Die Affäre um eine mögliche illegale Datenauswertung setzt den Kurs der Facebook-Aktie unter Druck (Symbolfoto).
Dienstag, 20.03.2018 14:02 von | Aufrufe: 8486

Daten-Affäre: Facebook schaltet Computer-Forensiker ein

Die Affäre um eine mögliche illegale Datenauswertung setzt den Kurs der Facebook-Aktie unter Druck (Symbolfoto).

Experten der auf Cybertechnik und digitale Forensik spezialisierten Firma Stroz Friedberg sind von Facebook beauftragt worden, den Umgang mit Daten von Facebook-Nutzern, in deren Besitz das Unternehmen Cambridge Analytica gekommen war, umfassend zu überprüfen. Facebook wehrt sich in der Daten-Affäre damit weiter gegen Vorwürfe, Schuld an Verstößen gegen Datenschutzrecht zu sein. Die New York Times und die britische Zeitung Observer hatten zuvor berichtet, dass Cambrigde Analytica private Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern ohne deren Einverständnis ausgewertet habe. Im vergangenen US-Wahlkampf soll anhand der Daten gezielt Werbung für den republikanischen Kandidaten, den heutigen US-Präsidenten Donald Trump, verschickt worden sein.

Am vergangenen Wochenende hatte Facebooks Vizepräsident und Rechtsexperte, der Jurist Paul Grewal, erklärt, der Schutz der personenbezogenen Daten stehe im Zentrum aller Aktivitäten von Facebook. Dieselbe Sorgfalt verlange man von allen, die über die Facebook-Plattform Apps laufen lassen.

Facebook weist Schuld von sich

Nach Darstellung Grewals hatte Facebook 2015 davon erfahren, dass der Psychologie-Professor Aleksandr Kogan von der Cambridge-Universität Daten aus einer App, über die Nutzer sich mit ihrem Facebook-Account einloggen konnten, an Cambridge Analytica und dessen Muttergesellschaft SCL und an eine weitere Person, Christopher Wylie von der Firma Eunoia Technologies, weitergegeben hat. Die App „thisisyourdigitallylife“ habe dem Nutzer umfassende Aussagen über seine Persönlichkeit versprochen. Nach Grewals Schätzung ist sie rund 270.000 mal heruntergeladen worden.

Alexandr Kogan habe als App-Entwickler Zugang zu Informationen gehabt wie zum Beispiel den Ort, den der Facebook-User in seinem Profil als Heimatort angegeben hat oder Inhalt, den er auf Facebook geliked hat. In bestimmten Fällen seien auch die Facebook-Freunde des Nutzers bekannt geworden, sofern deren Einstellungen das zuließen.

Facebook-Vize Grewal erklärte weiterhin, dass alle Entwickler auf Facebook an die vom Konzern vorgegebenen Datenschutzrichtlinien gebunden seien. Die Nutzer, die sich für die App angemeldet haben, stimmen bei der Anmeldung der Nutzung ihrer Daten im Rahmen dieser Richtlinie zu.

Mit der Weitergabe der Daten habe Kogan gegen die Datenschutzauflagen des Konzerns verstoßen. Als Facebook davon 2015 erfahren habe, habe man die App von Facebook entfernt und von den Beteiligten Erklärungen verlangt. Sowohl Cambridge Analytica als auch Kogan und Wylie hätten attestiert, dass die gesammelten Daten vernichtet worden seien. Wenn sich jetzt herausstellen sollte, dass dies nicht der Fall gewesen ist, sei dies ein weiterer, nicht zu akzeptierender Vertrauensmissbrauch, heißt es in der Stellungnahme Grewals.

Wurden die Daten damals vernichtet oder nicht – genau diese Frage sollen die jetzt von Facebook beauftragten Cyberforensiker klären. Cambridge Analytica sei bereit zu kooperieren und habe vollen Zugang zu seinen Servern zugesichert, teilte Facebook mit. Aleksandr Kogan soll laut Facebook mündlich seine Kooperationsbereitschaft erklärt haben, Christopher Wylie hingegen bisher nicht.

Aktie verliert 12,52 Dollar an Wert

An der Börse kamen die Vorwürfe gegen Facebook alles andere als gut an. Die Facebook-Aktie (A-Aktie) war an der Nasdaq am Freitag bei Börsenschluss noch mit 185,09 US-Dollar bewertet worden. Gestern bei Börsenauftakt der Technologiebörse lag der erste Kurs schon deutlich niedriger bei nur noch 177 US-Dollar. Bis zum Handelsschluss gab die Facebook-Aktie weiter nach und ging schließlich mit einem Kurs von 172,56 US-Dollar aus dem Handel. Das waren 12,53 US-Dollar weniger als am vorigen Handelstag. Auf Tradegate pendelte der Kurs der Aktie heute am Vormittag um den Eröffnungskurs. Mit Spannung wird nun die Handelseröffnung in den USA erwartet.

Datenschützer Schaar sieht Konzern in der Pflicht

Der ehemalige Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung Peter Schaar sieht Facebook mitverantwortlich für die Affäre um eine mögliche illegale Datenauswertung. Dem Deutschlandfunk sagte Schaar, das Geschäftsmodell von Facebook basiere darauf, dass man viel über die Nutzer wisse und diese Kenntnisse anderen zugänglich mache. "Ohne dieses Geschäftsmodell hätte es dieses riesige Datenloch nicht gegeben."Ob Facebook im rechtlichen Sinne eine Schuld trifft, sei noch zu untersuchen, sagte Schaar.


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In den USA haben der republikanische Abgeordneter John Kennedy und seine Kollegin Amy Klobuchar von den Demokraten nach übereinstimmenden Medienberichten inzwischen eine Erklärung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg gefordert und vorgeschlagen, ihn und zugleich auch die Chefs von Alphabet und Twitter vorzuladen – von Unternehmen, die ebenfalls Nutzerdaten in erheblichem Umfang erheben. Auf die Branche könnte damit eine schärfere Regulierung zukommen. Derweil berichtet Spiegel-Online heute darüber, dass der Firmenchef von Cambridge Analytica einem verdeckt ermittelnden Reporter des Senders Channel 4 verschiedene Möglichkeiten zur Beeinflussung einer Wahl in Sri Lanka aufgezeigt haben soll. Sollten weitere pikante Details zu Tage kommen, dürfte dies den öffentlichen Druck auf Facebook weiter erhöhen.

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