Mittwoch, 29.07.2020 07:43 von Sven Vogel | Aufrufe: 402

ATOSS Software Aktie und warum die Antwort auf die Bewertungsfrage immer in der Zukunft liegt

Selbst das beste Unternehmen ist kein gutes Investment, wenn man für die Aktien einen überzogenen Preis bezahlt. Klingt logisch. Ist auch logisch. Das Schwierige dabei ist, herauszufinden, welcher Aktienkurs noch akzeptabel ist und welcher überzogen. Denn die heutige Bewertung liefert keine Antwort auf diese Frage. Die Antwort liegt zu 100 % in der Zukunft. Ein gutes Beispiel dafür ist ATOSS Software, ein Workforce-Management-Lösungsanbieter für Unternehmen jeder Größe.

Die heutige Bewertung der ATOSS-Aktie klingt absurd

Im Jahr 2019 erzielte ATOSS Software einen Umsatz von 71,4 Millionen Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag bei 19,3 Millionen Euro. Für 2020 plant man mit einem Umsatz von rund 80 Millionen Euro und einem EBIT von über 20 Millionen Euro.

Vergleicht man diese Zahlen mit der Marktkapitalisierung von rund 800 Millionen Euro, winken sicherlich bereits viele kopfschüttelnd ab. Kein Unternehmen der Welt ist doch das 10-Fache des Jahresumsatzes oder das 40-Fache des operativen Gewinns wert.

Nicht viel besser wird es, wenn wir von der Marktkapitalisierung die Netto-Liquidität abziehen und den Unternehmenswert betrachten. Dann steht das Umsatz-Multiple bei 9,6 und das EBIT-Multiple bei 38. Noch immer alles andere als ein Schnäppchen.
Blicken wir in die Zukunft, erwartet das Management künftig ein Umsatzwachstum von 11 % bis 13 % und eine operative Gewinnmarge von 25 % bis 28 %. Schafft es ATOSS bis 2023 das obere Ende dieser Bandbreite zu erreichen, würde das EBIT-Multiple beim heutigen Unternehmenswert schon attraktivere 23 betragen.

Noch immer ambitioniert. Aber eine Bewertung, bei der meine Sorge über weitere Bewertungsabschläge deutlich geringer ausfallen würde. Zumindest wenn ATOSS auch über 2023 hinaus in dieser Geschwindigkeit wachsen könnte. Bei anhaltendem Wachstum und gleichlaufender Bewertung könnte man als ATOSS-Aktionär dann auf eine jährliche Rendite von 11 % bis 13 % pro Jahr hoffen.

Was dennoch gegen abwarten und Tee trinken sprechen könnte

Warum also dann nicht einfach zwei oder drei Jahre warten, bis das Unternehmen in die heutige Bewertung der ATOSS-Aktie hineingewachsen ist?

Nun, die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das Management eher vorsichtige Prognosen abliefert. So legte der Umsatz im Jahr 2019 bereits um 14 % zu. Nach den ersten sechs Monaten des aktuellen Jahres steht das Umsatzwachstum bei 20 %. Auch die EBIT-Marge von 28,3 % ist im laufenden Jahr geringfügig höher als der obere Rand der anvisierten Bandbreite.

Aber nicht nur die Prognosen könnten sich als vorsichtig herausstellen. Auch die Bewertung der ATOSS-Aktie könnte im Jahr 2023 höher ausfallen, als das 23-Fache des operativen Gewinns. Mit den Wachstumsannahmen von oben und einem EBIT-Multiple von 30 könnten wir einen Unternehmenswert von 985 Millionen Euro erwarten.

Das wäre eine jährliche Rendite von knapp 9 %. Hinzu kommen jährliche Dividenden- und regelmäßige Sonderdividendenzahlungen. Das kann sich ATOSS dicke leisten. Denn das Geschäft benötigt trotz Wachstum nur minimale Investitionen und wirft daher regelmäßig üppige freie Cashflows ab.

Ist die ATOSS-Aktie den heutigen Preis nun wert?

Der schnelle Blick auf die heutigen Umsatz- und Gewinn-Multiples liefert uns nicht nur bei der ATOSS-Aktie keine Antwort auf die Frage, ob eine Aktienbewertung nun teuer oder günstig ist. Denn ob teuer oder günstig, hängt einzig und allein an der künftigen Entwicklung eines Unternehmens.

Wer bei ATOSS davon überzeugt ist, dass das Unternehmen in den kommenden Jahren beständig einen immer größeren Teil des weltweit 3 Milliarden US-Dollar schweren und wachsenden Markts für Workforce-Management-Lösungen erobert, für den ist die ATOSS-Aktie heute fair bewertet. Wer noch dazu darauf vertraut, dass die ATOSS-Mannschaft all das, wie bisher auch, mit minimalem Kapitaleinsatz erreicht, für den ist die Bewertung der ATOSS-Aktie heute ziemlich attraktiv.

Wer hingegen an eine weniger erfolgreiche Zukunft glaubt, der sollte um die ATOSS-Aktien einen riesengroßen Bogen machen. Die Frage, ob ein Unternehmen heute zu teuer ist, liegt nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft. Diese wird uns am Ende auch verraten, wer recht behält.

In diesem Sinne, auf die Zukunft, erfolgreiches Investieren und Fool on!


Offenlegung: Sven besitzt Aktien von ATOSS Software. The Motley Fool empfiehlt Aktien von ATOSS Software.


Über den Autor

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Motley Fool Deutschland
Sven ist nun bereits beinahe ein Jahrzehnt ein leidenschaftlicher Investor. Seit 2015 ist er als Freiberufler für The Motley Fool tätig und seit 2017 mit Deutschland-Premiere von Rule Breakers – Unternehmen, die die Welt verändern der verantwortliche Chefredakteur für diesen Service. In seiner Freizeit treib er viel Sport, kocht und isst gerne mediterran und liest meist irgendetwas, was im weitesten Sinne mit Wirtschaft, Börse und Finanzen zu tun hat.
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