Ja, es wird ruhiger im Forum und an der Börse rund um WDI und die Aktie ist in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Das ist aus meiner Erfahrung mit Aktien nach LV-Angriffen (mein Lieblingsspielplatz) völlig normal und absolut kein Grund zur Sorge.
Hier ein kleiner Abriss, wie sich eine Aktie nach einem LV-Angriff ungefähr verhält. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber ich habe grob folgende Phasen feststellen können:
1. Der Angriff
LV und Presse lancieren "Enthüllungsberichte", die Aktie fällt rapide, meist 40 - 60 %. SLs reißen, im Forum geben sich die Trolle ein Stelldichein, Weltuntergangsstimmung
2. Gegenbewegung
Der heruntergeprügelte Wert notiert weit unter dem fairen Wert und zieht nach den LV die Aufmerksamkeit der institutionellen und privaten Zocker auf sich. Der Spruch, dass nichts so heiß gegessen wird wie es gekocht wird macht die Runde, LVs realisieren erste Gewinne und covern, es gibt massive Käufe und der Wert steigt rapide. Gerede vom "ShortSqueeze" kommt auf, Euphorie.
3. Gewinnmitnahmen
Nachdem ein Kurs der meistens irgendwo in der Mitte zwischen dem Kurs vor der Attacke und dem Tiefstkurs während der Attacke liegt erreicht wurde setzen Gewinnmitnahmen ein, die zu einem erneuten Kursverfall führen, der aber keineswegs so dramatisch ist wie bei der ersten Attacke. Es machen Verschwörungstheorien die Runde.
4. Erneute Gegenbewegung
Erneut schlägt das Pendel in die andere Richtung aus, aber unter anderen Vorzeichen. Weniger Zocker, mehr tatsächliche Investoren, die eine günstige Aktie sehen steigen ein, der Kurs stabilisiert sich auf relativ niedrigem Niveau.
5. Seitwärtsbewegung
Das ist genau da, wo wir bei WDI gerade sind.
Für die Shorties wird der Wert uninteressant, das Potenzial für erneuten Kursverfall sinkt. Gleichzeitig bleiben die Gewinnmitnahmen aber auch überschaubar, denn so richtig angezogen hat der Kurs auch noch nicht. Es fehlen aber auch die starken Kurstreiber. Die Attacke tritt in der Diskussion in den Hintergrund, Fundamentaldaten werden wieder wichtiger.
Diese Seitwärtsbewegung, die meist in einem engen Korridor stattfindet kann bis zu einem Jahr dauern, meist etwa 6 Monate! Geduld ist gefragt, sowie die Einsicht, dass die Aktie vor dem Angriff vielleicht doch etwas überbewertet war. Die Zeit ist zäh und viele Zocker springen mit geringen Gewinnen oder Verlusten ab, die LV covern langsam aber sicher. Im Forum gibt es die Mär vom "gesteuerten Kurs, der nicht ausbrechen darf".
6. Die tatsächliche Erholung
Die kommt oft mindestens 6 Monate nach der Attacke und meist "Out of the blue". Der Kurs zieht wieder an und kommt in etwa in Bereiche vor der Attacke. Grund ist hier, oft, dass nachdem der Rauch sich nachhaltig verzogen hat die Fonds wieder kaufen und Valueanleger größer einsteigen. Mein Richtwert ist hier, dass der Kurs bis auf etwa 10 % unterhalb des ATH hochläuft. Diese Marke (10% unter ATH) ist dann auch der Moment wo zumindest ich Gewinne mitnehme. Der Zyklus ist vorbei und es herrscht wieder Normalität - aber nach der Attacke ist vor der Attacke!
Soweit meine Erfahrungen hier. War bei Ströer so, bei Aurelius etc. wird auch bei WDI so sein. Selbst bei STeinhoff ist es genau so, nur, dass die Seitwärtsbewegung auf weit tieferem Niveau stattfindet, da die meisten Vorwürfe in diesem Fall berechtigt waren. Von daher bin ich bei WDI maximalentspannt und habe Zeit - aber die sollte man auch mitbringen und vor allem nicht in der Seitwärtsbewegung (auch wenn sie lange dauert) die neue Normalität sehen.
Wir werden alle eine Menge Geld verdienen, wenn wir nur entspannt bleiben. In diesem Sinne einen schönen Freitag vom Lupus, der denkt, dass (Achtung, Prognose!) WDI bis September in einem Korridor zwischen 125 und 145 Euro bleibt und dann recht deutlich anzieht.
Gute Trades euch allen!