Staatsoberhäupter beim G20-Gipfel in Hamburg im Jahr 2017.
Freitag, 15.02.2013 14:12 von | Aufrufe: 119

HINTERGRUND: G20-Treffen im Zeichen des Währungskriegs

Staatsoberhäupter beim G20-Gipfel in Hamburg im Jahr 2017. © Thomas Lohnes / Freier Fotograf / Getty Images News / Getty Images

MOSKAU/FRANKFURT (dpa-AFX) - So war das nicht geplant: Statt Haushaltskonsolidierung und Finanzmarktregulierung hat sich beim Treffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Moskau ein Thema in den Vordergrund geschoben, das bei der Vorbereitung im Dezember noch keiner auf dem Zettel hatte: die Wechselkurse. "Wir befinden uns heute wohl schon mitten in einem neuen Währungskrieg", sagt Chefökonom Cyrus de la Rubia von der HSH-Nordbank. Der Devisenmarkt setzt nun auf ein Machtwort.

Seit Tagen steigen und fallen die Wechselkurse mit den Äußerungen von Finanzpolitikern und Zentralbankern. Analysten sprechen von verbaler Kriegsführung. "Auch heute werden daher wohl vor allem die Kampfkünste des G20-Treffens in den Fokus rücken", sagt Expertin Carolin Hecht von der Commerzbank (Commerzbank Aktie). Bereits am Donnerstag waren erste Inhalte eines Kommuniqué-Entwurfs der G20 durchgesickert.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg konnte einen Blick auf das Dokument erhaschen. Darin spricht sich die Staatengemeinschaft gegen eine "kompetitive Abwertung" von Währungen und "jede Form von Protektionismus" aus. Nach Einschätzung von Commerzbank-Analystin Hecht enthält das vermeintliche Bekenntnis zu freien Devisenmärkten "außer allseits gültigen Platituden und leeren Worthülsen" jedoch keine Sprengkraft.

Die Formulierungen in dem Dokument stammen bereits vom 11. Februar und sollen dem letzten G20-Statement vom 5. November verdächtig ähneln. Da hatten sich die sieben führenden Industrienationen - Deutschland, Japan, USA, Kanada, Frankreich, Italien und Großbritannien - zwar gemeinsam zu freien Wechselkursen bekannt. Danach widersprach allerdings ein G7-Vertreter Äußerungen des japanischen Finanzministers, wonach die Erklärung nicht als Kritik an der lockeren Geldpolitik Japans zu verstehen sei. Die Konfusion war groß.

Japan steht international in der Kritik, weil die Regierung dort die Notenbank massiv unter Druck setzt: Sie soll die Geldschleusen weiter öffnen, um das lahmende Wachstum anzuschieben. Die geldpolitischen Maßnahmen setzen den Außenwert des Japanischen Yen unter Druck. Im Gegenzug gewinnen andere Währungen. So hat beispielsweise der Euro seit vergangenem November um etwa 25 Prozent zum Yen zugelegt. Die Aufwertung verteuert jedoch die Waren der Exporteure im Euroraum und kommt gerade in wirtschaftlichen schwachen Zeiten deshalb ungelegen.

Euro-Politiker - allen voran aus Frankreich - sind alarmiert. Sie fürchten, der starke Euro könnte die wirtschaftliche Erholung bedrohen. Vor allem die wegen massiver Sparkurse mit schwacher Binnennachfrage kämpfenden Krisenländer sind auf ihre Exportwirtschaft angewiesen.

Das Thema Währungskrieg reicht jedoch weit über die Eurozone hinaus: Die geldpolitische Offensive in Japan hat Ängste vor einem globalen Abwertungswettlauf wie in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufflammen lassen. Dabei schwächen Notenbanken gezielt die Währungen, um Wettbewerbsvorteile für die heimische Wirtschaft zu erreichen. Am Ende kann es zu einer fatalen Spirale aus Währungsdumping und Protektionismus kommen, bei der es nur Verlierer gibt.

Vor diesem Hintergrund hoffen Anleger auf eine klare Ansage der G20. Das Enttäuschungspotenzial ist allerdings hoch. "Sollte das Statement so weichgespült bleiben, wird vor allem interessant sein, wie sich die einzelnen Finanzminister und Notenbanker am Rande des Treffens äußern", sagt Commerzbank-Expertin Hecht. Der verbale Schlagabtausch nimmt bereits Fahrt auf: Brasiliens Finanzminister Guido Mantega sagte am Morgen in Moskau, seine Warnungen seien jahrelang ignoriert worden. Nun sei der Währungskrieg offensichtlich./hbr/bgf/fbr

--- Von Hannes Breustedt, dpa-AFX ---


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