Knorr-Bremse: Erster Pre-IPO-Kurs bei Lang & Schwarz im oberen Bereich der Preispanne

Einen Tag nach Beginn der Zeichnungsfrist für die Aktie des Bremssystem-Herstellers Knorr-Bremse und gibt es erste Geld- und Briefkurse bei Lang & Schwarz. Der Geldkurs lag am heutigen Vormittag bei 83,75 Euro, der Briefkurs belief sich auf 86,80 Euro. Das Münchener Unternehmen hatte die Preisspanne für den geplanten Börsengang auf 72 bis 87 Euro je Aktie festgelegt. Der endgültige Angebotspreis wird im Rahmen des derzeit laufenden Bookbuilding-Verfahrens ermittelt. Die heute bei Lang & Schwarz veröffentlichten vorbörslichen Preise liegen somit im oberen Bereich der Preisspanne.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die Investmentbank Morgan Stanley berichtet, sei das Interesse von Investoren an der Aktie in den ersten Stunden nach Zeichnungsbeginn groß gewesen. Insgesamt will der Mehrheitsaktionär Heinz Hermann Thiele rund 35 Millionen Aktien aus seinem Besitz und dem Bestand seiner Familie an die Börse bringen, weitere bis zu 13,3 Millionen Aktien könnten durch Mehrzuteilungs- und Aufstockungsoptionen den Besitzer wechseln.

IPO-Erlös so hoch wie bei Siemens Heathineers?

Die insgesamt im Raum stehende Aktienmenge entspricht 30 Prozent der Unternehmensanteile. Sollte die maximale Anzahl der Aktien tatsächlich platziert werden können, würde der Börsengang den Altaktionären zwischen 3,5 und 4,2 Milliarden Euro einbringen. Damit wäre der Börsengang von Knorr-Bremse eines der größten IPOs in Deutschland in den vergangenen Jahren. In diesem Jahr hatte bereits der Siemens-Konzern beim Börsengang seiner Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers rund 4,2 Milliarden Euro erzielen können. 

Knorr-Bremse entwickelt und vertreibt Bremstechnik für Schienen- und für Nutzfahrzeuge. Eigenen Schätzungen zufolge kam Knorr-Bremse zuletzt auf einen weltweiten Marktanteil von 50 Prozent bei Bremssystemen für Schienenfahrzeuge und von 42 Prozent bei pneumatischen Bremssystemen für Nutzfahrzeuge. 2017 steigerte Knorr-Bremse den Konzernumsatz um rund 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 6,15 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als 587 Millionen Euro (2016: 567 Millionen Euro). Rund um den Globus beschäftigt Knorr-Bremse etwa 29.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Streit mit Bosch noch nicht einvernehmlich gelöst

Begleitet wird der Börsengang von einer Auseinandersetzung zwischen Knorr-Bremse und seinem langjährigen Partner Robert Bosch. Bosch ist seit 1998 als Gesellschafter an der KB SfN GmbH (Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge) beteiligt, in der das Europa-Geschäft mit Bremssystemen für Trucks, Busse, Trailer und Agrarfahrzeuge zusammengefasst ist. Der Gesellschaftervertrag räumt den Partnern offenbar bestimmte Rechte und auch Möglichkeiten zum Ausstieg ein, und zwar für den Fall, dass der andere Partner in bestimmten Geschäftsfeldern aktiv und damit zum Wettbewerber wird.

Soweit bekannt wurde, wirft Bosch dem Konzern Knorr-Bremse vor, bei Lenksystemen für Lkw gegen die vereinbarten Wettbewerbsklauseln verstoßen zu haben. Als Konsequenz will Bosch die gemeinsamen Aktivitäten beenden. Bosch hält 20 Prozent der Anteile an KB SfN und außerdem 20 Prozent der Anteile an KB CVS Japan, die ebenfalls Gegenstand des Disputs sind. Bosch drängt darauf, dass Knorr-Bremse die Anteile zurückkauft. Laut Manager-Magazin würden dafür rund 380 Millionen Euro fällig werden.

Verhandlungen über eine von beiden Seiten akzeptierte Lösung hätten bislang nicht zu einem Ergebnis geführt, heißt es im Wertpapierprospekt von Knorr-Bremse. Es bestehe die Gefahr, dass Bosch in Zukunft auf dem Weltmarkt als Konkurrent auftreten könnte.

Die Zeichnungsfrist für die Aktie von Knorr-Bremse soll voraussichtlich am 11. Oktober enden. Einen Tag später soll laut Planungen die Aktie erstmals im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden.