Kurseinbruch
Vtion vergrätzt die Anleger
[16:00, 02.02.11]
Von Christian Scheid
Der chinesische Anbieter von Mobilfunk-Datenkarten hat im vierten Quartal einen Geschäftseinbruch erlitten und einen schwachen Ausblick abgeliefert. Seit der Meldung hat der Titel mehr als die Hälfte seines Werts eingebüßt.
Die Meldung von Vtion traf selbst eingefleischte Nebenwerte-Kenner völlig überraschend. Der Anbieter von Mobilfunk-Datenkarten hat vorläufigen Angaben zufolge 2010einen Umsatz von 101 Mio. Euro erzielt. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag bei 25,9 Mio. Euro. Was sich auf den ersten Blick eindrucksvoll liest, ist ein Desaster. Denn das Geschäft von Vtion – Mobilfunk-Datenkartenlösungen für die mobile Computernutzung über Netze in China – ist im vierten Quartal quasi zum Erliegen gekommen.
Nach einem Erlös von rund 85,5 Mio. Euro in den ersten neun Monaten 2010 setzte der Anbieter von Mobilfunk-Datenkarten im Schlussviertel nur noch rund 15,4 Mio. Euro um. Das Erlösminus gegenüber dem Durchschnitt der ersten drei Quartale beträgt also fast 50 Prozent. Noch schlechter sieht es beim Ergebnis aus: Vor Zinsen und Steuern (Ebit) rutsche Vtion nach einem Plus von 26,6 Mio. Euro in den ersten drei Quartalen 2010 mit minus 0,7 Mio. Euro sogar in den roten Bereich.
Auch der Ausblick ist alles andere als erbaulich: Für das Geschäftsjahr 2011 stellt der Konzern Umsatzerlöse zwischen 75 und 100 Mio. Euro in Aussicht, also bis zu 25 Prozent weniger als 2010. Die Ebit-Marge soll zwischen 10 und 12 Prozent landen – ein dramatischer Einbruch gegenüber dem im Gesamtjahr 2010 erzielten Wert von 25,6 Prozent. „Das Unternehmen hat in den letzten Verhandlungen während des Chinesischen Neujahrs einen starken Preisdruck seitens der Netzwerkbetreiber im Segment Mobilfunk-Datenkarten erfahren“, teilte Vtion als Begründung mit. Man könnte auch sagen, dass das bisherige Geschäftsmodell quasi gescheitert ist.
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Dreiste Vorstellung des Managements
Noch Anfang Dezember war das Vtion-Management auf der Münchner Kapitalmarkt Konferenz nicht müde, die guten Perspektiven des Unternehmens vor Investoren und Analysten anzupreisen. Angesichts der jüngsten Ereignisse eine dreiste Vorstellung. Schließlich hätte der Vorstand kurz vor Ende des vierten Quartals wissen müssen, wie schlecht es um den Absatz der Datenkarten bestellt ist. Die angekündigten Gegenmaßnahmen klingen verzweifelt: „Das Management erwartet eine Übergangszeit, während der das Unternehmen neue Produkte und Services entwickelt und Ressourcen dafür bereitstellt.“
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Analyst Alexander Braun von der Montega AG zweifelt: „Inwieweit und wie schnell dies gelingt, ist derzeit noch nicht ersichtlich.“
Der Experte hat das Rating für den Nebenwert bis auf Weiteres ausgesetzt. „Die Aktie dürfte in den kommenden Monaten unter dem Vertrauensverlust bei Investoren leiden“, so Braun. Ob die Auffanglinie im Bereich von 4,80/5,00 Euro halten wird, darf angesichts des Vertrauensverlusts bezweifelt werden. Den Cashbestand von Vtion per Ende 2010 schätzt Montega zwar auf 5,15 Euro je Aktie. Doch noch ist es keineswegs ausgemachte Sache, dass der Konzern wie angekündigt 2011 einen Gewinn erzielen wird. Im Worst Case eines hohen Verlusts könnte der Cashbestand schnell aufgezehrt sein. Investierten Anlegern raten wir daher, die Reißleine zu ziehen und spätestens eine jederzeit mögliche technische Gegenreaktion bis in den Bereich von 5,50/6,00 Euro zum Verkauf zu nutzen.
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