Flagge der Bundesrepublik Deutschland.
Freitag, 01.11.2013 17:37 von | Aufrufe: 144

GESAMT-ROUNDUP: Snowden zu Aussage über NSA-Affäre bereit - in Deutschland

Flagge der Bundesrepublik Deutschland. pixabay.com

BERLIN (dpa-AFX) - Der frühere US-Geheimdienstler Edward Snowden ist grundsätzlich bereit, in Deutschland zur NSA-Spähaffäre auszusagen - aber nur mit klaren Sicherheitsgarantien. Vorher müsse eindeutig gesichert sein, dass der 30-jährige US-Amerikaner in Deutschland bleiben oder in einem vergleichbaren Land unterkommen könne, berichtete der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele am Freitag in Berlin. Am Vortag hatte er Snowden überraschend in Moskau getroffen.

Die Bundesregierung zeigte zwar Interesse an dem Angebot des in Russland untergetauchten Snowden. Mit Blick auf komplizierte rechtliche Fragen zu einem Asyl des Amerikaners in Deutschland denkt sie jedoch eher an eine Vernehmung in Moskau. Unterdessen gerät der US-Geheimdienst NSA auch durch US-Internetkonzerne wie Google (Alphabet A Aktie) und Yahoo unter Druck, die sich gegen Spionageattacken wehren.

Nach dem Treffen mit Ströbele zeigte sich Snowden bereit, in Deutschland zu der Affäre, von der auch Kanzlerin Angela Merkel direkt betroffen sein soll, Stellung zu nehmen. In einem Schreiben, das Ströbele unter anderem Bundesregierung, Bundestag und Bundesanwaltschaft zustellen sollte, hieß es: "Ich freue mich auf ein Gespräch mit Ihnen in Ihrem Land, sobald die Situation geklärt ist, und danke Ihnen für Ihre Bemühungen, das internationale Recht zu wahren, das uns alle beschützt."

Ströbele hatte am Donnerstag an einem unbekannten Ort in Moskau etwa drei Stunden lang mit Snowden gesprochen. Nach Ströbeles Erläuterungen will der Ex-Geheimdienstmitarbeiter deutschen Vertretern möglichst nicht auf russischem Boden Rede und Antwort stehen. Dafür wäre auch die Kooperation der russischen Behörden notwendig.

Snowdens Asyl in Russland läuft im Sommer 2014 aus. Sein russischer Anwalt Anatoli Kutscherena betonte, Snowden könne nicht aus seinem Asylland ausreisen, ohne seinen Flüchtlingsstatus zu verlieren. "Falls irgendein Land Fragen an Snowden hat, kann es ihm diese schicken, und er wird dann darüber entscheiden", sagte Kutscherena russischen Agenturen zufolge.

Der amtierende Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte: "Wir werden Möglichkeiten finden, wenn Herr Snowden bereit ist, mit deutschen Stellen zu sprechen." Wenn dieser Informationen liefern wolle, "dann nehmen wir das gerne auf". Friedrich betonte: "Wir sind dankbar, wenn irgendwas kommt - egal, ob durch Herrn Ströbele, Briefe oder sonst was."

Regierungssprecher Steffen Seibert betonte, eine Vernehmung Snowdens sei entweder Sache der Bundesanwaltschaft oder eines Untersuchungsausschusses des Parlaments, nicht aber der Regierung. Im übrigen gebe es keine Veranlassung, sich mit der Frage eines Asyls für Snowden in Deutschland zu befassen. Sollte er in Deutschland aussagen wollen und deshalb um Schutz bitten, wären komplexe rechtliche Fragen zu klären.

Ein Sprecher des Innenministeriums erläuterte, für einen Asylantrag müsse Snowden nach Deutschland kommen. Einer Vernehmung in Russland stünde aber nichts entgegen. Das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages will sich in der nächsten Woche in einer Sondersitzung mit dem Fall befassen.

Snowden hat als Mitarbeiter der National Security Agency (NSA) tausende Dokumente kopiert, die seit dem Sommer von Journalisten nach und nach veröffentlicht werden. Die US-Regierung wirft dem 30-Jährigen Landesverrat vor.


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Ströbele appellierte nun an die USA und andere Staaten, Snowden nicht weiter mit Strafe zu bedrohen. Im Strafrecht gebe es die Möglichkeit, wegen eines "übergesetzlichen Notstands" von Verfolgung abzusehen. Eine Möglichkeit wäre, Snowden von deutscher Seite freies Geleit zu gewähren.

Wegen der Spionageattacken der NSA wandten sich Google, Facebook (Facebook Aktie), Apple (Apple Aktie) und andere in einem Brief an Kongressabgeordnete und forderten nicht mehr nur mehr Transparenz über die Überwachungsprogramme der NSA, sondern auch echte Reformen. Insbesondere seien "substanzielle Verbesserungen zum Schutz der Privatsphäre und angemessene Mechanismen zur Aufsicht und Nachvollziehbarkeit dieser Programme" nötig. Daran sollten Kongress und US-Regierung arbeiten.

Zuvor hatte die "Washington Post" berichtet, die NSA greife Daten aus den internen Verbindungen zwischen Datenzentren von Google und Yahoo ab. Beide Firmen betreiben weltweit riesige Rechenzentren. Die Anlagen tauschen ständig Nutzerdaten untereinander aus, etwa E-Mails, Suchanfragen oder Dokumente. Die Daten schicken die Internet-Riesen über eigene Glasfaserkabel./rm/tl/bk/DP/stb

Werbung

Mehr Nachrichten kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.