Gedanken zum aktuellen Spiegel Artikel
1. Fuck, die Kreditlinie der Banken ist fast ganz ausgeschöpft:
"Denn ohne testierte Bilanz läuft per 30. Juni eine Kreditlinie über insgesamt zwei Milliarden Euro, die mit 1,75 Milliarden Euro nahezu ausgeschöpft ist, aus - verlängern die Banken die Linie nicht, könnte Wirecards Schicksal besiegelt sein."
Von wegen 900 Mio wie zuletzt in diversen Artikel zu lesen war ("Experteneinschätzungen")
2. MB hat angeblich mit der Sache nichts zu tun laut Wirecard Kreisen
Für mich sehr unglaubhaft. Wenn wirklich das gesamte Asiengeschäft FAKE war, MUSS ein CEO das mitbekommen bzw. selbst initiiert haben. Wenn er also tatsächlich unschuldig sein sollte, muss er jedenfalls vollkommen unfähig sein und hatte seinen Laden nicht unter Kontrolle.
Für seine Unschuld sprechen allerdings der Aktiennachkauf, das Einleiten der KPMG Sonderprüfung, die Tatsache dass er wohl nicht untergetaucht und auch nicht in Haft genommen wurde bislang sowie ein Haufen naiver Tweets.
Kann allerdings auch alles eine sehr dreiste Taktik sein bzw. Maßnahmen um als unschuldig zu erscheinen. Was sind bspw. schon 2,5 Mio Aktienkäufe wenn man hofft damit sein illegales Geschäft fortsetzen zu können.
3. Weiterhin hoch interessant bleibt, ob es die 1,9 Mrd tatsächlich gegeben hat. Falls es Luftbuchungen waren, dann gibt es das Geld ja nicht, ergo sind diese Kommentare hier, dass die Treuhändler nun mit Cocktails und Champagner irgendwo feiern schwachsinn. Denn gibt es keine 1,9 Mrd, können auch keine 1,9 Mrd verprasst werden.
Gab es das Geld doch - wofür weiterhin nichts spricht - kann ich mir nicht vorstellen, dass solche Geldflüsse nicht nachverfolgbar wären.
4. Sollte das Geld wirklich existiert haben, wäre auch das Asiengeschäft real. Das wäre - unabhängig davon ob das Geld wiedergefunden wird...wovon ich dann aber sogar ausgehen würde - natürlich das TOP Szenario für wci. Außer dem Vorwurf chaotischer Firmenführung würde dann nichts hängen bleiben. Geschäft und Gewinne wären real. Die Aktie wäre derzeit VÖLLIG unterbewertet und verbunden mit der hohen Shortquote wäre ein VW ähnlicher Shortsqeeze möglich.
Dieses Szenario halte ich jedoch für EXTREM unwahrscheinlich. Denn:
5. Endlich wurde mal der Name von Treuhändler 2 gedroppt. Wenn man den Typen googelt, wirkt er für mich wie eine Art Christian Solmecke der Philipinen.
Nur DEUTLICH unseriöser.
Offensichtlich ein schillernder Vogel mit großer Social Media Präsenz, der eine FeldWaldUndWiesenkanzlei führt und zu so ziemlich jedem Rechtsgebiet etwas zu sagen hat. Definitiv nicht die Art von seriöser Kanzlei - weder nach Größe noch nach Außenwirkung - die sich ein seriöses Unternehmen aussuchen würde um 1,9 Mrd Euro zu verwalten.
Da nimmt man eine rennomierte Großkanzlei und keinen Einzelanwalt der in Facebook Lifestreams Rechtsrat an normale Bürger zu deren Fragen erteilt.
Dieser Umstand allein spricht mE dafür, dass Wirecard NICHT unschuldig ist. Andernfalls wäre der Vorstand jedenfalls von einer Unfähigkeit die nicht in Worte zu fassen ist.
Was mich allerdings wundert: Wenn ich als Wirecard ein derart kriminelles Netzwerk in Asien aufbaue, dann doch wohl mit einem Treuhändler der nichts anderes ist als eine Briefkastenfirma. Eine Gesellschaft mit Unternehmenssitz in einem seelenlosen Geschäftstower mit verspiegelten Fenstern und einem Telefon an das nie jemand dran geht. So gibt es im Endeffekt keine Zeugen und die Hintermänner können abtauchen. Treuhändler 1 (Citadelle) erfüllt diese Bedingungen.
Treuhändler 2 hingegen wirkt wie ein normaler mittelmäsiger Anwalt. 14 Rezessionen auf Google (fast alle positiv - können natürlich auch gekauft sein), eine tatsächlich existierende Kanzlei...aber vor allem verwunderlich: Der Typ agiert nicht wie ein krimineller Strohmann der seine Identität verschleiert.
Dieser Anwalt findet Erwähnung in der Lokalpresse, macht regelmäßige Facebook Lifestreams und Youtube Videos, hält sein Gesicht in jede Kamera und es finden sich etliche Bilder von ihm im Internet. Das ist doch kein Typ für einen Milliardenbetrug. Das ist niemand, der seine Identität verschleiert, sondern jemand der öffentlich Gesicht zeigt.
Finde ich wirklich sehr, sehr merkwürdig. So eim Typ kann doch nicht abtauchen. Zumindest nicht lange. Sein Gesicht ist bekannt. Nach dem kann man doch problemlos fahnden und ihn mit Hilfe von Privatdetektiven, Europol etc. auch finden.
Kann ich mir derzeit keinen Reim drauf machen. Seine Angabe sich im Cryptobereich auszukennen könnte jedoch darauf schließen lassen wohin das Geld - sollte es doch existiert haben - versickert sein könnte. Wobei 1,9 Mrd. sich auch im Bitcoinkurs bemerkbar machen müssten.
Unterm Strich bleibt alles sehr, sehr nebulös. Ich glaube weiterhin nicht an Wirecard als Betrugsopfer.
Wichtig wäre es jetzt, umgehend diesen Anwalt zu finden. Dies sollte durch engagieren von Zielfahndern/Detektiven doch möglich sein.
5. Die im Spiegel Bericht angedeutete Haftung der asiatischen Banken sehe ich sehr, sehr kritisch. Das einzige Szenario da Hoffnung zu sehen wäre: Treuhändler 2 und Wirecard sind seriös. Das Geld ist wirklich da. Treuhändler 2 wendet sich an die Banken und will ein Konto eröffnen. Ein krimineller Mitarbeiter sieht seine Chance, lässt den Treuhändler das Geld überweisen und leitet es um. Dem Treuhändler legt er eine gefälschte Einzahlungsbestätigung auf ein erfundenes Konto vor.
Meines Erachtens nach SEHR unrealistisch, da 1,9 Mrd JEDER Bank auffallen würden. Die zahlt niemand mal eben "einfach so" ein. Solche Geldflüsse sind verfolgbar! Ohne jede Frage.