Jammert der auf hohen Niveau oder macht der nicht mehr genug Profit?
Samstag, 6. August 2011, um 9:16
Herr Fisher, vor gut einem Jahr gehörte Ihr Hedge-Fonds zu jenen, die auf einen fallenden Euro gewettet haben. Wo stehen wir jetzt?
Wir sind nicht mehr weit vom Abgrund entfernt. Die Krise in Griechenland hat auf andere Länder übergegriffen. Die Frage ist, ob die Politik die Ansteckung eindämmen kann. Die Situation ist gefährlich geworden.
Woran machen Sie das fest?
Ich habe mir die Renditen der italienischen und spanischen Staatsanleihen angesehen. Sie sind jetzt schon viel zu hoch. Es ist wie an jenem Freitag im März 2008, bevor die US-Investmentbank Bear Stearns gerettet werden musste. Die Aktie fiel von 60 auf 30 Dollar, und mir war klar: Bear Stearns (NYSEArca: BSC - Nachrichten) ist bankrott.
Wieso?
Sobald Marktpreise sich stark genug bewegen, gibt es keine Investoren mehr. Die wollen alle verkaufen. Wer (SNP: ^WERY - Nachrichten) bleibt, sind Spekulanten. Bei den Staatsanleihen ist es umgekehrt als bei Aktien: Sobald die Renditen stark genug steigen, will keiner mehr die Papiere haben. Höchstens Spekulanten und ein paar spanische oder italienische Banken, die aus regulatorischen Gründen kaufen müssen, bleiben im Markt. Sobald dieses psychologische Verhalten auftritt, weiß man: Es ist vorbei.
Was muss die Politik tun, um die Märkte zu beruhigen?
Die Märkte werden nichts Geringeres mehr akzeptieren als etwas, was ich die "Panzerfaust-Lösung" nenne. Sie wollen eine ganzheitliche Lösung sehen.
Wie könnte so etwas aussehen?
Im Moment wollen die Märkte eine der drei Optionen. Erstens: eine vollständige fiskalische Einheit Europas, etwa durch Euro-Bonds, zumindest für alle Mitglieder der EU außer Irland, Griechenland und Portugal. Aber wir glauben nicht, dass das passieren wird. Zweitens: eine massive Intervention der Europäischen Zentralbank. Das könnte passieren, auch wenn die EZB diese Option (Xetra:
A0JKZW - Nachrichten) hasst. Drittens: eine deutliche Vergrößerung der European Financial Stability Facility.
Wie viel Zeit bleibt?
Das muss jetzt alles sehr schnell gehen, oder der Markt wird zusammenbrechen. Im Moment rennen Investoren in Zeitlupe aus den Ländern am Rande Europas, inklusive Italien und Belgien. Wir hoffen, dass die Politiker verstanden haben, dass die Märkte das Vertrauen verloren haben und Investoren jetzt so schnell wie möglich alle Positionen liquidieren wollen. Es ist genauso wie 2008 in den USA.
Wie meinen Sie das?
Bear Stearns war wie Griechenland. Und dann hat es immer größere Einheiten getroffen und in immer geringeren Abständen. Lehman Brothers, AIG und sogar Institute wie Goldman Sachs (NYSE: GS - Nachrichten) wurden angegriffen - Namen, von denen man nie gedacht hätte, dass sie da hineingezogen werden könnten. In Europa wird jetzt sogar Frankreich attackiert. Wenn das System einmal infiziert ist, dann ist keiner mehr sicher. Erst als die US-Notenbank und das Finanzministerium eingegriffen haben, hat sich die Lage beruhigt.
Im vergangenen Jahr haben Sie Deutschland dazu geraten, die D-Mark wieder einzuführen. Ist es dafür jetzt zu spät?
Ja, ich denke schon. Die Deutschen haben so viel in Griechenland investiert, dass sie jetzt nicht mehr zurückkönnen.
Vielen Dank für das Interview.