In Zeiten wie diesen, in denen Italien sich zum größten Sorgenkind für die Europäische Union entwickelt hat, wagen wir einen Blick auf andere Länder, die etwas in den Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten sind. Da ist etwa Spanien, wo die zersplitterte Parteienlandschaft und Misstrauensvoten nicht gerade für Stabilität sprechen. Doch die Entmachtung von Regierungschef Mariano Rajoy hat nicht, wie vielfach befürchtet, zu Neuwahlen geführt. Vielmehr gelang es seinem Nachfolger Pedro Sánchez von den Sozialdemokraten ein konstruktives Programm auszuhandeln. Freilich dürfte der Vielparteienkompromiss noch so manche Bewährungsprobe bestehen müssen. Doch haben die Spanier gezeigt, dass es auch andere Wege gibt, als sich in Neuwahlen zu flüchten.
Gute Nachrichten kommen auch aus Griechenland, wo das BIP im ersten Quartal 2018 um 0,8% zulegen konnte. Dies ist zweimal so viel wie der Durchschnitt der Eurozone. Und die Wirtschaft von Hellas wächst nun bereits seit fünf Quartalen – insbesondere getrieben vom Export und mit steigender Tendenz. Klar, mit einer Staatsverschuldung von 180% des BIPs hat Hellas einen weiten Weg vor sich. Aber die ersten Schritte sind gemacht. Natürlich geht es für Athen auch darum, im August wieder auf eigenen Beinen am Kapitalmarkt stehen zu können. Dann läuft das europäische Rettungsprogramm aus, und das Land muss sich wieder Geld aus eigener Kraft besorgen.
Auch die Nachrichten zu den Vorbereitungen auf den Brexit sind etwas in den Hintergrund geraten. Aber etwas Bewegung gibt es dennoch. Offenbar muss auch die britische Regierung sich eingestehen, dass die Situation für Nordirland nicht ganz einfach ist. So erwägt Brexit-Minister David Davis laut „The Sun“ für das Land einen Doppelstatus, wodurch Nordirland sowohl zur EU als auch weiter zum Vereinigten Königreich gehören soll. Außerdem soll eine 16 Kilometer breite Pufferzone an der 500 Kilometer langen Grenze zwischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland Kontrollposten überflüssig machen. Diesen Vorschlag kann man durchaus kreativ nennen in den seit März kaum vorangekommenen Verhandlungen über den Brexit, der für März kommenden Jahres ansteht. Ob die Umsetzung der Idee dazu führen wird, dass viele Firmen ihren Sitz nach Nordirland verlagern, ist nicht ausgeschlossen.
Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: www.bondboard.de/Newsletter/Disclaimer