Mit seiner Kritik an der Kohleverstromung macht sich VW-Chef Diess nicht nur Freunde. Gewerkschaftschef Vassiliadis wirft dem Autoboss „Instinktlosigkeit“ vor.
Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), gehört zu den moderaten, konstruktiven Stimmen auf der Arbeitnehmerseite. Er ist ein Mann des Ausgleichs, pflegt beste Kontakte in die Parteien, er versucht, mit Sachargumenten zu überzeugen, sein Wort hat Gewicht. Temperamentsausbrüche des Gewerkschaftsbosses sind nicht überliefert.
Nach der massiven Kritik des VW-Vorstandschefs Herbert Diess an der Energiewirtschaft, speziell an RWE, wirft Vassiliadis aber nun die Zurückhaltung über Bord. In einem Brief von Vassiliadis an Diess, der dem Handelsblatt vorliegt, greift der Gewerkschaftsboss den VW-Chef massiv an.
Angesichts der Einlassungen von Diess dränge sich die Vermutung auf, dass der Grund für dessen Vorgehen „in der Unfähigkeit der Automobilhersteller, gegebenenfalls aber nur des VW-Konzerns, zu finden ist, die aktuellen Anforderungen und Fragen an die Branche in der Klimapolitik, in der Dieselproblematik und bei alternativen Antrieben überzeugend zu beantworten“, schreibt Vassiliadis.
Diess hatte in der vergangenen Woche in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ Verständnis für die Proteste gegen den Braunkohletagebau im rheinischen Revier geäußert. Was die Energiewirtschaft dort machen wolle, führe „unsere ganze Elektrifizierungsstrategie ad absurdum“.
Es habe keinen Sinn, Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen, „wenn wir gleichzeitig den Strom dafür aus Braunkohle produzieren“, hatte Diess gesagt. Es sei für ihn „völlig unverständlich“, dass man heute auch nur daran denke, ein Braunkohleabbaugebiet zu erweitern. Ein großes Braunkohlekraftwerk erzeuge so viele CO2-Emissionen wie neun Millionen Dieselfahrzeuge.
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