Mann mit Smartphone und Tablet (Symbolbild).
Sonntag, 10.11.2013 15:00 von | Aufrufe: 269

'Die Situation wird immer schwieriger' - Kerzen für die Volkswerft

Mann mit Smartphone und Tablet (Symbolbild). © metamorworks / iStock / Getty Images Plus / Getty Images

STRALSUND (dpa-AFX) - Dunkle Wolken über dem Himmel von Stralsund: Der ersehnte Verkauf der insolventen P+S-Werft an einen zahlungskräftigen Investor ist noch immer nicht in Sicht. "Die vorliegenden Angebote sind noch nicht ausreichend, vor allem, was die Arbeitnehmerbeschäftigung angeht", sagte Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Sonntag in Stralsund. "Die Situation wird immer schwieriger." Grund ist die baldige Fertigstellung der DFDS-Transportschiffe. Damit werde es immer weniger Beschäftigung auf der Werft geben. "Das macht uns große Sorgen", meinte Brinkmann. Ursprünglich hatte die Insolvenzverwaltung gehofft, mit dem Weiterbau an den beiden Schiffen die Werft auch nach der Pleite vor 15 Monaten "warm" für mögliche Investoren halten zu können.

Mit dem Ende der Transfergesellschaft zum 1. November sind rund 700 Schiffbauer in und um Stralsund arbeitslos worden. Weiteren rund 450 Mitarbeitern der Stralsunder Schiffbaugesellschaft (SSG) droht in den kommenden Monaten ein ähnliches Schicksal, wenn der derzeit letzte Auftrag abgearbeitet ist. "Wir denken nur noch von Tag zu Tag", sagte der 42-jährige Rohrschlosser Michael Köhn, der bei der SSG arbeitet. Die ungewisse Situation sei für ihn und seine Familie sehr belastend.

Er und seine beiden Kinder hatten - wie auch Insolvenzverwalter Brinkmann - am Sonntag an einem Marsch von der Innenstadt zum Tor der Stralsunder Volkswerft teilgenommen. Rund 500 Menschen waren der Einladung der Stralsunder Kirchgemeinden gefolgt. "Wir wollten der Betroffenheit, Wut und Trauer einen Raum geben", sagte der katholische Pfarrer Andreas Sommer.

Es regnet. Die Stimmung ist gedrückt. Oberbürgermeister Andreas Badrow (CDU) gräbt seine Hände tief in die Manteltaschen."Wir hätten den Turnaround vor einem Monat hinbekommen müssen." Schon jetzt sei im Handel spürbar, welche Folgen ein Aus des größten Industriebetriebes der Stadt hat. "Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn es hier wirklich nicht mehr weitergeht."

Nach den Worten Brinkmanns gibt es vier Interessenten für die Stralsunder Volkswerft. Am aussichtsreichsten gelten die zwei konkurrierenden Angebote aus dem russischen Raum. Der von der russischen Regierung protegierte Nordic-Eigner Witali Yussufow spricht eigenen Angaben zufolge von rund 250 möglichen Arbeitsplätzen. Eine Beschäftigungsgarantie will er nicht geben.

Mitte der Woche trifft sich Brinkmann mit dem Staatspräsidenten von Tatarstan, Rustam Minnichanow, in Hannover, um mit ihm über ein Angebot einer Staatsholdung aus der wohlhabenden Russland-Republik zu sprechen. Das Angebot einer Stralsunder Beteiligungsgesellschaft, hinter der ein französischer Investor stehen soll, gilt inzwischen als wenig chancenreich. Bislang gebe es keine Antworten darauf, ob er die Löhne für die versprochenen Arbeitsplätze zahlen könne, sagte Brinkmann. Einen Termin für die Mitte November geplante Gläubigerausschuss-Sitzung gibt es noch nicht.

Angekommen am Werft-Tor, hält Betriebsrat Jürgen Kräplin eine kleine Ansprache. "Leider kann man niemanden zwingen, die Volkswerft zu kaufen", sagt er. 500 Arbeitsplätze seien das Minimum, um die Werft seriös am Laufen halten zu können. "Wir werden an der Hoffnung, dass es mit dem Schiffbau auf der Werft weitergeht, festhalten." Die alte Volkswerft-Fahne, noch handgenäht aus der Gründungszeit der Werft vor mehr als 60 Jahren, weht hinter Kräplin schlaff im Wind./mrt/DP/edh


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