Vielleicht geht ja noch was.
Insiderhandel ist in der US-Finanzwelt weit verbreitet. Jetzt greifen die Behörden durch: Mit Methoden der Terrorismusabwehr. Rund 120 Banker müssen mit einer Anklage rechnen.
Die US-Bundespolizei FBI bereitet gegen rund 120 Personen aus der Finanzbranche Anklagen wegen Insiderhandels vor. Dies berichtet das «Wall Street Journal» (WSJ). Bei der Aktion handle es sich offenbar um die Ausweitung einer Untersuchung, die die Wallstreet in ihren Grundfesten erschüttert.
Seit 2009 hätten die Strafverfolgungsbehörden 66 Mitarbeiter von Hedgefonds und anderen Finanzinstituten wegen Insiderhandel angeklagt – und dies mit einer ansehnlichen Erfolgsquote. In 57 Fällen sei es zu einer Verurteilung gekommen.
«Wir müssen weitermachen»
«Wir haben sie identifiziert. Jetzt müssen wir da natürlich weitermachen», zitiert das Blatt den hochrangigen FBI-Agenten David Chaves. Insgesamt seien bis zu 240 Personen ins Visier der Bundespolizei geraten. Damit, so das WSJ, dürfte es sich um die grösste derartige Untersuchung aller Zeiten handeln.
Früher habe man die Beteiligten in einem Insider-Ring noch «an einer Hand abzählen» können, so ein pensionierter Mitarbeiter der US-Börsenaufsicht SEC. Heute seien sie viel breiter angelegt und umfassten Banker, Analysten, Mitarbeiter von betroffenen Firmen, Berater und Händler.
Terrorismus, Drogen – und Insider
Die US-Behörden haben in ihrem Kampf gegen den Insiderhandel in den letzten Jahren aufgerüstet. Mittlerweile, so das WSJ, würden Telefone abgehört und andere Methoden verwendet, die früher der Abwehr von Terrorismus und Drogenhandel vorbehalten waren. So werde auch vermehrt auf Kollaborateure gesetzt, die in den betreffenden Firmen arbeiten und Informationen weitergeben oder Gespräche aufzeichnen können, sagt Chaves.
Im Oktober vergangenen Jahres feierten die Behörden mit der Verurteilung des milliardenschweren Hedgefonds-Managers Raj Rajaratnam zu elf Jahren Gefängnis einen Erfolg. Im Zusammenhang mit Rajaratnams Hedgefonds Galleon kam es auch zu einer Anklage gegen Raj Gupta, früherer Präsident von Mc Kinsey und ehemaliger Verwaltungsrat der Grossbank Goldman Sachs.
Die Fälle von Insiderhandel nehmen offenbar zu. Ein Anwalt, der mehrere Personen in solchen Fällen vertreten hat, beklagt gegenüber dem WSJ fehlende Regeln: «Es gibt keine klare Linie, die Händler haben Mühe zu realisieren, mit welchen Informationen sie legal handeln können. Das ist ein Problem.» Ermittler sprechen davon, dass in den nächsten Wochen weitere Verhaftungen möglich seien.
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