In punkto Weltfinanzkrise geht es jetzt wirklich zur Sache, denn die Entwicklungen in diesem Juli 2002, der wahrscheinlich in die Geschichtsbücher als der "Horrormonat" eingehen wird, der dem "Großen Krach" (und Krieg?) am Beginn des 21. Jahrhunderts vorausging, begann mit der Aufdeckung von Bilanzfälschungen des Telekommunikationsriesen WorldCom, auf die am 22. Juli die Einleitung eines Insolvenzverfahrens folgte. Dann gab es ähnliche Probleme beim Medien/Internet-Giganten AOL Time Warner, gegen den inzwischen offiziell von der US-Finanzaufsicht SEC ermittelt wird. Doch, wie die Neue Solidarität diese Woche berichtet, zeichnete sich am Ende der dritten Juliwoche "noch weit schlimmeres Ungemach" ab, als nämlich am 22. Juli im zuständigen Untersuchungsausschuß des US-Senats bekannt wurde, daß "zwei der größten Wallstreet-Banken - J.P. Morgan-Chase und Citigroup - aktiv an Bilanzmanipulationen des inzwischen bankrotten Enron-Konzerns beteiligt" waren. Durch spezielle Verrechnungsfahren seien "hochverzinsliche Kredite der beiden Großbanken an Enron so 'getürkt' worden, daß sie in den Büchern von Enron als 'Guthaben' erscheinen konnten".
Doch war das nur der Anfang, wie Neue Solidarität weiter schreibt: "Zwischen dem 22. und 24. Juli schossen in den internationalen Finanzzentren Gerüchte ins Kraut, daß J.P. Morgan-Chase und/oder Citigroup in ernsten Liquiditätsschwierigkeiten steckten. Dabei wurde darauf verwiesen, daß alleine J.P. Morgan-Chase auf ausstehenden Derivatkontrakten in der phantastischen Größenordnung von 29 Billionen Dollar sitzt. Angeblich hätten am Wochenende des 20./21. Juli Gespräche zwischen Vertretern führender Wallstreet-Banken, der Federal Reserve und dem US-Schatzamt stattgefunden. Merkwürdigerweise hatte wenige Tage zuvor Robert Rubin - Vorstandsmitglied bei Citigroup und ehem. US-Finanzminister - seinen Rückzug aus der Bank angekündigt. Bezüglich J.P. Morgan-Chase zirkulierten Gerüchte über ein 'internes Papier' dieser Bank, in dem es angeblich hieß, es könnte eine Lage auftreten, die eine 'Unterstützung' der Bank durch die Federal Reserve und die US-Regierung erforderlich machen könnte".
Am 21. Juli erklärte Japans Finanzminister Shiokawa in aller Öffentlichkeit, daß die US-Regierung "etwas für die Aktienmärkte tun" müsse, was offensichtlich eine höchst undiplomatische, d.h. direkte Aufforderung war, das berühmt-berüchtigte "Crash-Verhinderungs-Team" von US-Regierung und Notenbank zu aktivieren, da im US-Finanzsystem eine Gefahr für das gesamte Weltfinanzsystem aufgetaucht war. In der Tat könnte, so die Neue Solidarität, "das Weltfinanzsystem den Zusammenbruch selbst eines der größten amerikanischen Unternehmen gerade noch verkraften". Sollte jedoch eine der "ganz großen Wallstreet-Banken vom Kaliber der J.P.Morgan-Chase oder Citigroup untergehen", sei eine "systemische Kettenreaktion, die zum Zusammenbruch der Weltfinanzsystem führen würde, vorprogrammiert". Mit einer "verzweifelten Feuerwehraktion" sei am 24. Juli der Kollaps noch einmal aufgeschoben worden, als sich Gerüchte über den bevorstehenden Zusammenbruch einer großem Wallstreet-Bank verdichteten. Parallel dazu steigerten sich die Panikverkäufe an den internationalen Aktienmärkten immer weiter und es gab Berichte, daß J.P. Morgan-Chase eine Telefonkonferenz mit führenden internationalen Banken geführt habe, um sie zu überzeugen, daß bei J.P. Morgan-Chase "alles in Ordnung sei".
Nachdem am frühen Nachmittag des 24. Juli der deutsche Dax-Index um 7% gefallen und der Dow Jones-Index in New York mit einem Verlust von 200 Punkten eröffnete, geschah, so die Neue Solidarität, "etwas sehr Merkwürdiges: Der Dax in Frankfurt machte in wenigen Stunden 10% gut und gewann 3% gegenüber dem Vortag. Noch toller ging es in New York zu. Der Dow Jones gewann fast 500 Punkte oder 6,35% bis Handelsschluß. Irgendeine handfeste Begründung für den mirakulösen Stimmungsumschwung und den folgenden Kaufrausch gab es nicht. Nebulös verwiesen die Finanzmedien auf die Ankündigung der US-Regierung, Finanzminister O'Neill werde vorläufig keine Auslandsreisen mehr unternehmen, und es habe eine 'außerordentliche Sitzung' bei der Federal Reserve gegeben. Wie Neue Solidarität abschließend berichtet, gaben "zuverlässige Finanzanalysten [der Nachrichtenagentur] EIR eine andere Deutung der Ereignisse des 24. Juli: Eine der großen Wallstreet-Banken stand tatsächlich vor der Illiquidät und drohte eine weltweite Paniklawine loszutreten. Deshalb sei nicht nur das amerikanische 'Crash-Verhinderungs-Team' in Aktion getreten, um Aktienkäufe an der Wall Street zu tätigen, sondern parallele Aktienkäufe seien von europäischen Notenbanken in Gang gesetzt worden. Unter den Verantwortlichen in Regierungen, Zentralbanken und privaten Finanzinstitutionen habe Übereinstimmung über die akut drohende Gefahr geherrscht, daß das Weltfinanzsystem einstürzen könne."
Natürlich lösen derartige "Feuerwehraktionen" das Problem nicht. Das geht nur mit LaRouches Konzept eines "neuen Bretton Woods", dessen Grundzüge und aktuelle Bedeutung LaRouche noch einmal vor wenigen Tagen in seiner Ankündigung, Anfang September auf der internationalen Konferenz "Der zweite Hoover" ist da! in der Nähe von Washington zu sprechen, deutlich gemacht hat.
Scharon plant Dreifrontenkrieg gegen Jordanien, Ägypten und Syrien
(Neue Solidarität, Ha'aretz, London Times)
Wie berichtet, gab Israels Ministerpräsident Scharon den Befehl zur Bombardierung eines Wohngebietes in Gaza-Stadt zu Beginn der letzten Woche genau in dem Moment, als intensive internationale Anstrengungen unternommen wurden, einen israelisch-palästinensischen Waffenstillstand auszuhandeln. Dies hat neben der israelischen Opposition, der UN und EU inzwischen auch das russische Außenministerium in einer Erklärung bestätigt, in der es heißt, daß die Bombardierung "genau zu dem Zeitpunkt kam, als die offiziellen Repräsentanten Israels und der Palästinenserbehörde ihren Dialog über Sicherheitsfragen erneuert hatten".
Allerdings ist das Blutbad vom 23. Juli weit mehr als ein Sabotageakt gegen derartige Verhandlungsbemühungen. Wie die Neue Solidarität diese Woche berichtet, muß dieser barbarische Akt im Zusammenhang damit gesehen werden, daß Scharon sich auf die Zeit eines US-Angriffs gegen den Irak vorbereitet, da ihm ein solcher Militärschlag Washingtons "die Chance zu einem Dreifrontenkrieg gibt: gegen die Palästinenser und Jordanien im Osten, Syrien im Norden und Ägypten im Süden. Die israelische Armee steht im Westjordanland und hat dort alle Großstädte besetzt. Von hier aus kann Scharon das jordanische Regime stürzen, indem er die Palästinenser über den Jordan vertreibt. Indem er nun auch noch den Gazastreifen in Brand setzt, möchte Scharon auch dort mit voller militärischer Macht angreifen wie zuvor im Westjordanland. Er hatte das bereits im April versucht, dies aber auf Druck aus den USA und Europa unterlassen. Der nächste Hamas-Anschlag aus Gaza wird ihm den Vorwand für den Angriff bieten. Ägypten müßte einen israelischen Einmarsch in Gaza als Bedrohung seiner nationalen Sicherheit auffassen - und hat sich auch bereits dahingehend geäußert."
Gleichzeitig bereitet Scharon im Norden direkte Schläge gegen Syrien vor, denn wie die Londoner Sunday Times am 21. Juli berichtete, drohte Israel, militärische Ziele in Syrien anzugreifen, wenn die Hisbollah vom Südlibanon aus Ziele in Nord-Israel beschießen sollte. Nach Angaben der Times hat es schon drei solcher Warnungen an Syrien gegeben, die letzte davon vom israelischen Verteidigungsminister Ben-Elieser, der Ägyptens Präsident Mubarak bat, eine solche Botschaft an Syriens Präsident Assad zu überbringen. Israels Bemühungen, an seiner "Nordfront" einen Krieg zu provozieren, sind zur Zeit so deutlich, daß sich die US-Regierung letzte Woche gezwungen sah, Israel mitzuteilen, es solle aufhören, libanesischen Luftraum zu durchfliegen, da diese Flüge das Luftabwehrfeuer der Hisbollah auszulösen drohe.
Der ehemalige Leiter des israelischen Militärgeheimdienstes, Generalmajor (d.R.) Amos Malka, wurde in der israelischen Presse mit den Worten zitiert: "Eher früher als später werden wir einen Konflikt mit Syrien haben, wenn Syrien seine Haltung nicht ändert." Über Syriens Präsident Assad sagt Malka: "Ich bin nicht sicher, ob er die geopolitische Landkarte richtig liest, und er nimmt unnötige Risiken auf sich." Wie aus Israel verlautet, plant das israelische Militär Luftschläge gegen Ziele im Süden Syriens. Scharon weiß, so die Neue Solidarität, daß Israel seinen "Abnutzungskrieg gegen die Palästinenser nicht endlos fortführen kann. Offenbar sieht er jetzt seine einzige Hoffnung in einem 'neuen Blitzkrieg' wie im Juni 1967. Wenn diese militärische Rechnung aber nicht aufgeht, droht ein Atomkrieg im Nahen Osten." In diese Richtung zielt sicherlich auch die Analyse des israelischen Militärkommentators Amir Oren, der am 26. Juli in Ha'aretz schrieb: "So schlimm wie die Dinge in dieser Woche [nach dem Angriff auf Gaza-Stadt] auch aussehen, sie könnten sich als geradezu harmlos erweisen, im Vergleich zu der Eskalation, die sich im Norden [gegenüber Syrien] abzeichnet."
Jamal Karsli nach Israel eingeladen
Die der israelischen Opposition angehörende Arabische Demokratische Partei Israels hat den NRW-Landtagsabgeordneten Jamal Karsli als Ehrengast und Redner zu ihrem vierten Parteitag am 26./27. Juli in die Stadt Nazareth eingeladen. Karsli wird dort unter anderem über die "Antisemitismus-Debatte" in Deutschland und über die unbefriedigende Rolle Deutschlands im Nahen Osten sprechen.
Um die Friedensperspektiven im Nahen Osten zu fördern, wird Karsli während seines einwöchigen Aufenthaltes in Israel/Palästina bedeutende jüdische und arabische Politiker und Friedensaktivisten treffen, darunter den Träger des alternativen Nobelpreises Uri Avnery und den bekannten Politologen Prof. Ilan Pappe. Weitere Treffen sind mit dem Chef der Palästinenserbehörde Jassir Arafat, dem palästinensischen Parlamentspräsidenten Ahmad Qurea und dem Oberbürgermeister der Stadt Nazareth geplant. Neben diesen Persönlichkeiten wird der Landtagsabgeordnete auch mehrere palästinensische Ortschaften in der Westbank besuchen, so das Flüchtlingslager von Dschenin, Jerusalem, Bethlehem, Nablus und Ramallah. Wichtige Informationen erhofft er sich auch bei seinen Treffen mit palästinensischen und israelischen Menschenrechtsorganisationen wie B'tselem und Adalah.