Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass Staatsanleihekäufe ein Notfallinstrument darstellen, um eine drohende Deflation abzuwenden. Darüber hinaus gab er stets zu bedenken, dass mit solchen Eingriffen die Grenzen zwischen Geld- und Finanzpolitik verschwimmen - zumal die Europäische Zentralbank (EZB) mit den einzelnen Notenbanken zum größten Gläubiger verschiedener Staaten mutierte. Diese Ansichten erhalten zum jetzigen Zeitpunkt ein besonderes Gewicht, da niemand vorhersagen kann, wie der an Donald Trump angelehnte Politikstil der designierten italienischen Regierung unter dem Motto „Italy First“ enden wird. Mehr Ausgaben über Schulden zu finanzieren, darin sind die Italiener schon fast Weltmeister (wenn einem schon die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft verwehrt wurde, dann kann man sich vielleicht daran ergötzen), und die Maastricht-Kriterien stellten bisher noch für kein Land ein echtes Hindernis dar.
Ob die neue Regierung Italiens in einem solchen Fall auf die Unterstützung des amtierenden EZB-Präsidenten Mario Draghi setzt, kann nicht ausgeschlossen werden. Jedoch würde mit einem solch offensichtlichen Eingriff in die Finanzmärkte zugunsten des eigenen Herkunftslandes gegen alle geschriebenen sowie ungeschriebenen Regeln verstoßen werden. Und in Deutschland würde eine solche Maßnahme sicherlich auf wenig Gegenliebe stoßen.
Vielleicht hat Jens Weidmann auch schon daran gedacht, als er - mit Blick auf das Ende der Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi - in einem Interview mit Fragen zu seiner persönlichen Zukunft konfrontiert wurde. Denn auf die Frage, ob er selbst als Nachfolger bereitstünde, sagte er: „Ich denke, jedes Mitglied im EZB-Rat sollte den Gestaltungswillen mitbringen, auch in einer anderen Rolle an der Geldpolitik mitzuwirken.“ Seiner Ansicht nach geht es auch darum, die Geldpolitik zurück in vertrautes Terrain zu führen und die geldpolitische Strategie für die Zukunft abzustecken. Ob er sich allerdings damit selbst einen Gefallen tun würde, bleibt abzuwarten. Denn manchmal hatte man in der Vergangenheit den Eindruck, dass seine besserwisserische Art nicht von allen Notenbankvertretern gutgeheißen wurde. Jedoch ist es für eine verlässliche Prognose noch zu früh und niemand kann vorhersagen, ob er in einer sich eventuell wieder zuspitzenden Euro-Finanzkrise als Stabilisator geeignet wäre.
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