Surprise, surprise - Freitagsdrückung
Und ewig grüßt das Murmel-Tier: Wie aus heiterem Himmel heute pünktlich zu Beginn des Handels an der New Yorker COMEX – die häufig beobachtete Freitags-Drückung des Gold Kartells. Innerhalb weniger Minuten fiel der Goldpreis von $1.248 auf bis zu $1.237 – also um mehr als zehn Dollar.
Was war passiert? Welche Nachrichten gingen über die Agenturen? Keine. Denn das Gold Kartell versucht schon seit langer Zeit nicht mehr, bestimmte Ereignisse als fadenscheinige Begründung für solche Drückungen heranzuziehen. Bloomberg berichtet heute jedenfalls nur Belangloses, beispielsweise dass JP Morgan das iPhone anstelle des BlackBerrys testet. Auf diese Nachricht haben wir dringend gewartet.
Generell ging es den Edelmetallen heute nicht besonders gut: Dass schließt auch Silber, Platin und das zuletzt haussierende Palladium mit ein. Dafür ist der Ölpreis (US-Öl) um mehr als zwei Dollar auf fast $77 förmlich explodiert.
Das tut den Realrenditen der 10-jährigen US-Treasuries überhaupt nicht gut. Diese Papiere sind gestern auf 2,76 Prozent zum Schluss des Handels gestiegen. Heute ging der Anstieg auf bis zu 2,80 Prozent weiter (Anmerkung: Wegen der Rundung in untenstehender Tabelle erscheint der Wert heute als unverändert). Ich hatte gestern schon die Vermutung geäußert, dass hier etwas im Argen liegt. Heute folgte die Bestätigung in Form des massiven Ölpreis-Anstiegs.
Ich bin gespannt, wie lange die Notenbanken es durchhalten, die Märkte mit Liquidität zu fluten und dabei gleichzeitig die Gefahr einer Starkinflation wegen hoher Ölpreise riskieren werden. Selbst in Deutschland mit seinem hohen Abgabenanteil auf Mineralöl-Produkte und Erdgas fallen den Bürgern derzeit zweistellige Energiepreis-Erhöhungen auf.
Die Mär der Deflation oder historisch niedriger Inflationsraten wird sich bald im Pulverdampf der Preisexplosion der erdölabhängigen Produkte auflösen. Wenn dies selbst den letzten gehirnamputierten Portfolio-Managern in Versicherungen, Banken und Pensionsfond auffällt, dann werden diese feststellen, dass nicht zwei Komma irgendetwas Prozent ein angemessener Zinssatz für solche Papiere wären, sondern mehr als zehn Prozent. Das würde die Bond-Blase jedoch augenblicklich platzen lassen und die komplette Affenherde würde in andere Anlageformen flüchten wollen.
Deshalb werden wir nächste Woche wieder Deflations-Spielereien beobachten können, die das System aber immer näher an den Rand des Abgrunds bringen werden. Die Panik nach dem Unterschreiten der 10.000er-Marke beim Dow Jones Aktienindex steckt vielen Notenbanker noch immer ins Gesicht geschrieben.
Zum heutigen Geschehen an den Gold-Märkten: Gold begann den heutigen Handelstag im asiatischen Markt positiv mit Kursen jenseits der Marke $1.245. Denn gestern Abend nach Schluss des Handels an der COMEX musste das Kartell den Preis noch um vier Dollar nach unten drücken. Das ist üblicherweise ein Hinweis darauf, dass am morgigen Tag die Preis-Drückung fortgesetzt werden soll.
Im Londoner Vormittags-Handel ging es dann langsam aber stetig weiter nach oben. Zum A.M. Fix mit $1.248,75 (EUR 980,95) wurde dann fast wieder der gestrige Goldpreis zum COMEX-Schluss erreicht. Auf 24-Stundenbasis musste Gold aber fünf Dollar abgeben.
Zum frühen Nachmittag konnte sich das gelbe Metall auf bis zu $1.250 hocharbeiten, fiel aber in der folgenden Stunde bis zur Eröffnung der COMEX um wenige Dollar zurück. Sodann setzte mit Eröffnung der COMEX die oben beschriebene Freitags-Drückung ein.
Diese wurde aber zum großen Teil wieder pariert und mit einem Kurs von $1.246,50 (EUR 981,88) zum Londoner P.M. Fix war ein Großteil der Verluste wieder wettgemacht.
In den restlichen Handels-Stunden der COMEX stieg Gold erneut auf $1.250 an – aber diese Marke konnte zum zweiten Mal nicht gehalten werden, so dass die Marktteilnehmer aufgaben und Gold bei einem Stand von $1.245,30 (EUR 979,01) ins Wochenende entließen. Minus drei Dollar lautete die heutige Schadensquote.
www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest
"Heute geht es uns schlechter als gestern, aber besser als morgen!"
"In Zeiten der universellen Täuschung wird das Aussprechen der Wahrheit zur revolutionären Tat!" (George Orwell)