Wall Street: Billiges Öl schmiert den Markt

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Wall Street: Billiges Öl schmiert den Markt

 
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Wall Street: Billiges Öl schmiert den Markt

29. April 2005 Es scheint immer mehr, dass es für die US-Börsen nur noch einen wirklich marktbewegenden Faktor gibt: den Ölpreis. Dessen Sturz am Freitagnachmittag verhalf dem Dow-Jones-Index zu einem überraschenden Gewinn von 122 Zählern oder 1,2 Prozent auf 10 192 Punkte. Die Nasdaq kletterte um 17 Zähler oder 0,9 Prozent auf 1921 Punkte.



Auf Wochensicht machten die US-Börsen damit noch deutlich Boden gut, zu Beginn des Freitagshandels hatte es nämlich nach weiteren Verlusten für Dow & Co. ausgesehen. Nun aber verbesserten sich die Blue Chips und der marktbreite S&P-500-Index um jeweils 0,3 Prozent, während allein die Nasdaq ein Wochenminus von 0,6 Prozent einstecken musste.

Den Monat April - statistisch gesehen einer der stärksten für die US-Indizes - beenden die Blue Chips und der breite Markt mit einem Verlust von jeweils 3 Prozent, die Nasdaq gab um 4 Prozent ab.

Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen, da zahlreiche schlechte Konjunkturdaten den Markt belasteten: Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago ist im April auf 65,6 Prozent deutlich gefallen. Weiter abwärts geht es auch mit dem Verbrauchervertrauen, das für den April mit 87,8 Punkten angegeben wird. Damit meldet die Uni Michigan erneut einen Rückgang gegenüber dem Vormonat und einen schwächeren Stand als Experten erwartet hatten.

Die persönlichen Einnahmen und Ausgaben der Amerikaner sind im März stärker angestiegen als erwartet. Während die Einnahmen mit einem Plus von 0,5 Prozent gemessen werden, schlägt bei den Ausgaben ein Plus von 0,6 Prozent zu Buche. Auf ein Vier-Jahres-Tief ist hingegen die persönliche Sparrate gefallen, die nur noch mit 0,4 Prozent gemessen wird. Kein Wunder, denn die Verbraucherpreise sind im März um 0,5 Prozent gestiegen und damit so stark wie seit fünfzehn Jahren nicht.

Mit Blick auf eine in der nächsten Woche anstehenden Fed-Sitzung schienen die Arbeitskosten interessant. Nachdem der Index im letzten Quartal des Vorjahres um 0,8 Prozent angestiegen war, misst man für das abgelaufene Vierteljahr nur ein Plus von 0,7 Prozent. Das ist der niedrigste Quartalsanstieg seit viereinhalb Jahren und deutlich niedriger als die Analystenschätzung von 1 Prozent. Inflationsängste dürtfen damit wieder ein wenig gedämmt sein.

Die Geschichte des Tages war erneut Öl. Das Schwarze Gold hat erneut eine hoch volatile Woche hinter sich. Nach hohen Lagerbeständen gab der Preis zur Wochenmitte deutlich nach, ein Tankerunfall am Donnerstag trieb die Kosten wieder nach oben. Zum Wochenschluss besannen sich Anleger doch auf fundamentale Daten wie den Pegelstand in den US-Reservoirs. Entsprechend stürzte der Ölpreis um 5 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief von 49,72 Dollar, was dem Aktienmarkt die Kraft zur Rallye gab.

Nur bedingt mitklettern konnte indes die Aktie von ChevronTexaco. Der Ölkonzern ChevronTexaco bilanziert einen Quartalsumsatz von 41,61 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 2,68 Milliarden Dollar oder 1,28 Dollar pro Aktie. Damit verfehlt man die Schätzungen der Analysten um sieben Prozent. Der Quartalsbericht erinnerte Anleger ein wenig an ExxonMobil. Der Dow-notierte Branchenriese hatte am Vortag ebenfalls nach schwachen Zahlen an Wert verloren.

Größter Gewinner im Dow war die Aktie von Microsoft nach einem ebenfalls nur durchwachsenen Bericht. Die weltgrößte Softwareschmiede hat den Gewinn um 96 Prozent auf 2,56 Milliarden Dollar oder 23 Cent pro Aktie fast verdoppelt. Exklusive einmaliger Posten werden auch die Erwartungen der Wall Street erreicht. Dagegen fällt der Umsatz schwach aus und schlittert mit 9,62 Milliarden Dollar an den Prognosen vorbei. Dabei wirkten vor allem Server-Software und die Spielekonsole XBox einer noch größeren Enttäuschung entgegen. Während die Geshcäfte mit Windows Ofiice unverändert laufen, ist die Internettochter MSN unerwartet stark eingebrochen. An den bisherigen Prognosen hält das Management fest, was an der Wall Street positiv aufgenommen wird, zumal Microsoft für konservative Schätzungen bekannt ist.

Den Software-Sektor bewegten ansonsten Übernahme-Gerüchte: Kaum hat Oracle den harten Übernahmekampf um Peoplesoft hinter sich, soll man mit Siebel Systems in Verhandlungen stehen. Eine mögliche Übernahme könnte bis zu 5 Milliarden Dollar kosten. Ein Brancheninsider bezeichnet die Gespräche als sehr ernst zu nehmend, wohingegen sich das Management beider Unternehmen nicht äußert. Anleger bereiten sich indes auf eine entsprechende Meldung vor, und so kletterte Siebel um 5 Prozent, während Oracle leicht abgab.

Um bis zu 7 Prozent kletterte der Server- und Computerbauer Sun Microsystems. Laut einem Bericht der BusinessWeek denken CEO Scott McNealy und die auf Hightech spezialisierte Holding Silver Lake Partners darüber nach, das Unternehmen auszukaufen und zu privatisieren. Aktionäre könnten mit 5 bis 5,50 Dollar pro Aktie abgefunden werden, was gemessen am jüngsten Schlusskurs einem Aufschlag von durchschnittlich 50 Prozent entsprechen würde. Am Nachmittag distanzierte sich CEO McNealy von den Gerüchten, und die Aktie gab einen Teil ihrer Gewinne wieder ab.

Zurück im Dow gehörten neben Microsoft die Aktien von DuPont und Verizon sowie Pfizer und Coca-Cola zu den Gewinnern.

Im roten Bereich schlossen hingegen Honeywell und McDonald's sowie der unter Betrugsverdacht stehende Versicherungsriese American International Group mit einem Abschlag von 1,1 Prozent. Das Unternehmen hat erneut die Abgabe wichtiger Bilanzpapiere an die SEC aufgeschoben, um weitere mögliche Fehlbuchungen aufzuklären. Mittlerweile geht man von Fehlbuchungen zwischen 2,5 und 2,8 Milliarden Dollar aus, heißt es am Freitagmorgen. Das ist noch einmal eine Milliarde Dollar mehr als zuletzt bekannt war.


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