Die chinesische Flagge.
Mittwoch, 22.09.2021 15:08 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 729

Chinesischer Lehman-Moment?: PLATOW: "An die Einmaligkeit von Lehman wird Evergrande nicht heranreichen"

Die chinesische Flagge. pixabay.com

Einige Experten gehen davon aus, dass Evergrande eine Art chinesischer "Lehman-Moment" für die globalen Finanzmärkte werden könnte. Wir haben bei PLATOW nachgefragt. Klaus Brune sieht einen ganz anderen Gefahrenherd.

Der finanziell in Schieflage geratene chinesische Immobilienkonzern Evergrande beherrscht seit Tagen das mediale Geschehen. Investoren weltweit blicken nun gespannt dem morgigen Donnerstag entgegen, an dem eine pünktliche Tranchenzahlung in Höhe von 35,9 Millionen US-Dollar geleistet werden soll. Zu weiteren Verbindlichkeiten, die am gleichen Tag fällig werden, hat sich das Unternehmen bisher nicht geäußert. Analysten sind sich uneinig, ob Peking einen möglichen Zahlungsausfall wirklich zulassen wird oder dem Konzern doch noch zur Hilfe eilt. Viele Chinaexperten schätzen das Risiko eines Zahlungsausfalls allerdings für beherrschbar ein.

Offiziellen Zahlen zufolge hat das Unternehmen Schulden von mehr als 300 Milliarden US-Dollar, über weitere außerbilanzielle Verbindlichkeiten wird spekuliert. Zuletzt hatten Ratingagenturen Evergrande mehrfach herabgestuft. Der Aktienkurs hat seit Jahresbeginn über 80 Prozent an Wert verloren.

Für Klaus Brune, Börsen-Ressort-Leiter bei PLATOW, seien die Probleme bei Evergrande nicht überraschend: "Weil die wichtigsten Zentralbanken der Welt seit einem Jahrzehnt jede Investitionsentscheidung mit billigem Notenbankgeld attraktiv gemacht haben, ist die Verschuldung bei vielen Immobilienentwicklern aus dem Ruder gelaufen."

Evergrande sei mit Verbindlichkeiten in Höhe von 305 Milliarden US-Dollar ein besonders frappierender, aber kein Einzelfall. Allerdings müsse man sagen, so Brune, dass Evergrande es mit Investitionen in die verschiedensten Bereiche (von der E-Mobilität bis hin zum Fußball mit dem FC Guangzhou) etwas übertrieben habe.

Laut Brune gäbe es gute Gründe anzunehmen, dass die chinesische Regierung das Unternehmen nicht abstürzen lassen würde, weil direkt oder indirekt 1,8 Millionen Arbeitsplätze am Schicksal des Immobiliengiganten hingen: "Ab Donnerstag hat Evergrande jetzt 30 Tage Zeit, um die fälligen Zinszahlungen zu leisten, bevor es offiziell in Verzug gerät. Ein paar Manager werden in Ungnade fallen, ein paar Verluste wird es hier und da geben – aber eine Ausweitung auf den breiten Sektor wird Präsident Xi nicht zulassen."

Kann also die Schieflage des chinesischen Immobilienkonzers noch zu einem Lehman-Moment werden? "Parallelen drängen sich schon auf, aber an die Einmaligkeit des Falls der US-Investmentbank wird Evergrande sicherlich nicht heranreichen. China wird den Fall nutzen, um seinen Immobiliensektor zu entschulden", glaubt Brune.


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Viel mehr Auswirkungen werde allerdings die Kampagne "Gemeinsamer Wohlstand" haben, meint der Börsen-Ressort-Leiter: "Hier sind aber etwa Unternehmen des Internets rund um das Imperium von Jack Ma (Stichwort: "Opium fürs Volk") sowie Essenslieferservices ebenso betroffen wie etwa der Immobiliensektor und das After School Tutoring, also private Nachhilfestunden. Da wird es langfristig gesehen deutlich spürbarere Einschränkungen geben als beim Betongold."

Autorin: Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion

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