Donnerstag, 05. Mai 2011
Trauer am Ground Zero
Obama: Wir vergessen 9/11 niemals
Nach dem Tod von Terroristenführer Bin Laden jubelten die Amerikaner, besonders in New York. Beim ersten Besuch von Präsident Obama am Ground Zero, wo am 11. September 2001 fast 2600 Menschen starben, herrschen jetzt die stillen Töne vor. Dort, wo einst die Zwillingstürme des World Trade Centers standen, legt der Präsident einen Kranz nieder und spricht mit Angehörigen.
Obama an der Spitze der Delegation.
(Foto: AP)
Trauer statt Triumph, Stille statt Jubel: Bei einem Besuch mit viel Symbolkraft in New York hat US-Präsident Barack Obama wenige Tage nach der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 gedacht. Er legte an Ground Zero einen Kranz nieder - dort, wo vor fast zehn Jahren Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center steuerten und die Gebäude zum Einsturz brachten. 2600 Menschen starben damals in New York.
Bin Laden, der als Drahtzieher des schlimmsten Anschlags in der US-Geschichte gilt, war vor wenigen Tagen bei einer Kommandoaktion in Pakistan getötet worden. Tausende Amerikaner hatten mit Jubel reagiert. Die Regierung in Islamabad warnte am Donnerstag vor weiteren derartigen Einsätzen in Pakistan. Die USA entschieden, keine Fotos als Beweis für den Tod des Terrorchefs zu veröffentlichen.
Jetzt war es ein stiller Besuch Obamas. An Ground Zero selbst wandte er sich nur an die Menschen, die bei dem Terrorakt Familienmitglieder oder Freunde verloren hatten. Es gab keine öffentliche Ansprache und nur geladene Gäste kamen näher an den Ort heran. Tausende säumten die Straßen, durch die Obamas Fahrzeugkolonne fuhr. Sie jubelten dem Präsidenten zu, viele schwenkten Fahnen.
Nach der Kranzniederlegung traf Obama mit Familien von Opfern zusammen. Auf seinen Wunsch hin hatte sein erster Besuch als Präsident an dem symbolträchtigen Ort einen privaten Charakter. Obama wollte mit den Menschen von Angesicht zu Angesicht sprechen.
"Genugtuung kann die Trauer nicht aufwiegen"
Die Popularität des US-Präsidenten ist stark gestiegen.
(Foto: AP)
Auch beim vorherigen Besuch der Feuerwache "Pride of Midtown" mussten die Journalisten nach einer Weile nach draußen. Mit 15 toten Feuerwehrleuten hatte es diese Wache besonders schlimm getroffen - eine komplette Schicht starb. Insgesamt verloren 343 Feuerwehrleute und 60 Polizisten ihr Leben, als die Türme einstürzten. "Als wir sagten, wir werden niemals vergessen, meinten wir das auch so", rief Obama den Feuerwehrleiten nun zu.
"Es gibt eine gewisse Genugtuung, aber das wird niemals die Trauer und die Schmerzen aufwiegen, mit denen wir leben müssen", sagte Sally Regenhard, die ihren Sohn Christian bei den Anschlägen verloren hatte. Er war Feuerwehrmann.
Gedenken auch am Pentagon
Auch am Pentagon vor den Toren Washingtons wurde der Toten gedacht. Vizepräsident Joe Biden ehrte sie mit einer Kranzniederlegung und traf Hinterbliebene der 184 Opfer, die beim gezielten Absturz einer weiteren von Terroristen entführten Flugzeugs ums Leben kamen. Insgesamt starben bei den Anschlägen am 11. September 2976 Menschen.
Nach einer Umfrage der "New York Times" und des Fernsehsenders CBS kann Obama nach der Kommandoaktion kräftig punkten. Vor allem beim Thema Terrorbekämpfung stellten 72 Prozent ihrem Präsidenten ein gutes Zeugnis aus, vor der Aktion waren es noch 51 Prozent. 86 Prozent der Amerikaner befürworteten in einer Umfrage den Sondereinsatz.