscheinend nicht aus der Ruhe gebracht. Vermutlich wurden sogar auf hohem Niveau zusätzliche Short-Engagements aufgebaut.

Etwas mehr Reaktion auf Seiten der Pessimisten zeigt die heutige Stimmungserhebung bei den Privatanlegern. Dort ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index nämlich um 6 Punkte auf einen neuen Stand von -6 gestiegen. Dabei hat sich das Lager der neutral gestimmten Akteure um 10 Prozentpunkte erhöht – vornehmlich, weil frühere Pessimisten – aber auch einige Optimisten – ihre Engagements glattgestellt haben.

Zuhause pfui, im Ausland hui!

Mit der heutigen Stimmungserhebung hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren wieder vergrößert. Letztere zeigen bemerkenswerterweise nach wie vor einen sehr hohen Pessimismus, während etwa internationale Fondsmanager mehrheitlich „eindeutig bullish“ bleiben. Dies zeigt die gestern publizierte Umfrage der Bank of America (BofA), der zufolge außerdem 69 Prozent der Teilnehmer von überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum und überdurchschnittlicher Inflation für die USA ausgehen. Insbesondere fällt die gestiegene Vorliebe der Vermögensverwalter für Aktien der Eurozone auf – netto 35 Prozent der Befragten (Vormonat 30 Prozent) gaben an, dort übergewichtet zu sein. Dabei handelt es sich nicht nur um die deutlichste regionale Allokation, sondern auch um den höchsten Wert seit Beginn der Covid-19-Pandemie.

Somit wird deutlich, warum sich auch der DAX vor allem während der vergangenen drei Wochen immer wieder recht gut aus der Affäre ziehen konnte. Dies hat sich auch mit der heutigen Befragung nicht geändert. Gut möglich, dass trotz aller Inflations- und Zinsängste ein erneuter Abtaucher des DAX in Richtung 14.800 von den Pessimisten als zweite Kaufchance begriffen werden könnte. Sollte sich ein solcher Rücksetzer nicht einstellen, stellt sich auf der anderen Seite die Frage, wie lange die Mehrheit der Skeptiker im Falle neuer Allzeithochs noch tatenlos zusehen kann. Die Gefahr einer sogenannten Short-Squeeze wäre dann jedenfalls nicht unerheblich. Spannend dürfte der Ausgang des Kräftemessens zwischen heimischen Investoren und internationalen Kapitalströmen auf jeden Fall ausfallen.

19. Mai 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de


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