Ich habe mir jetzt mal den FT Bericht im Detail durchgelesen, mit den EXCEL Dateien verglichen und selber im Internet recherchiert.
Hier meine Erkenntnisse bisher:
1. Bericht: "Wirecard purchased a bank in 2006"
Da die Webside gerade down ist, konnte ich nicht recherchieren, aber ich vermute mal Wirecard hat die Bank gegründet und nicht erworben; hat da jemand Erkenntnisse?
2. Bericht: "A former employee told the FT it (Al Alam) had just six or seven staff".
Kann sein. Eintrag auf Linkedin heute 11-50 Mitarbeiter. Ist ja nicht ehrenrührig. Mit 6 oder 7 Leuten könnte man 2016/2017 auch eine Payment Plattform erfolgreich betrieben haben.
Was soll das also beweisen?
3. Bericht: "The document record about 350 Mio. Euro of payments from 34 key clients as passing trough Al Alam, on behalf of Wirecard, each month during the period."
Hört sich viel an, ist aber Transaktionsvolumen, kein Umsatz. Summe 2016 = 4 Mrd. Euro Transaktionsvolumen. 61,7 Mrd. hat Wirecard in Summe in 2016 gemacht.
Wo ist das Problem? Ich sehe in den Files auch keine 34, sondern 20 Kunden(gruppen). Kann aber auch etwas übersehen haben.
4. Bericht: "In early 2017, for example, Al Alam is shown in the documents to have been processing around 46 Mio. Euros of payments every 30 days on behalf of Wirecard for an Irish prepaid card business called Cymix Prepaid. Yet Cymix was liquidated in 2012, according to Irish corporate records."
Hier stimmt es tatsächlich, dass Cymix ausweislich des Company Registers in UK seit 2012 nicht mehr existiert. Finde ich auch komisch, dass dann im Jahre 2017 (es sind die ersten 3 Monate, über die es eine Datei gibt), noch Transaktionsvolumina ausgewiesen werden. Der Umsatz zu den 136 Mio. Transaktionsvolumen war übrigens 1.8 Mio. Euro.
Dafür sollte Wirecard eigentlich eine Erklärung haben. Ich habe leider nicht herausfinden können, ob es ein Nachfolgeunternehmen zu Cymix gab. Das wäre ja eine Erklärung.
Dieses ist eigentlich der einzige mögliche Beleg für aufgeblähte Umsätze von 1.8 Mio. Euro.
5. Bericht: "CCBill's chief operating officer, Jake Powers, told the FT the company had no connection to Al Alam 'of any kind'. As a payments industry professional, he said he would be expected to know where and how CCBill's transactions were being routed".
Ausweislich LinkedIn arbeitetete Jake Powers bis 2005 bei CCBill. Da war er Director of Software Development. Seitdem bei CWIE. Die sind zwar irgendwie mit CCBill verbandelt, aber während CCBill ein Unternehmen für Online Payments war, ist CWIE allgemein ein Unternehmen, das im IT Bereich unterwegs ist. Vielleicht war sich Jake Powers gar nicht im Klaren, dass FT ihn
als CCBill Mitarbeiter und nicht als CWIE Mitarbeiter angesprochen hat.
6. Bericht: "a Philippines-based gambiling business calles Gaming Network Solutions is the Wirecard Books for its CardSystems subsidiary as haveing 2 Mio. Euro of payments processed monthly by Al Alam through the whole of 2017."
Also erstmal sind das 24 Mio. Euro Transaktionsvolument. Also entsprechend minimaler Umsatz.
Dann GNS is nith Philippines-based, sondern US based. Auf den Philippinen gibt es ein Tochterunternehmen.
7. Bericht: "Mr. Fateh's need for payment processing had ended when his business switched to games played for points."
Das ist richtig, aber auf der Homepage von GNS steht aber folgende Anweisung, wie man an diese Punkte gelangt:
- Purchase uCoins from any LoadCentral retail partner
- You will receive SMS confirmation of your purchased LoadCentral pin.
‘LoadCentral: You bought uCoins P4999 (36M uCoins) ePIN SERIAL 4999ABC1D2 PIN AB12CDEFGHIJ Top up at myultimateplay.com HELP? Chat m.me/MOL.LC Ref:12345678’
- Go towww.myultimateplay.com and click on TOPUP.
- Select your mobile game.
- Select LoadCentral as your payment method.
- Input your game username and LoadCentral pin.
- Done! You may now use your uCoins and play!
Alles klar?
8. Bericht: "Al Alam was responsible for 265 Mio. Euro of revenues in 2016 and an 'ebitda-effekt' of 173 Mio. Euro. That is an equivalent to a quarter of Wirecard's worldwide sales that year and more than half of its earnings before interest, tax depreciation and amortisation."
Oh Gott, jetzt wird's peinlich. Die Angaben sind im Prinzip richtig. Bei den Umsätzen muss die Frage gestattet sein, daran schlimm ist, dass Al Alam in 2016 25% des Revenues gemacht hat, weil WC nicht in allen Ländern die notwendigen Lizenzen hatte (in 2017 war das Transaktionsvolumen anscheinend gemäß der Files nur noch 1.3 Mrd. Euro).
Das mit den 50% Profit Anteil ist jedoch hahnebüchend. Hier werden nämlich Äpfel mit Birnen verglichen. Die 173 Mio. sind ja nur EBITDA Beitrag aus dieser einen Partnerbeziehung. Davon müssen noch abgezogen werden die Wirecard-Kosten im Land, das regionale Headquarter und die des Corporate HQ in Deutschland, wo die meisten Kosten sind.
Die Summe aller EBITDA aus Kundenbeziehungen müsste sicher 2-3 mal so hoch wie das Gesamt EBIT des Unternehmens sein.
Jetzt der Contest: Findet Ihr noch mehr Fehler im FT Bericht? Bitte melden.