Ein Briefkasten der Deutschen Post.
Mittwoch, 08.09.2021 14:59 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1311

Da geht die Post ab

Ein Briefkasten der Deutschen Post. pixabay.com

Die Logistikbranche profitiert von Corona und von der wieder anziehenden Konjunktur. Die drei großen Player – Deutsche Post, Fedex und UPS – legten zuletzt brillante Zahlen vor.

Viele Paketzentren sind überlastet, Berge vollgepackter Kartons schieben sich Tag und Nacht über die Laufbänder. Und es muss schnell gehen. Schließlich wollen die Kunden ihre online bestellten Produkte am liebsten direkt einen Tag nach dem Kauf an der Haustür in Empfang nehmen. Der Trend verlagert sich schon länger vom analogen, stationären Handel auf das digitale Shopping. Die Pandemie hat dies zuletzt noch beschleunigt.

Ob zu Hause, auf dem Sofa oder beim Warten auf die Bahn, ob per Tablet oder Smartphone: Der E-Commerce boomt. Insgesamt shoppen 94 Prozent aller Internetnutzer ab 16 Jahren im Netz – das entspricht 55 Millionen Bundesbürgern. Dies geht aus einer Studie des Branchenverbands der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche (Bitkom) hervor. Jeder Dritte (34 Prozent) tut dies mindestens einmal in der Woche. Und: Mehr als jeder zweite Online-Shopper (52 Prozent) kauft mit seinem Smartphone ein.

Während es zu Beginn des E-Commerce-Booms in erster Linie onlineaffine und junge Menschen per Mausklick die Produkte bestellten, machen dies inzwischen immer mehr Leute älteren Semesters. Laut der Bitkom-Untersuchung kauft heute etwa jeder Vierte (26 Prozent) zwischen 50 und 64 Jahren mindestens einmal pro Woche online ein. Bei der Generation 65+ tut dies immerhin gut jeder Zehnte (12 Prozent). Bei den 30- bis 49-Jährigen ist es fast jeder Zweite (47 Prozent) und in der Range zwischen 16 und 29 Jahren sind es 38 Prozent.

E-Commerce-Trend hält an

Für die meisten ist es selbstverständlich, über Amazon & Co. Dinge zu bestellen, die man für sich oder für andere benötigt. Das spart Zeit und zumeist auch Geld. Kein Wunder, dass große Logistikkonzerne wie die Deutsche Post, Fedex und United Parcel Service (UPS) mit dem boomenden Paketgeschäft alle Hände voll zu tun haben und Rekordumsätze verbuchen.

Auch wenn derzeit über viele Alternativen des stationären Handels in den Innenstädten nachgedacht wird: Die E-Commerce-Welle wird so schnell nicht wieder verschwinden. In den kommenden Jahren dürfte sich dieser Trend eher noch verstärken. So erwarten die Marktexperten des Konsumforschungsinstituts GfK, dass sich Online-Shopping auf Dauer auf ein deutlich höheres Niveau einpendeln wird als vor Corona. Und im Vergleich zum gesamten Einzelhandel ist der Onlineanteil immer noch gering. Es gibt daher noch einiges an Wachstumspotenzial. Der Boom wird derzeit zudem von den sich aufhellenden globalen Wirtschaftsaussichten befeuert.

Deutsche Post mit besten Quartal überhaupt

Die Deutsche Post vermeldete für das zweite Quartal 2021 einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2.1 Milliarden Euro, nach 912 Millionen Euro im Vorjahr. Der Boom des Paket- und Expressgeschäfts hatten daran großen Anteil. „Wir hatten mit Abstand unser bestes zweites Quartal überhaupt“, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Der Umsatz lag im jüngsten Quartal bei 19,5 Milliarden Euro – im zweiten Quartal 2020 waren es 15,9 Milliarden Euro gewesen – und damit über den Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 18,8 Milliarden Euro gerechnet hatten.


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Da das Geschäft besser als gedacht läuft, hat die Deutsche Post in diesem Jahr bereits zum vierten Mal ihre Prognosen angehoben. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Post-Chef Frank Appel nun mit einem operativen Gewinn von mehr als sieben Milliarden Euro. Für 2023 erwartet er ein Ebit von mehr als 7,4 Milliarden Euro – zuvor waren sieben Milliarden Euro als Ziel ausgegeben worden. „Die Fokussierung auf E-Commerce und den Ausbau unserer Logistiknetze haben sich ausgezahlt“, konstatierte Finanzchefin Kreis. Die Deutsche Post hat im zweiten Quartal täglich mehr als 7,6 Millionen Pakete befördert – fast 30 Prozent mehr als sonst im Jahresdurchschnitt pro Tag.

Wehrmutstropfen: Das Briefgeschäft ist nicht so profitabel wie die Paketsparte. Im Zuge der Digitalisierung werden naturgemäß weniger Briefe verschickt. Die Post stemmt sich mit einer Digitalisierungsoffensive gegen sinkende Mengen des traditionellen Briefgeschäfts. Etwa indem Leistungen einfacher nutzbar, Sendungsinformationen unmittelbarer zugänglich und die Qualität damit transparenter werden sollen.

Im Zuge der automatisierten Verarbeitung werden zudem die rund 55 Millionen täglichen Briefsendungen von Kameras in den Sortieranlagen der Post erfasst und die Fotos dann ausgewertet. Wenn Kunden sich für den Dienst anmelden, leitet die Post das Foto des Umschlags an die Empfänger vorab per E-Mail weiter.

So können Kunden sehen, welche Briefe sie im Laufe des Tages empfangen werden. Ob die digitalen Tools den Negativtrend der Briefsparte stoppen, bleibt jedoch fraglich. Und wie bei allen Logistikkonzernen ist das Geschäftsmodell nicht so skalierbar wie etwa bei einem Fintech, das mit relativ wenig Personal und Kostenaufwand Gewinne innerhalb kurzer Zeit deutlich steigern kann.

Strategische Kooperation sorgt für Wachstum

Einen weiteren Schub verspricht sich der DAX-Konzern vom Handel mit Geschäftskunden, der sich zuletzt erholt hat. Nach vier Quartalen mit sinkenden Umsätzen ist das Transportvolumen in der Luft- und Seefracht um rund 19 beziehungsweise 9 Prozent gestiegen. Zuletzt verkündete der Konzern, den Seefrachtspezialisten J.F. Hillebrand Group und deren Töchtergesellschaften für 1,5 Milliarden Euro zu übernehmen.

Die strategische Kooperation soll die Position der Bonner auf dem dynamischen Seefrachtspeditionsmärkten stärken. Hillebrand ist ein globaler Dienstleister, der sich auf Seefrachtspedition, Transport und Logistik von Getränken, ungefährlichen flüssigen Massengütern und anderen Produkten, deren Transport besondere Sorgfalt erfordert, spezialisiert hat. Das Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als 2.700 Mitarbeiter. Es generierte in den vergangenen zwölf Monaten einen Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro.

„Im Einklang mit unserer Konzernstrategie stärken wir unser logistisches Kerngeschäft und sorgen für langfristiges profitables Wachstum“, so CEO Appel. Und weiter: „Mit unserer Finanzkraft können wir hochwertige Investitionen tätigen und gleichzeitig unser unverändertes Engagement für die Erfüllung der Renditeerwartungen der Anleger bekräftigen.“

Fedex vervierfacht Betriebsgewinn

Nicht nur beim deutschen Konzern, auch bei den beiden großen Konkurrenten aus den USA läuft es derzeit rund: Fedex und United Parcel Services (UPS). Wie die Wettbewerber profitiert auch Fedex von der Coronakrise. Im vergangenen Quartal nahm der Umsatz um 29 Prozent auf 22,6 Milliarden US-Dollar (19,1 Euro) zu. Per Saldo gab es schwarze Zahlen in Höhe von 1,87 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro), wodurch sich der Betriebsgewinn fast vervierfachte.

Und nicht nur der Schub des Onlinehandels, auch die große Nachfrage bei der Lieferung von Corona-Impfstoffen trieb das Geschäft, wie Konzernboss Frederick Smith bei Vorlage der Zahlen hervorhob. Die lange belastende Integration des niederländischen Rivalen TNT, der 2016 für mehr als vier Milliarden Euro übernommen wurde, kommt inzwischen dem E-Commerce-Geschäft zugute.

Fedex hat im Zuge der Übernahme einen größeren Stellenabbau in Europa angekündigt. Der Sparplan betrifft rund 6.000 Mitarbeiter der auf schnelle internationale Paketzustellungen ausgerichteten Express-Sparte. Ab dem Geschäftsjahr 2024 sollen die Kosten dadurch jährlich um 275 bis 350 Millionen Dollar sinken.

UPS ist die Nummer Eins

UPS steigerte seinen Umsatz im jüngsten Quartal um 14,5 Prozent auf 23,4 Milliarden US-Dollar (19,8 Milliarden Euro) und liegt damit leicht über den Erlösen der Deutschen Post (19,5 Milliarden Euro). Der Nettogewinn legte um 51 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) zu. Auch UPS übertraf mit den Zahlen die Erwartungen der meisten Analysten.

Bis 2023 soll der Umsatz von zuletzt 84,6 Milliarden auf 98 bis 102 Milliarden Dollar steigen. Als wichtigster Kunde gilt der Online-Riese Amazon. So hatten die Lieferungen für Amazon im letzten Quartal 2020 rund 13 Prozent des Gesamtumsatzes ausgemacht. UPS-Chefin Tomé Carol bezeichnete die Beziehung von Amazon und UPS als „einzigartig“, denn Amazon sei sowohl Kunde als auch Konkurrent, zitierte sie der US-Börsennachrichtendienst Bloomberg.

„Es geht darum, eine Nische zu finden, in der man eine für beide Seiten vorteilhafte Beziehung hat, und ich denke, das ist es, was wir mit Amazon haben“, so die Konzernchefin. Als Schwachpunkt des Dienstleisters sehen Experten den Umstand, dass UPS den größten Teil des Umsatzes auf dem nordamerikanischen Heimartmarkt erwirtschaftet. Der starke Konkurrenzkampf der Region erschwert es den Logistikern, die Margen zu halten oder gar zu erhöhen.

Fazit: Aus Anlegersicht stellt sich die Frage, ob die drei großen Logistikkonzerne auch künftig mehr Geld verdienen als von den Experten erwartet wird. Wer daran glaubt, für den könnte sich ein genauerer Blick auf die Titel der Unternehmen durchaus lohnen. Im Hinblick auf die aktuelle Bewertung des Marktes erscheint derzeit die Fedex-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2022 von rund 13 am günstigsten. Die Deutsche Post folgt mit einem KGV von 15 und UPS mit einem KGV von 17.

Gastautor: Gian Hessami

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