Freitag, 28.08.2020 10:29 von Torsten Tiedt | Aufrufe: 461

Henkel Aktie: Stattliche Dividende mit Aussicht auf Turn-Around

Wer sich die Henkel Aktie während der Finanzkrise zwischen November 2008 und Juli 2009 ins Depot legte, lag zwischenzeitlich über 500 Prozent im Plus. Jährliche Kurssteigerungen von durchschnittlich 25 Prozent trieben die Aktie bis Jahresmitte 2017 auf ein neues Allzeithoch. Die Sektkorken knallten. Doch mit der wirtschaftlichen Abkühlung isetzte der Party-Kater ein. Die Corona-Krise sorgte für einen weiteren Nackenschlag. Zwischenzeitlich ging es mit der Henkel Aktie um über 40 Prozent bergab, und noch immer ist das Papier fast 30 Prozent vom Allzeit-Hoch entfernt.
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Ob die Henkel Aktie ein Schnäppchen ist, erfährst du in dieser Aktienanalyse.

Das Geschäftsmodell: So verdient Henkel Geld

Henkel ist ein weltweit tätiges Konsumgüterunternehmen, welches sich seit seiner Gründung durch Fritz Henkel im Jahr 1876 im Besitz der Henkel-Erben befindet. Aktuell hält die Familie Henkel 61,5 Prozent der Stammaktien. Ebenso ist mit Dr. Simone Bagel-Trah die Ur-Ur-Enkelin des Henkel-Gründers Fritz Henkel Vorsitzende des Aufsichtsrates.

Henkel Aktie (Stamm)
Logo Henkel Logo
Land Deutschland
Branche Haushalt / Pflege
Isin DE0006048408
Marktkapitalisierung 33,2 Milliarden €
Dividendenrendite 2,4%
Stabilität Dividende 0,96 von max. 1.0
Stabilität Gewinn 0,94 von max. 1.0

Die Segmente – Vom Industrie-Kleber bis zum Waschmittel

Henkel unterteilt die betriebliche Tätigkeit in vier Segmente, wobei wir in der folgenden Erläuterung „Beauty Care“ und „Laundry & Home Care“ zusammenfassen.

Umsatzentwicklung von Henkel nach Segmenten

Umsätze bei Henkel nach Segment (Quelle: FactSet Workstation)

Das Segment „Adhesive Technologies“

Das umsatzstärkste Segment nennt sich Adhesive Technologies und generiert knapp 40 Prozent des Gesamtumsatzes. Es beinhaltet ein breites Portfolio an Klebstoffen, Dichtstoffen und funktionalen Beschichtungen. Henkel ist in diesem Segment gemeinsam mit dem amerikanischen Konglomerat 3M  weltweit führend.

Besonders die Marken Pritt und Pattex dürften allgemein bekannt sein. Die größten Abnehmer sind allerdings nicht Konsumenten, sondern kleinere Handwerker und Unternehmen aus der Industrie. Eingesetzt werden Henkels Klebstoffe in der industriellen Anwendung unter anderem in der Fertigung von Autos, Flugzeugen, Computern, Büchern, Kühlschränken, Mobiltelefonen, Möbeln, Textilien, Verpackungen, Zeitschriften.

Das Segment ist aufgrund der industriellen Abnehmer relativ zyklisch und reagiert empfindlich auf konjunkturelle Abkühlung. In den letzten Jahren spürte Henkel beispielsweise deutlich die sich wirtschaftlich verschlechternde Lage in der Automobilindustrie. Die konjunkturelle Abhängigkeit widerspricht der eher defensiven Natur der anderen Geschäftsbereiche. Es wäre daher übertrieben, Henkel als ein Unternehmen mit einem krisensicheren Geschäftsmodell zu betrachten. Umgekehrt handelt es sich hierbei um ein Luxusproblem, denn das Segment ist in der Vergangenheit organisch und mit Hilfe von Übernahmen (zum Beispiel des Klebstoffgeschäfts des britischen Chemiekonzerns ICI) vergleichsweise stark gewachsen.

Die Segmente „Beauty Care“ und „Laundry & Home Care“

Die übrigen Segmente, mit denen Henkel zusammen knapp 60 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet, sind wesentlich defensiver ausgerichtet.  Das Segment „Beauty Care“ generiert 19 Prozent des Umsatzes und beinhaltet Haar-, Körper-, Haut- sowie Mundhygieneprodukte. Mit seinen Marken Schwarzkopf und Syoss hat Henkel starke und weltweit bekannte Marken in seinem Portfolio. Im Bereich professioneller Anwendungen für das Friseurgeschäft ist das Unternehmen mit seinen „Schwarzkopf Professional“-Produkten klarer Marktführer. Übrig bleibt das Segment „Laundry & Home Care„, welches mit den Persil- und Perwoll-Marken die wohl bekanntesten Produkte des Unternehmens beinhaltet. Neben Waschmittel (Weißer Riese gehört ebenfalls dazu) verkauft Henkel allerdings auch Geschirrspülmittel (Pril), Oberflächenreiniger (Bref), WC-Reiniger (Biff), Lufterfrischer und bietet elektronische Insektenschutz-Produkte an.

Bekannte Henkel Marken

Bekannte Markenprodukte von Henkel

Henkel – Eine Familiendynastie

Zwar ist die Führung eines Unternehmens durch die Gründerfamilie keine Garantie für eine Überrendite oder ein zukunftssicheres Geschäftsmodell. Gleichwohl gibt es einen Zusammenhang zwischen Familienbesitz und weitsichtiger Geschäftsführung. Gedacht wird weniger in Quartalen, sondern in Jahren oder gar Generationen. Ich werte die starke Bindung des Unternehmens an die Gründungsfamilie und deren Wille, den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern und zu mehren als vorteilhaft und freue mich, über eine Aktienbeteiligung davon profitieren zu können.

Wachstumsschwierigkeiten und Zukunftspläne

Allerdings hat sich das Umsatzwachstum in den letzten Jahren abgeschwächt. Stieg der Umsatz seit 2008 von EUR 13,5 Milliarden relativ zügig auf EUR 20 Milliarden im Jahr 2017, stagnierte er seit dem und lag im Jahr 2019 lediglich bei EUR 20,1 Milliarden. Zwar hat Henkel für das Jahr 2020 noch keine Prognose veröffentlicht, Analysten schätzen aber, dass der Umsatz auf unter EUR 19 Milliarden zurückgehen wird.

Umsatz der Henkel Aktie Stamm im Aktienfinder

Umsatz der Henkel Aktie Stamm im Aktienfinder

Henkel hat neben der rückläufigen Nachfrage nach Industrie-Klebstoffen im ersten Halbjahr 2020 besonders stark unter dem Lock-Down gelitten. So sank der Umsatz im „Beauty Care“-Segment um stattliche 8,5 Prozent und im zweiten Quartal sogar um 12,8 Prozent. Ursache war in erster Linie die Zwangsschließung von Friseursalons. Das Corona-Virus ist jedoch nicht an den schon länger anhaltenden Wachstumsproblemen im „Beauty Care“-Segment Schuld. Bezeichnend hierfür war das 1 Quartal 2019. Während das Beauty Segment von Procter & Gamble um um 9 Prozent wuchs, verzeichnete Henkel einen Umsatzschwund von 2,2 Prozent.

Das Management versucht einiges, um nach Überwindung der Corona-Krise zum Wachstum zurückzukehren. Wie zuvor Procter & Gamble will man den Fokus auf besonders starke Marken legen. Dementsprechend hat das Management im Konsumentengeschäft Marken und Produktkategorien mit einem Gesamtumsatz von mehr als einer Milliarde Euro identifiziert, von denen es die Hälfte verkaufen oder einstellen will. Wie wir bei Procter & Gamble gesehen haben, kann es durchaus länger dauern, bis ein solcher Transformationsprozess zum Erfolg führt. Wer die annähernde Kursverdopplung von Procter & Gamble verpasst hat, findet mit Henkel ein Unternehmen vor, dass mit demselben Erfolgsrezept zum Wachstum zurückzukehren versucht.

So profitabel wirtschaftet Henkel

Zwar fiel die Umsatzentwicklung zuletzt eher enttäuschend aus, gleichwohl ist Henkel weiterhin profitabel und generiert hohe Cash Flows. Mittelfristig solltest du allerdings keine Sprünge erwarten. Die Zeiten hohen Wachstums sind fürs Erste vorbei. Gestiegene Investitionskosten, der laufende Konzernumbau sowie die Folgen der Corona-Krise werden voraussichtlich für einen merklichen Einbruch bei Gewinn und Cash Flow sorgen.

Gewinne und Cash Flows der Henkel Aktie Stamm im Aktienfinder

Die seit zwei Jahren leicht rückläufigen Margen (Netto und Operativ) verlaufen parallel zu den in dieser Zeitspanne gefallenen Kursen. Auch wenn die Corona-Krise den Trend fallender Margen in diesem Jahr zusätzlich verstärken dürfte, soll es im nächsten Geschäftsjahr wieder leicht aufwärts gehen. Daneben sind die Schwankungen derart gering, dass ich ihnen keine allzu große Bedeutung beimesse. Sie hängen vielmehr mit der globalen Wirtschaftsentwicklung sowie dem Konzernumbau zusammen und sind in solchen Phasen völlig normal.

Margen von Henkel im Aktienfinder

Margen von Henkel im Aktienfinder

Die Henkel Dividende – Ein Kapitel für sich

Henkel ist als Dividenden-Aktie für Investoren interessant, die ein planbares passives Einkommen aufbauen möchten. Allerdings gibt es zwei Henkel Aktien. Welche der beiden für dich die vermutlich bessere Wahl darstellt, erfährst du nun.

Henkel Stamm Dividendenhistorie

Welche Henkel Aktie kaufen: Stamm- oder Vorzug?

Wenn du Henkel Aktien kaufen möchtest, hast du die Wahl zwischen der Stamm- und der Vorzugs-Aktie. Zwar schüttet Henkel auf die Vorzugs-Aktie eine um 2 Cent höhere Dividende aus. Dieser Vorzug wird jedoch durch den um ca. 15 Prozent höheren Aktienkurs im Vergleich zur Stammaktie zunichte gemacht, weshalb die Dividendenrendite der Vorzugsaktie mit 2,1 Prozent trotz höherer Dividende niedriger ausfällt als die der Stammaktie mit 2,4 Prozent. Diesen Zusammenhang kannst du auch leicht anhand der Kennzahlen im Aktienfinder erkennen:

Henkel Stamm und Vorzugsaktie - Kennzahlen der Dividende im Vergleich im Aktienfinder

Henkel Stamm und Vorzugsaktie – Kennzahlen der Dividende im Vergleich im Aktienfinder

Wenn du ausschließlich auf die Dividendenrendite achtest, erscheint die Henkel Stamm-Aktie attraktiver. Allerdings ist die Stamm-Aktie im Vergleich zu der Vorzugs-Aktie weniger liquide und in keinem Index vertreten. Das bedeutet, dass du beim Kauf und Verkauf der Stamm-Aktie theoretisch mit einer größeren Handelsspanne (den sogenannten Spread) rechnen musst. Ich selbst halte einige Henkel Stamm-Aktien in meinem Portfolio. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich beim Kauf nie Probleme wegen schlechter Handelbarkeit oder hohen Spreads gehabt habe.

Ist die Henkel Dividende sicher?

Die Henkel Dividende liegt historisch betrachtet bei außerordentlich hohen 2,3 Prozent. Eine noch höhere Dividendenrendite gab es nur im Zuge der Finanzkrise und auf dem Höhepunkt der Corona-Krise.

Dividendenhistorie der Henkel Stamm-Aktie im Aktienfinder

Dividendenhistorie der Henkel Stamm-Aktie im Aktienfinder

Anders als die Wettbewerber Procter & Gamble, 3M oder Unilever ist Henkel kein Dividenden-Aristokrat, der die Ausschüttungen seit mindestens 25 Jahre jedes Jahr erhöht hat. So hielt das Management in diesem Jahr die Dividende im Vergleich zum Vorjahr lediglich stabil. Henkel steigert die Dividende zwar nicht jedes Jahr, erhöht aber dennoch regelmäßig. Seit 2005 hat sich deren Höhe vervierfacht. Für Investoren, die 2005 in Henkel investiert haben, beträgt die persönliche Dividendenrendite (die Dividende gemessen am persönlichen Kaufkurs) immerhin über 7 Prozent.

Das Henkel-Management plant, einmal jährlich eine Dividende in Höhe von 30 bis 40 Prozent des Gewinns auszuschütten. Zuletzt lag die Ausschüttungsquote bei 34 Prozent. Durch den erwarteten Gewinnrückgang könnte die Ausschüttung im nächsten Jahr die 40-Prozent-Grenze überschreiten. Ich könnte mir vorstellen, dass das Management aufgrund der außerordentlichen Belastung durch das Corona-Virus eine Ausnahme von der eigenen Ausschüttungspolitik macht und die Dividende, anstatt zu kürzen, konstant hält. Garantiert ist dies allerdings nicht.

Ist die Henkel-Aktie fair bewertet?

Die Dynamische Aktienbewertung des Aktienfinders zeigt, dass die Henkel Aktie ab dem Jahr 2013 sehr hoch bewertet war. Erst die 2017 einsetzenden Kursverluste inklusive Corona-Crash haben die Aktie wieder näher an den fairen Wert zurückgeführt. Zwar kann dir der Aktienfinder aufgrund einer geänderten Rechnungslegung von Henkel die vergangenen fairen Werte für den bereinigten Gewinn nicht anzeigen, trotzdem zeigen die in einem verhältnismäßig engen Band laufenden Vergleich-Multiples, dass Henkel aktuell relativ nah an seinem fairen Vor-Corona-Werten notiert.

Fairer Wert der Henkel Stammaktie im Aktienfinder

Fairer Wert der Henkel Stammaktie im Aktienfinder

Das bereinigte KGV von unter 16 signalisiert ebenfalls eine faire Bewertung. Henkel ist damit billiger als das mit Problemen kämpfende Unternehmen 3M, das aktuell ein bereinigtes KGV von 18 aufweist. Auch Procter & Gamble und Unilever sind allesamt höher bewertet. Die Henkel Vorzugs-Aktie ist mit einem bereinigten KGV von 18,5 etwas teurer als die Stamm-Aktie mit einem 16er KGV, Die günstigere Bewertung spricht also ebenfalls für die Stamm-Aktie.

Was ich an Henkel mag, ist die solide Bilanz. Mit einer Schuldenquote von 40,6 Prozent liegt Henkel zwar über der Quote von Procter & Gamble (32,6 Prozent), aber deutlich unterhalb der Quote von Unilever (74 Prozent) und auch 3M (45 Prozent). Daneben ist Henkel mit einer Tilgungskraft von EUR 1,7 Milliarden liquide genug, um die Schulden von EUR 12,8 Milliarden zu adressieren. Damit bräuchte es 7,5 Jahre, um die Schulden komplett tilgen. Das ist deutlich weniger als Procter & Gamble, das trotz niedrigerer Schuldenquote aufgrund der geringeren Tilgungskraft mehr als 11 Jahre bräuchte.

Verschuldung am Gesamtvermögen und Tilgungskraft

Verschuldung am Gesamtvermögen und Tilgungskraft

Fazit: Henkel Aktie – Solider Dividendentitel mit hohem Potential

Noch steht die Henkel Aktie unter Druck. Die konjunkturelle Abkühlung, das schlecht laufende „Beauty-Care“-Segment und das Corona-Virus belasten den Aktienkurs. Trotzdem hält das Management an seinen langfristigen Plänen fest und will mit Hilfe einer Portfoliobereinigung zum alten Wachstum zurückzukehren. Mich überzeugen der langfristige Ansatz, das Geschäftsmodell und die hinter dem Unternehmen stehende Familiendynastie. Traumrenditen brauchst du aufgrund der aktuellen Konsolidierung des Geschäfts allerdings nicht erwarten. Es ist jedoch gut möglich, dass Henkel gerade dort steht, wo Procter & Gamble vor einigen Jahren stand. Auf dem derzeitigen Bewertungsniveaul gehört Henkel zu den Unternehmen, die ich immer mal wieder aufstocke und in meinem Depot schlummern lasse. Wenn du eine ähnliche Anlagestrategie verfolgst und die Henkel Aktie nicht traden, sondern langfristig halten möchtest, empfehle ich dir, die Stamm-Aktie zu kaufen. Sie ist zwar weniger liquide, hat dafür aber eine günstigere Bewertung und höhere Dividendenrendite.

Aktienfinder - Qualitätsaktien finden leicht gemacht

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Torsten Tiedt ist seit 2006 Softwareexperte in der Investmentindustrie. Unzufrieden mit den bestehenden Aktienscreenern hat er eine Lösung für das Aufspüren von Buy-And-Hold-Investments implementiert, die sich vor der großen Konkurrenz aus den USA nicht verstecken muss. Mehr dazu auf Aktienfinder.Net.
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