Noch vor Wochen haben sich die Marktteilnehmer immer wieder mit der Frage beschäftigt, wann wird die Europäische Zentralbank nun endlich das Anleihekaufprogramm vollständig beenden und wie werden die weiteren Schritte sein. Doch die Welt hat sich verändert und die Frage, welche sich die Marktteilnehmer jetzt stellen, ist: „Wie reagiert die Europäische Zentralbank (EZB) auf diese neuerliche Vertrauenskrise?“
Schenkt man der EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger Glauben, dann werden die aktuellen Verwerfungen an den Anleihemärkten nur bedingt Auswirkungen auf die weitere Geldpolitik der europäischen Notenbank haben. Denn sie betonte in ihrer Rede in Frankfurt, dass es nicht die Aufgabe der EZB sei, die strukturellen Probleme des Euroraums zu lösen und führte weiter aus: „Es ist an der Zeit für die Politik, zu handeln und die Reformwiderstände zu überwinden und zu tun, was getan werden muss.“ Wahre Worte!
In ihrer Rede deutete sie auch an, dass der Juni der Monat sein könnte, in dem die Notenbanker ein für alle Mal beschließen, Ende des Jahres die Nettoanleihekäufe zu beenden. Denn in den nächsten Monaten kommt es sicherlich nicht mehr darauf an, neues Geld zu investieren, da die bereits angekauften Anleihen auch weiterhin für einen Liquiditätsengpass sorgen werden, sondern viel wichtiger wird die Frage sein, ob angesichts der schwächeren Wachstumsaussichten in der Euro-Zone, möglichen Strafzöllen und der Italien-Krise die Spekulation auf eine erste Zinsanpassung Mitte 2019 noch sinnvoll erscheint. Schenkt man den Terminkontrakten Glauben, dann ist diese Erwartungshaltung zumindest vorerst etwas gedämpft worden.
Jedoch hat sich auch der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Augustin Carstens, dafür ausgesprochen, an dem Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik festzuhalten. Zumal seines Erachtens ein zu später und zu langsamer Ausstieg „große Gefahren“ in sich berge. Zugleich warnte Carstens alle Notenbanker vor Experimenten mit dem weit verbreiteten Inflationsziel von 2%. Sollte vereinzelt nach jahrelanger Betonung dieses Ziels sogar ein Überschießen toleriert werden, so sieht er die Gefahr des Verlusts der Glaubwürdigkeit, deren Aufbau es vieler Jahre bedurfte. Diese aber zu zerstören, ist in sehr kurzer Zeit möglich und das gilt es zu verhindern.
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