Sehr geehrte Damen und Herren,
drei alteingesessene, deutsche Institutionen stehen aktuell im Sturm des Wandels. Der HSV (gegründet 1887), die SPD (gegründet 1863) und die Deutsche Bank (gegründet 1870). Alle drei haben zahlreiche Gemeinsamkeiten. Vom einstigen Ruhm und Glanz ist wenig über und die Führungsspitzen werden in den letzten Jahren in regelmäßigen Abständen ausgewechselt, ohne dass bislang eine Kehrtwende erreicht wurde.
Nachdem der HSV zuletzt seinen Trainer erneut gewechselt hat und die SPD ihren Parteivorsitzenden, ist jetzt wieder die Deutsche Bank einmal dran, mit einem neuen Vorstandsvorsitzenden. Am 08. April 2018 tauschte die Deutsche Bank ihren Vorstandssprecher von John Cryan zu Christian Sewing. Bis zur Personalie Josef Ackermann war die Deutsche Bank ein Hort der Kontinuität in Bezug auf Ihre Vorstandsvorsitzenden.
Der Blick auf die Vorstandssprecher der Deutschen Bank in der jüngeren Geschichte
Wilfried Guth (1976–1985)
Friedrich Wilhelm Christians (1976-1988)
Alfred Herrhausen (1985–1989)
Hilmar Kopper (1989-1997)
Rolf-E. Breuer (1997-2002)
Josef Ackermann (2002–2012)
Anshu Jain und Jürgen Fitschen (2012–2015)
John Cryan und Jürgen Fitschen (2015–2016)
John Cryan (2016–2018)
Christian Sewing seit April (2018)
Christian Sewings erster Brief an seine Mitarbeiter ist mehr als unglücklich formuliert
In seinem ersten offenen Brief - in seiner Funktion als neuer Vorstandssprecher - an die Mitarbeiter der Deutschen Bank hat Christian Sewing folgenden Satz geschrieben: „Mit Blick auf die Erträge müssen wir unsere Jägermentalität zurückgewinnen“. Den Begriff „Jägermentalität“ finde ich nach all den Vorkommnissen und Verfehlungen der Deutschen Bank in den letzten Jahren äußerst deplatziert. Wenn will die Deutsche Bank jagen, um die Erträge zu steigern? Die Kunden? Die Märkte, die Steuerzahler? Die ungezügelte Jagd nach Rendite war der Grund, warum sich die Deutsche Bank heute in ihrer misslichen Lage befindet.
Aber es kommt noch schlimmer! Christian Sewing schreibt: „Unser Start in das Jahr 2018 war solide, aber „solide“ darf nicht unser Anspruch sein“. Es ist für mich unverständlich wie so etwas – seitens der PR-Abteilung der Deutschen Bank - rausgehen kann. Ich weiß natürlich, Christian Sewing meint einen anderen Zusammenhang, aber der Satz „solide darf nicht unser Anspruch sein“ ist für mich eine - höflich ausgedrückt - suboptimale Aussage in der Außenwirkung der Deutschen Bank.
Sollten in Zukunft weitere Probleme auftreten wird Christian Seewiing dieser Satz nach meiner Überzeugung auf die Füße fallen. Solidität muss der Anspruch sein. Die Deutsche Bank muss gerade zurückfinden zu ihrer Solidität aus der Vergangenheit, als Vertrauensbasis für die Zukunft. Bis das der Fall ist, gibt es weit bessere Banken in Deutschland, aber vor allem im Ausland, außerhalb der Europäischen Union.
Viele Grüße
Markus MillerGeschäftsführerGEOPOLITICAL.BIZ S.L.U.