Donnerstag, 12.10.2017 08:39 von Jochen Stanzl | Aufrufe: 2971

Der Gaul wird geritten, bis er tot ist

Die Zentralbanken haben den Märkten ein Land versprochen, in dem Milch und Honig fließen. Und jetzt scheinen wir wirklich dort angekommen zu sein! Welch Schlaraffenland!

Angriffe auf Demokratie und Rechtsstaat? Für Anleger kein Thema. Der türkische ISE-Index kratzt am Rekordhoch von 110.000 Punkten. Nun denkt man darüber nach, den Kurs durch 100 zu teilen – und erhofft sich davon eine optische Vergünstigung - ein Taschenspielertrick, der neue Anleger anlocken soll. 1100 Punkte würden schließlich günstiger aussehen als 110.000 Punkte - geklappt hat das schon mal: Vor gut 40 Jahren brachte der „Index-Split“ zweistellige prozentuale Kursgewinne.

Blickt man an andere eher illiquide und normalerweise nicht im Anlegerfokus stehende Börsen, erkennt man eine ähnliche Renaissance. Ob diese Börsen-Renaissance mit Aufklärung zu tun hat oder mit der bloßen Angst, etwas zu verpassen, muss jeder für sich selbst beantworten. Osteuropäische Börsen sind ein Beispiel. Polen scheint gerade aus der EU zu stolpern, aber Anleger treiben Aktien dort in die Höhe, schließlich sind sie im Bewertungsvergleich mit deutschen Aktien günstig.

Und auch wenn ich mir vor meinem geistigen Auge bereits emotional aufgeladenen Protest bei einigen Lesern vorstellen kann (der mich wiederum in meiner These bekräftigt) sehe ich den Anlagenotstand auch durch Kryptowährungen bestätigt. 
Hier wie in jeder Hausse wird der Gaul geritten bis er tot umfällt – alle genannten Beispiele zeigen die zunehmend aufwendige und risikoträchtige Suche der Anleger nach noch verbleibenden Renditen, wobei immer illiquidere Märkte angesteuert werden, die wie bei der Reise nach Jerusalem wahrscheinlich nur unter Schmerzen (Verlusten) abtretbar sein werden, wenn die letzten Plätze vergeben sind und man als einziger am Ende dasteht und keinen Käufer mehr gefunden hat.

In den USA beginnen die Großbanken Goldman Sachs und JP Morgan bereits wieder damit, den vor der Finanzkrise beliebten Credit Default Swaps ähnlichen Total Return Swaps zu verkaufen. Sie sind Absicherungen (oder wahlweise direkte Wetten) auf eine neue Bankenkrise. Offenbar verkaufen sich diese Produkte sehr gut, sodass auch andere Großbanken einsteigen wollen (sehen Sie mehr dazu im heutigen CMC-Espresso-Video ab Minute 5:50).

Ich bin gewiss kein Perma-Bär, kein Untergangsorakel und warum sollte man die Hausse und Trends nicht spielen, solange sie laufen. Ich sehe nur unverkennbar die Wiederholung von Mustern, die sich immer wieder in der gleichen Form abspielen und sich wahrscheinlich schon so lange abspielen, wie es Börsen gibt. Anleger tauschen Liquides durch Illiquides (hier ist nichts Alkoholisches gemeint), Chancen werden übermäßig betont, Risiken ausgeblendet, anlagesuchendes Kapital greift nach jeder nur denkbaren Alternative.

Das alles weist darauf hin, dass irgendwann die Parte enden könnte. Natürlich ist das auch nur wieder eine weitere Phrase – Anleger sollten sich aber des Umstands gewahr sein, dass wir mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit im letzten Drittel der Hausse angekommen sind, die vor fast einer Dekade begonnen hatte.

 

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Bevor Jochen Stanzl 2015 zu CMC Markets kam, startete er seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG. Heute präsentiert er täglich "CMC Espresso", ein Video mit Marktprognosen, das auf dem deutschsprachigen YouTube Kanal von CMC Markets zu sehen ist.
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