Donnerstag, 02.07.2020 08:25 von Jörg Scherer | Aufrufe: 520

Gold - Allzeithoch im Visier

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Allzeithoch im Visier

Auf US-Dollar-Basis konnte der Goldpreis im bisherigen Jahresverlauf um 16 % zulegen. In einem denkwürdigen 1. Halbjahr – mit einem Aktienabsturz in Rekordtempo, einem negativen Ölpreis sowie der Insolvenz eines DAX®-Konzerns – haben wir damit nicht nur einen Prognosetreffer gelandet, sondern viel wichtiger dürfte sein, dass der Goldpreis somit für viele Investoren einen wichtigen Stabilitätsanker darstellte. In der zweiten Jahreshälfte sollte sich diese konstruktive Entwicklung fortsetzen – zumindest steht die charttechnische Börsenampel für das Edelmetall weiterhin auf grün. Dazu tragen vor allem die wesentlichen Antriebsfaktoren in Form der inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation der letzten sechs Jahre sowie der langgezogenen Korrekturflagge seit dem bisherigen Allzeithoch vom September 2011 bei 1.920 USD bei (siehe Chart 1). Apropos langjährige Bodenbildung: Das kalkulatorische Kursziel von 1.670 USD – abgeleitet aus der o. g. S-K-S-Formation – hat der Goldpreis im ersten Halbjahr lehrbuchmäßig abgearbeitet. Deshalb gilt aktuell, frei nach einem Song von Ina Deter aus den 1980er Jahren: Ich schreib`s an jede Wand, neue Kursziele braucht das Land!

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Gold (Monthly)
Chart Gold



Diese Marke ist wichtiger als das Allzeithoch!

An dieser Stelle kommt dem beschriebenen Konsolidierungsmuster in Form der o. g. Flagge die entscheidende Schlüsselrolle zu, denn perspektivisch legt diese Chartformation einen Anlauf auf das bisherige Rekordhoch von September 2011 bei 1.920 USD nahe. Der zweite strategische Kurstreiber signalisiert also noch „Luft nach oben“. Auf dem Weg zum bisherigen Rekordstand gibt es einen ganz entscheidenden Signalgeber: Regelmäßige Leser kennen unsere Vorliebe für hohe Zeitebenen und langfristige Charts. Die Betrachtung des Edelmetalls auf Quartalbasis fördert wieder einmal ein interessantes Detail zu Tage! So hat der Goldpreis Ende 2011 sowie im Verlauf des Jahres 2012 insgesamt vier Mal wichtige Hochs im Bereich der Marke von 1.800 USD ausgebildet (siehe Chart 2). Aus Sicht des Quartalscharts besitzt dieses Level eine ungleich höhere Bedeutung als das o. g. Allzeithoch bei 1.920 USD. Mit anderen Worten: Ein Spurt über die diskutierte Schlüsselmarke sorgt für ein Ausrufezeichen hinter unserem strategischen Gold-Szenario und ebnet den Weg zum Ausschöpfen des Kurspotentials der oben beschriebenen Flagge. Bei einem Spurt über die 1.800er-Marke werden selbst auf USD-Basis neue Rekordstände zusehends wahrscheinlich.

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Gold (Quarterly)
Chart Gold



P&F-Kaufsignal: Ein Rad greift in das andere

Interessanterweise dokumentiert auch der Point & Figure-Chart des Goldpreises die Relevanz der Marke von 1.800 USD. Auf Basis der, zumindest in Europa, etwas in Vergessenheit geratenen Chartdarstellungsform entsteht oberhalb dieses Schlüssellevels ein prozyklisches Investmentkaufsignal (siehe Chart 3). Wir gehen deshalb sogar soweit: Wird der Widerstand bei 1.800 USD geknackt, dann winkt perspektivisch auch ein Anlauf auf das bisherige Allzeithoch. Zwei unterschiedliche Möglichkeiten der Chartdarstellung gehen also Hand in Hand, so dass wir neue Rekordstände – noch im Jahresverlauf 2020 – für absolut möglich erachten! Im „uncharted territory“ definiert die 138,2%-Fibonacci-Projektion des Baisseimpulses von September 2011 bis Dezember 2015 bei 2.254 USD das nächste Anlaufziel. Per Jahresende wird in diesem Dunstkreis auch der ehemalige Aufwärtstrend seit Beginn des Jahrtausends verlaufen. Als drittes Argument kann das Anschlusspotential der langgezogenen Flaggenkonsolidierung herangezogen werden. Aus der Höhe der Formation ergibt sich ein langfristiges Anschlusspotential bis rund 2.286 USD. Über drei unterschiedliche technische Kriterien lässt sich also die Bedeutung der beschriebenen Zielzone belegen.

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Gold (Daily)
Chart Gold



Historisch hoch!

Während der Goldpreis in diesem Jahr bisher rund 250 USD zulegen konnte, weist die Kursentwicklung des „kleinen Bruders“ eine „rote Null“ auf. Daran können Anleger die relative Attraktivität des Silberpreises erkennen. Noch handelt es sich um einen antizyklischen Trade – aber um einen mit Charme! Doch der Reihe nach: Die sich weiter öffnende Schere zwischen den beiden Edelmetallen hat das Gold/Silber-Ratio im März bis auf einen Wert von 112 getrieben. Die Dynamisierung des seit 2012 bestehenden Haussetrendkanals (obere Begrenzung akt. bei 110) erwies sich in der Folge jedoch als Fehlsignal (siehe Chart 4). Gleichzeitig notiert der RSI tief im überkauften Bereich – genauer gesagt: So hoch wie zuletzt Anfang 1991. Der Oszillator hat in der Vergangenheit oftmals „Spitzen“ im Gold/Silber-Ratio zutreffend angezeigt. So gingen beispielsweise die Wendepunkte im bisherigen Verlauf des Jahrtausends in den Jahren 2003, 2008 und 2016 mit einem entsprechenden RSI-Signal einher. Gleichzeitig notiert auch der MACD – bezogen auf das Verhältnis der beiden Edelmetalle – historisch hoch. Deshalb dürfte die Silber-Underperformance ein Ende gefunden haben und wir erwarten in den nächsten Monaten ein rückläufiges Gold-/Silber-Ratio.

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Gold-/Silber-Ratio (Monthly)
Chart Gold-/Silber-Ratio



„false break“ + „Hammer“-Umkehrmuster

Den beschriebenen antizyklischen Charme und die Steilvorlage durch den Ratio-Chart wollen wir im nächsten Schritt mit der konkreten charttechnischen Ausgangslage des Silberpreises abgleichen. Traditionell beginnen wir dabei mit einer hohen Zeitebene. Besonders die Konstellation im 6-Monats-Bereich hat es uns angetan: Im Halbjahreschart liegt ein Fehlausbruch auf der Unterseite vor. So markiert das Märztief bei 11,62 USD lediglich eine temporäre Verletzung der Tiefpunkte der letzten Jahre bei knapp 14 USD. Das „reversal“ auf dieser Basis sorgt für eine markante Lunte, sowie für ein „Hammer“-Umkehrmuster im Halbjahreschart (siehe Chart 5). Damit halten wir an unserem Basisszenario eines langfristigen Bodenbildungsprozesses seit 2014 fest. Ein Anstieg über das bisherige Jahreshoch (18,94 USD), der gleichzeitig den beschriebenen „Hammer“ nach oben auflöst, würde diesem Basisszenario Nachdruck verleihen. Für den Abschluss der Bodenbildung der letzten Jahre ist dennoch weiterhin ein Sprung über das Mehrjahreshoch von 2016 bei 21,11 USD nötig. Rückenwind erhält das Edelmetall aktuell von Seiten der Saisonalität. Auf Basis der Daten seit Beginn des Jahrtausends legte der Silberpreis von Ende Juni bis Anfang September durchschnittlich um 5,6 % zu.

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Silber (Semi-annually)
Chart Silber



Indikatoren: Vorboten einer Trendwende?

Im nächsten Schritt brechen wir die Zeitebene herunter. Da der Halbjahreswechsel gleichzeitig das Ende des 2. Quartals markiert bietet sich ein zusätzlicher Blick auf den Quartalschart des Silberpreises an. Auch aus diesem Kursverlauf können Anleger aktuell einiges mitnehmen. So kann das oben beschriebene „false break“ in dieser Zeitebene als Pullback an den ehemaligen Baissetrend seit 2011 interpretiert werden (siehe Chart 6). Interessant ist darüber hinaus die Tatsache, dass der Durchschnitt der letzten 38 Quartale (akt. bei 19,87 USD) zwischen den letzten wichtigen Hochpunkten bei 19,64 USD bzw. 21,11 USD verläuft. Alle drei technischen Marken bilden zusammen die Nackenzone der langfristigen Bodenbildung. Spannend ist darüber hinaus die Indikatorenkonstellation: Nachdem der MACD ein neues Einstiegssignal generiert hat, arbeitet auch der RSI an einer Bodenbildung. Eine erfolgreiche Indikatortrendwende diente in der Vergangenheit oftmals als Vorbote eines äquivalenten Befreiungsschlags im eigentlichen Chartverlauf. Hoffnungen in Sachen nachhaltige, untere Umkehr weckt vor allem der zuerst genannte MACD, denn der Trendfolger ist mittlerweile auf Quartals-, auf Monats- sowie auf Wochenbasis „long“ positioniert.

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Silber (Quarterly)
Chart Silber



Verschachteltes Kursmuster: Der frühe Signalgeber

Auf Wochenbasis konnte der Silberpreis jüngst eine Reihe von Glättungslinien zurückerobern – z. B. die Durchschnitte der letzten 50 und 200 Wochen sowie der letzten 200 Monate (akt. bei 16,97/16,45/17,45 USD). Dank des positiven Schnittmusters zwischen 50- und 200-Wochen-Linie entsteht ein sog. „Golden Cross“. Neben diesem kurstreibenden Faktor ist noch ein weiterer Aspekt wichtig. Möglicherweise bildet das Edelmetall aktuell eine „V-förmige“ Umkehr aus (siehe Chart 7). Diese Trendwendeformation wäre bei einem Spurt über die Marke von knapp 19 USD komplettiert. Zur Erinnerung: Das ist gleichzeitig auch das Level, dessen Überwinden den o. g. „Hammer“ im Halbjahreschart auflösen würde. Der Clou an dieser Situation ist aber zweifelsohne, dass eine abgeschlossene V-Umkehr ein Kursziel deutlich oberhalb des Mehrjahreshochs von 2016 bei 21,11 USD impliziert. Mit anderen Worten: Ein Anstieg über die Marke von 19 USD liefert einen frühen Fingerzeig dafür, dass auch der große Befreiungsschlag in Form der Bodenbildung der letzten Jahre gelingen sollte. Die aktuelle Ausgangslage kann demnach als verschachteltes Kursmuster beschrieben werden, bei dem möglicherweise ein (charttechnisches) Rad in das andere greift.

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Silber (Weekly)
Chart Silber



Bodenbildung als Vorbote der Bodenbildung

Aufgrund des beschriebenen verschachtelten Kursmusters könnte die langjährige Bodenbildung beim Silberpreis im 2. Halbjahr 2020 tatsächlich gelingen. Keine Frage: Die Widerstandszone zwischen 19,64 USD und 21,11 USD stellt ein „dickes Brett“ dar. Doch ein Spurt über die zuletzt genannte Marke würde die Baisse der letzten gut neun Jahre vergessen machen. Lohn der Mühen wäre ein rechnerisches Anschlusspotential – abgeleitet aus der Höhe der unteren Umkehr – von rund 7 USD. Das kalkulatorische (Mindest-)Kursziel lässt sich also auf rund 28 USD taxieren. Als potenziellen Vorboten dieser langersehnten Weichenstellung dienen u. E. die im Philadelphia Gold-/Silver Index zusammengefassten Minentitel. Auf Monatsbasis gewinnt eine durch die Tiefs bei 80/38/61/63 Punkten definierte inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation mehr und mehr an Konturen (siehe Chart 8). Das Kursziel aus dem angeführten Trendwendemuster lässt sich auf rund 190 Punkte taxieren, so dass auch von dieser Seite Rückenwind kommt. In der Summe gestalten sich die charttechnischen Perspektiven des Edelmetallsektors weiterhin hervorragend. Antizyklischen Charme und positives Überraschungspotential sehen wir im 2. Halbjahr 2020 besonders beim Silberpreis.

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Philadelphia Gold-/Silver Index (Monthly)
Chart Philadelphia Gold-/Silver Index



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