Börse ist Psychologie. Kurspolitik beruht auf Vertrauen. Vertrauen, dass bei WC offensichtlich nicht vorliegt. Seit Monaten ist eine zunehmende Diskrepanz zwischen den guten, fundamentalen Daten und der Kursentwicklung festzustellen. Die WC-Aktie gilt als Zocker-Aktie, was sich Spekulanten zu Nutze machen. Positive Nachrichten führen zu kurzen Kursanstiegen. Massive anschließende Verkäufe, vermutlich Leerverkäufe, machen kurzfristige Gewinne zu nichte. Kleinanleger reagieren mit Stop-/Loss-Marken und verlieren dadurch Geld. Enttäuscht wenden sie sich von der Aktie ab. Institutionelle verhalten sich immer vorsichtiger bei einem Investment.
Die volatile Kursentwicklung der letzten Wochen wird durch Warnsignale begleitet. Die Refinanzierung von Softbank gilt als genialer Schachzug, zeigt aber, dass Softbank einen sicheren Kursgewinn für sicherer hält als die durch die Vision 2025 geweckte Hoffnung eines gigantischen Kursanstieges. Sie verlagern das Risiko eher auf andere Investoren, was eigentlich für Softbank untypisch ist. Die Bewertung von JP Morgan knüpft an die Seitwärtsbewegung des Aktienkurses an. So wird die Aktie zwar im Wettbewerbsvergleich als unterbewertet bestätigt, der fehlende Anstieg wird aber mit der fehlenden Marktführerschaft begründet. Mit der Zeit werden bei mangelnder Kurszielerreichung auch positiv gesinnte Analysten ihre bisherige Empfehlungen revidieren. Schließlich steht ihre Glaubwürdigkeit gegenüber ihren Lesern auf dem Spiel.
Bei anhaltender Diskrepanz zwischen Kurs- und Unternehmensentwicklung ergibt sich ein Einfallstor für ein „unfriendly takeover“. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich ein Konkurrent, eine Bank oder ein Investor heimlich Anteile aufkauft, um dann künftig die Unternehmenspolitik zu bestimmen. Ist dies wirklich gewollt? Übernimmt z.B. eine chinesische Bank, wie z.T. kolportiert, unterliegen sie dortigen Regularien und geraten bei Ihrer Expansionsstrategie ins weltpolitische Fahrwasser.
Handlungsempfehlungen:
1.§Professionalisieren Sie Ihre Öffentlichkeitsarbeit. Damit meine ich nicht Ihre gute Kommunikationspolitik zu Unternehmens-, Vertriebs- und Produktentwicklung. Vielmehr benötigen Sie einen zusätzlichen professionellen Kommunikationsverantwortlichen, der einen guten Kontakt zur Presse hält und schon im Vorfeld im Unternehmen auf Problempunkte sensibilisiert und entsprechende Antworten mit einer Vorwärts-Strategie vorbereitet. Der Zeit-Artikel bezogen auf die Prospektveröffentlichung hätte vermieden werden können. So wird aber nur Misstrauen weiter geschürt, was Futter für die Spekulanten ist. Andere DAX-Unternehmen sind in der Öffentlichkeitsarbeit professioneller aufgestellt.
2.§Entziehen Sie den Spekulanten den Nährboden, indem sie eine umfassendere Kurspflege betreiben. Bisher haben laufende positive Mitteilungen wie strategische Partnerschaften, Kundengewinnung, Äußerungen zu Unternehmensgewinnen oder überabeitete Visionen zu keinem Kursanstieg geführt. Es wirkt dann eher kontraproduktiv, da der Markt sich denkt, wenn dies nicht funktioniert, was liegt dann noch im Argen. Höhere Zahlen sind sicherlich kurstreibend. Wichtig wäre aber auch die Kommunikation an den Markt, dass ein „realistischerer Kurs“ ein wesentlicher Faktor für die weitere Erfolgsstrategie ist und deshalb das Unternehmen bereit ist, z.B. im Rahmen eines ARP den Spekulanten entgegen zu treten. Es gibt genügend Beispiele in der Vergangenheit – siehe z.B. Draghi bei der Spekulation gegen den Euro -, wo es funktioniert hat.
3.§Ziehen Sie einen strategischen Investor mit an Land, der die Unternehmenspolitik weiter fördert. Es schafft auf der einen Seite Vertrauen im Markt, auf der anderen Seite zusätzliche liquide Mittel, um einen behutsamen Kursanstieg zu gewährleisten.
Resümee: In Ihrer Vision2025 streben Sie eine Marktkapitalisierung von 100 Mrd. € an. Dies können Sie aber nur erreichen, wenn genügend Investoren Vertrauen in die Kursentwicklung haben und nicht durch unternehmensfremden Aktionen massive Verluste erlitten haben. In Ihrer geplanten Visionsüberarbeitung erwarte ich daher am 8.10. einen Beitrag zur Vertrauenswicklung in Kursgestaltung und -entwicklung.