den Zahlen. Ohne Insider-Infos kann ich mir so einen Kursverlauf, vor allem nach der Meldung vom Freitag, kaum erklären. Mittlerweile geht es wieder stramm Richtung 80 Euro und das, obwohl Wirecard immer wieder durchblicken lässt, dass die Zahlen gut sein werden und die Geschäfte weiterhin gut bis sehr gut laufen.
Wenn man sich die hohe Zahl bereits geshorteter Aktien ansieht und dann auf den Finanzkalender sieht (mit anstehenden Quartalszahlen, Jahresbericht und HV) und sich dann die Aussagen z.B. von Herrn Braun zum Geschäftsverlauf ansieht, dann kann ich mir kaum vorstellen, was einen dazu treibt, hier immer noch mehr Aktien leer zu verkaufen. Das kann doch nur gut gehen, wenn es weitere schlechte News gibt - und das heißt, dass Herr Braun bezüglich der Zahlen lügen würde. Dieses Szenario kann ich mir nach all dem Gedöns der letzten Wochen und Monate kaum vorstellen. Zum einen hält Herr Braun einen nicht unerheblichen Anteil an Wirecard-Aktien - er sollte also an einer stabilen Kurs- und Geschäftsentwicklung, zumindest auf lange Sicht, interessiert sein. Wäre er das schwarze Schaaf, als dass er von der Presse dargestellt wird, dann hätte er seine Schäfchen sicher schon in's Trockene gebracht.
Auch die Tatsache, dass nun ein Experte für Compliance bei Wirecard angeheuert hat, werte ich als gutes Zeichen für Wirecard. Erstens hat man festgestellt, wo die Probleme liegen und entsprechend gehandelt. Zweitens, wird es sich auch Herr James Freis gründlich überlegt haben, bei Wirecard anzuheuern. Er wird sich sicher nicht auf einen hoffnungslosen Posten setzen.
Der aktuelle Kursverlauf stimmt einen jedoch extrem nachdenklich. Das Risiko, dass hier derzeit die Shortseite eingeht erscheint mir auf dem aktuellen Kursniveau schon sehr hoch. Und dennoch werden die Positionen immer weiter erhöht. Man fragt sich warum und mit welchem Hintergedanken bzw. ob die Shortseite irgendwelche Kursrelevanten Infos hat. Sollten die Zahlen zum 1. Quartal nur ok ausfallen und sollten die Jahreszahlen testiert werden, was hätte die Shortseite denn dann in der Hand? Mit was soll der Kurs weiter in den Keller gehen? Die Halbjahreszahlen folgen dann ja auch in nicht all zu ferner Zukunft und dann verblassen allmählich die Beben durch den KPMG-Bericht. Wirecard hat dann seit fast einem Jahr die Belegübersicht in eigener Hand und kann die Transaktionen belegen. Ein erfahrener Compliance-Spezialist bringt diese Seite des Unternehmens in ruhigeres Fahrwasser und was bleibt den Shorties dann? Irgendwann wird man ja die Positionen ausgleichen müssen.
Sollten die Geschäfte weiter laufen und die Kunden zufrieden sein, dann wird Wirecard auch nicht Pleite gehen - egal was der Kurs macht. Das gute an Wirecard bezüglich der Kunden ist ja auch, dass man nicht nur ein paar Großkunden hat, von denen der Umsatz weitestgehend abhängt. Man ist breit aufgestellt und wenn man ein Kunde abspringt, dann fällt das nicht so stark in's Gewicht. Da muss schon mehr passieren.
Worauf will man also auf der Shortseite hinaus, was ist das Ziel? Nur Gewinn? Dann frage ich mich, ob es derzeit nicht lukrativere Möglichkeiten am Markt gibt. Ich frage mich wirklich, was hier im Hintergrund gespielt wird. Ich gehe mal davon aus, dass die Zahlen im Großen und Ganzen stimmen, und dass auch die Zahlen für 2019 testiert werden.