Ob „Unternehmensplünderer“, „Finanzhai“ oder „Heuschrecke“: Carl Icahn ist der Öffentlichkeit unter vielen Namen bekannt und die meisten davon sind nicht unbedingt schmeichelhaft. Mit seinen Investments mischt der aktivistische Investor regelmäßig Unternehmen und Börse auf. Im Jahr 2014 wurde Carl Icahn vom Times Magazine unter die 100 einflussreichsten Menschen der Welt gewählt und sein Vermögen wird laut Forbes derzeit auf rund 18 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Starinvestor ist für seine kämpferische Natur bekannt. Er legte sich in der Vergangenheit schon öfter mit der Führung namhafter Unternehmen wie Apple, Ebay oder Time Warner an.
Carl Icahn wurde 1936 in New York im Stadtteil Queens als Kind eines Lehrerehepaars geboren. Kaum zu glauben: In den ersten 25 Jahre seines Lebens hatte er rein gar nichts mit Finanzen zu tun und machte stattdessen 1957 einen Bachelorabschluss in Philosophie an der Princeton University im US-Bundesstaat New Jersey. Danach begann er auf Wunsch seiner Mutter ein Medizinstudium, welches er jedoch abbrach und zur US-Armee ging. Erst 1961 begann seine Finanzkarriere, als er einen Job bei Dreyfus & Company bekam. Dort lernte er zunächst den Handel mit Optionen sowie den Arbitragehandel näher kennen, bevor er 1968 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Mit seiner Firma Icahn & Co. startete er an der Wall Street durch und legte den Fokus ebenfalls zunächst auf Optionen und Arbitragehandel. Ein Jahrzehnt später entdeckte Carl Icahn schließlich seine Vorliebe für Investments in Unternehmen, wodurch er in deren Führungspositionen aufrücken konnte. Heute ist er Vorsitzender der Holdinggesellschaft Icahn Enterprises. Die Holding ist in verschiedenen Geschäftsbereichen, wie Vermögensverwaltung, Immobilien oder im Konsumgüterbereich, aktiv.
Der „Corporate Raider“ hat auch eine wohltätige Ader: Seinem Heimatstadtteil Queens sponserte er das Icahn Stadium, ein Sportstadion, das im April 2005 eröffnet wurde. Darüber hinaus unterstützt er gemeinsam mit seiner Frau Gail mit Stiftungen und Spenden Krankenhäuser, Obdachlosenheime und Bildungsinstitutionen. Doch auch politisch macht der Großinvestor von sich reden. So geriet er öffentlich in die Kritik, als er sich im Rahmen des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2016 für den Milliardär und jetzigen US-Präsidenten Donald Trump aussprach. Dieser ernannte ihn daraufhin am 22. Dezember desselben Jahres zum Sonderberater für die Regulierungsreform. Im August 2017 trat Icahn jedoch von diesem Posten zurück, nachdem ihm zuvor wiederholt ein Interessenskonflikt vorgeworfen worden war.
Durch seine inzwischen sehr zahlreichen Beteiligungen an Unternehmen rückt Carl Icahn immer wieder in bedeutende und einflussreiche Positionen auf, die er auch ohne zu Zögern ausnutzt. Seine Strategie ist alles andere als passiv: Hat er einmal ein Auge auf ein Unternehmen geworfen, kauft er so viele Anteile auf, bis er sein Investment aktiv gestalten kann. Er ist fest davon überzeugt, dass aufgrund von Missmanagement in nahezu jedem Unternehmen massiv eingespart werden kann. Sein Investment in ein Unternehmen beginnt er meist genau dann, wenn er dieses zu einem bestimmten Zeitpunkt als unterbewertet einschätzt. Er handelt dabei im Gegensatz zur Masse. Wenn alle anderen verkaufen, fängt Icahn also überhaupt erst an zu kaufen - und das bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf den Kurs. Im Zusammenhang mit seiner Anlagestrategie hat sich in der Finanzwelt deshalb inzwischen der Begriff „Icahn Lift“ etabliert. Damit wird ein Kurssprung bezeichnet, der immer dann auftritt, sobald Carl Icahn beginnt Aktien einer Firma zu kaufen. Alleine die Ankündigung solcher Pläne bewirkt oft schon, dass auch andere Anleger auf die entsprechende Aktie setzen.
Einen Namen als Finanzhai machte sich Icahn spätestens im Jahr 1985, als er im Rahmen einer feindlichen Übernahme die US-Fluggesellschaft Trans World Airlines (TWA) erwarb. Bei einem Kurs von damals acht Dollar je Aktie begann Icahn Anteile zu kaufen und zahlte für alle TWA-Aktien einen Durchschnittspreis von etwas 20 Dollar. Kaum hatte er den Chefsessel eingenommen, begann er die Gehälter von Piloten, Flugbegleitern und Bodenpersonal zu kürzen. So ging der Profit der Aktionäre am Ende zulasten der Mitarbeiter, sodass es sich vielmehr um eine Umverteilung handelte, als um echte Wertschöpfung. Nach der Übernahme verkaufte Icahn in den Folgejahren die wertvollsten Unternehmensteile. Der TWA-Coup festigte auf jeden Fall Icahns Ruf als skrupelloser und aktivischer Investor und soll auch Regisseur Oliver Stone zu dem Film „Wall Street“ aus dem Jahr 1987 und dessen Hauptfigur Gordon Gekko inspiriert haben.
Bei der Gestaltung seiner Investments ist der Milliardär und Investor nicht unbedingt für seine Zurückhaltung bekannt - eher im Gegenteil. Immer wieder legt sich der streitlustige Milliardär mit rivalisierenden Investoren und Unternehmensführungen an, wie auch der Fall des Diätmittelherstellers Herbalife zeigt. Bereits 2012 hatte Hedgefondsmanager und Icahn-Rivale Bill Ackman versucht, das Unternehmen schlecht zu reden und gleichzeitig durch Shortspekulation daran zu verdienen, was allerdings misslang. Davon profitierte wiederum Carl Icahn, der sich als direkter Gegenspieler von Ackman offensiv für der Seriosität des Unternehmens aussprach. Ende 2016 stockte Icahn seinen Anteil an dem Hersteller von Gesundheitsprodukten auf über 24 Prozent auf.
Ein weiteres Beispiel ist Technologie-Gigant Apple. Nachdem Icahn 2013 Apple-Papiere im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar gekauft hatte, übte er in einem öffentlichen Brief Druck auf den Konzern aus. Er forderte, dass die Aktionäre über Aktienrückkäufe und Dividenden mehr an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt werden. Tatsächlich erhöhte Apple daraufhin die Ausschüttungen und kam der Forderung somit nach. Die Geschäfte und Unternehmensführung von Apple, insbesondere das China-Geschäft, konnten Icahn jedoch zuletzt nicht überzeugen. Anfang 2017 nahm er schließlich seine Gewinne mit und kehrte dem Konzern den Rücken zu. Auch 2018 machte Icahn seinem Ruf als unbequemer Investor alle Ehre, als er sich vehement gegen die Pläne von Computerhersteller Dell zur Rückkehr an die Börse stellte. Carl Icahn hält derzeit einen Anteil von rund 9,3 Prozent an dem Unternehmen und ist somit ein einflussreicher Anteilseigner. Doch auch ohne größeren Unternehmensanteil schafft er es Druck auf Unternehmensführungen auszuüben. So brachte er Ebay-Chef John Donahoe im Jahr 2014 dazu, den Bezahldienst PayPal abzuspalten, obwohl er gerade mal 2,5 Prozent an dem Unternehmen hielt.
Sein Ruf eilt Carl Icahn zweifelsohne voraus. Selbst Wilbur Ross, seines Zeichens auch Investor und langjähriger Freund von Icahn, bestätigte 2007 gegenüber Forbes das unbarmherzige Vorgehen des „Managerschrecks“ in Verhandlungen. Er gilt allgemein als einschüchternd und unnachgiebig. Am Beispiel Carl Icahn wird deutlich, dass das Verdienen eines Milliardenvermögens als erfolgreicher Investor nicht unbedingt mit Beliebtheit einhergeht. Eine Tatsache, die ihn jedoch keineswegs zu stören scheint. So soll auch das berühmte "Wall Street"-Filmzitat Gordon Gekkos „Wenn du einen Freund brauchst, kauf dir einen Hund“ ursprünglich von Carl Icahn persönlich stammen.
Er selbst sieht sich allerdings nicht einfach als skrupelloser Plünderer von Unternehmen, sondern vielmehr als Aktionärsaktivist. Durch seine einflussreichen Positionen versuche er vor allem, den Missbrauch durch inkompetente Geschäftsleitungen zu verhindern. Er ist der festen Überzeugung, dass viele Unternehmensentscheidungen nicht zum Wohle der Aktionäre getroffen werden. Ein Missstand, den es seiner Ansicht nach zu beheben gilt. Das Geld, das er mit seinen Investments verdient, spielt aber natürlich auch keine weniger wichtige Rolle. Trotz eines fortgeschrittenen Alters von inzwischen 82 Jahren, wird der aktivistische Starinvestor der Börse wohl auch auf absehbare Zeit noch erhalten bleiben. Der Grund dafür ist einfach: Langeweile. So schrieb das US-Magazin Forbes 2013, dass Icahn für sich erkannt habe, dass sein Glück im Aktivsein bestehe. Der "Corporate Raider" wird die Managementebenen großer Unternehmen und die Börse also auch weiterhin auf Trab halten.
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