Ein Strommast auf einem Deich (Symbolbild).
Freitag, 26.11.2021 10:02 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1994

Exklusiv-Interview: Compleo: Großer Vertrauensbeweis von E.ON

Ein Strommast auf einem Deich (Symbolbild). pixabay.com

Mit Hilfe einer Kapitalerhöhung will Compleo Charging Solutions die Übernahme von innogy eMobility Solutions finanzieren. Im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert Co-CEO Georg Griesemann die spannenden Hintergründe.

Durch den Kauf sieht Griesemann die Position der Gesellschaft gestärkt. Die Akquisition sei für Compleo ein weiterer Meilenstein, um ein führender Greentech-Technologieanbieter im europäischen Elektromobilitätsmarkt zu werden. Namhafte Kunden wie DHL, RWE, Volkswagen, BMW, Daimler oder Porsche stehen auf der Referenzliste von innogy eMobility Solutions. Das Zusammengehen der beiden Dortmunder Gesellschaften sei somit ein weiterer Schritt in der Erfolgsgeschichte von Compleo, so Griesemann.

wallstreet:online: Sie planen mit der innogy eMobility Solutions GmbH nun das zweite Unternehmen in kürzester Zeit zu übernehmen. Am Markt steht man dem teils mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Worin besteht aus ihrer Sicht die Logik für den Kauf?

Georg Griesemann: Der geplante Kauf der innogy eMobility Solutions passt perfekt in unsere Gesamtstrategie und schließt sich nahtlos an die erfolgreiche Übernahme und Integration der wallbe – heute Compleo Connect – an. Ich will auch gerne erklären warum. Mit Compleo Connect haben wir die Software-Expertise der Compleo-Gruppe im Bereich der Bezahlsysteme verstärkt und unsere erste eigene SaaS-basierte Betreibersoftware erhalten. Mit innogy eMobility Solutions machen wir jetzt den nächsten Schritt, indem wir den Bereich der Software-Services durch das führende Backend-System von innogy eMobility Solutions deutlich verstärken. Darüber hinaus beabsichtigten wir, alle europäischen Kundenbeziehungen zu übernehmen. Daher sind wir davon überzeugt, dass die Übernahme der innogy eMobility Solutions ein weiterer Meilenstein auf unserem Weg zum führenden Greentech-Technologieanbieter im europäischen Elektromobilitätsmarkt sein wird.

wallstreet:online: Der Kaufpreis wird in bar und in Aktien bezahlt. Können sie dies noch einmal genau aufschlüsseln?

Georg Griesemann: Der vorläufige Barkaufpreis für die innogy eMobility Solutions beträgt rund 43 Millionen Euro und kann sich durch erfolgsabhängige Komponenten um insgesamt 16 Millionen Euro erhöhen. Diese sogenannte Earn-Out-Vereinbarung ist abhängig von definierten Umsatzzielen in den Jahren 2022 und 2023. Die Barzahlung wollen wir über die gestern bekanntgegebene Bezugsrechtskapitalerhöhung finanzieren. Zusätzlich erfolgt durch die Ausgabe von 200.000 neuer Compleo-Aktien an E.ON im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung eine Zahlung in Aktien. Damit ist E.ON zukünftig nicht nur ein langjähriger Kunde von Compleo, sondern wird sogar Aktionärin der Compleo. Das ist aus unserer Sicht ein großer Vertrauensbeweis in den langfristigen Erfolg unserer gemeinsamen Arbeit.

wallstreet:online: Innogy eMobility Solutions GmbH ist defizitär, für 2021 wird erneut ein Verlust in Millionenhöhe erwartet. Wurden diesbezüglich Sondervereinbarungen getroffen oder bürden sie sich diese Verluste wirklich auf?

Georg Griesemann: Wir haben mit der verkaufenden E.ON-Tochter innogy SE diesbezüglich eine sehr faire Regelung getroffen, sodass wir dies nicht aus Compleo-Mitteln finanzieren müssen. Denn für das Geschäftsjahr 2021 besteht weiterhin ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen der innogy eMobility Solutions und der innogy SE. Das heißt, dass die innogy SE die in 2021 anfallenden HGB-Verluste der innogy eMobility Solutions übernimmt. Zudem wird die innogy SE die innogy eMobility Solutions bei Vollzug der Transaktion mit 10 Millionen Euro ausstatten, womit die innogy eMobility Solutions dann über eine Net Cash Position in Höhe von ca. 60 Millionen Euro verfügen wird. Wirtschaftlich ergibt sich aus diesen Zahlungen sowie unter Zugrundelegung eines vereinbarten Aktienkurses von 110 Euro je Compleo-Aktie für die 200.000 Compleo-Aktien ein voraussichtlicher Gesamtkaufpreis für die innogy eMobility Solutions von ca. 21 Millionen Euro, was dann dem Enterprise Value entspricht. Gleichzeitig haben wir aber natürlich auch Maßnahmen identifiziert, um Synergien innerhalb der Compleo-Gruppe zu nutzen, die Effizienz der innogy eMobility Solutions zu steigern und somit das Geschäft mittelfristig profitabel zu machen.

wallstreet:online: Sie setzen bisher eher auf Hardware, innogy eMobility Solutions ist auch im Softwarebereich stark. Was bedeutet das für ihr künftiges Agieren?


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Georg Griesemann: Wir entwickeln uns damit ganz wesentlich weiter. Neben der SaaS-basierten Komplettsoftwarelösung „eOperate“ für Unternehmen, die Ladesäulen für ihre Kunden oder Mitarbeiter betreibt, bietet innogy eMobility Solutions auch die IT-Plattform „eMarketplace“ an, die im Sinne eines elektronischen Marktplatzes Charge Point Operators und Electric Mobility Providers miteinander verbindet. Damit eröffnen wir uns den Einstieg sowohl in das SaaS-basierte Software-Geschäft als auch in das transaktionsbasierte Gebührenmodell von Ladevorgängen. Indem wir zukünftig die Stärken von Compleo Connect, innogy eMobility Solutions und Compleo bündeln, machen wir den nächsten Schritt zum Komplettanbieter für Ladetechnologie in Europa. Wir können dann alles aus einer Hand liefern – Ladestationen, Software-Services und Onsite-Services für Großprojekte – und stärken unsere Position im Markt damit weiter.

wallstreet:online: Wie entwickelt sich durch den Neuerwerb der Kundenstamm? Wie sieht es mit der internationalen Präsenz aus?

Georg Griesemann: Wie gesagt beabsichtigen wir alle europäischen Kundenbeziehungen von innogy eMobility Solutions zu übernehmen, was unseren Kundenstamm erheblich erweitern wird. Zu den Kunden von innogy eMobility Solutions gehören zum Beispiel Großunternehmen wie Aldi Süd, DHL, RWE, Volkswagen, BMW, Daimler oder Porsche. Oder auch Energieversorger wie E.ON – insgesamt bestehen Geschäftsbeziehungen zu rund 200 Energieversorgern und kommunalen Energieunternehmen in Europa. Aber auch Elektromobilitätsdienstleister wie Move gehören zu den Kunden oder Ladesäulenbetreibern wie TankE, die in ihre eigene öffentliche und halböffentliche Ladeinfrastruktur investieren und ihre Ladedienste an E-Mobility Service Provider verkaufen. Darüber hinaus ermöglicht die Back-End-Technologie über das Joint Venture Charge4Europe bereits Roaming zu mehr als 200.000 Ladepunkten verschiedener Hersteller für Geschäftskunden in ganz Europa. Und es gibt rund 40 E-Mobility Service Provider deren Kunden an den mit eOperate verbundenen Stationen laden können.

wallstreet:online: Sowohl Compleo als auch innogy eMobility Solutions sitzen in Dortmund. Bringt das Vorteile?

Georg Griesemann: Ich denke schon, denn unsere gemeinsame Kultur verbindet. Wir sprechen die selbe „Sprache“ und denken über sehr viele Dinge gleich. Wir haben uns einfach auf Anhieb persönlich und fachlich verstanden. Das wird mit Sicherheit auch bei der Integration sehr hilfreich sein. Und natürlich birgt auch die räumliche Nähe für die operativen Abläufe Vorteile.

wallstreet:online: Sie haben in diesem Jahr mehrere Akquisitionen getätigt. Steht bald ein weiterer Zukauf an?

Georg Griesemann: Uns ist klar, dass wir die beiden Übernahmen aus diesem Jahr erst einmal „verdauen“ und sich die Prozesse in der weiterentwickelten Compleo-Gruppe einspielen müssen. Klar ist aber auch, dass M&A grundsätzlich ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer Strategie ist und wir diesen Weg auch in Zukunft weiter gehen werden. Jetzt wollen wir aber erst einmal die Übernahme der innogy eMobility Solutions zum Abschluss bringen – und ich bin überzeugt, dass dieser Schritt ein weiterer ganz Wesentlicher in der Erfolgsgeschichte von Compleo sein wird.

wallstreet:online: Herr Griesemann, vielen Dank für das Gespräch.

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