So langsam drehen alle durch. Der eine träumt vom Mars und Mützen. Der andere, Tim Cook, Apple, vom Programmieren. TC auf Twitter gestern:
"Coding is the language of the future, giving people of all ages and backgrounds the chance to create something new. Thanks to Shanghai No. 4 School for the Deaf for letting me join your #HourOfCode session!"
Ich weiß ungefähr, was er meint (zumal es da ja um Taube ging) und dachte das vor Jahrzehnten auch mal. Ich mache das - Kodieren - seit ungefähr 50 Jahren, kann geschätzt an die 40 Programmiersprachen, wenigstens 15 davon in aller Tiefe. Von den allerersten bis zu den modernsten: Assembler, Algol, Basic, PL/1, C, Smalltalk, Prolog, C++, Java, Matlab, Mathematica, ...
Wie man jetzt aber auf die Idee kommen kann, Kodieren als die Sprache der Zukunft zu erklären (welche Programmiersprache übrigens von den paar Hundert?) ist mir ein Rätsel.
Der Punkt auf der technischen Ebene ist, elend komplexe Probleme zu lösen, die sich in quantifizierbare Modelle gießen lassen. Also Mathematik, Algorithmen, Kreativität, Denken. In welcher Programmiersprache man das dann hinschreibt, ist prinzipiell wurscht. Das sind nur Werkzeuge, die mehr oder weniger gut für verschiedene Aufgaben geeignet sind. So wie jeder Handwerker einen Satz Werkzeuge für verschiedene Anwendungen hat. Sein Thema sind aber nicht die Werkzeuge, sondern die Aufgabe, die er lösen will oder muss.
Vor allem geht es aber gar nicht um solche technische Probleme, sondern um gesellschaftliche und politische. Dazu können Mathematik und Computer natürlich nützliche Hilfestellungen leisten. Aber nichts davon lösen. Vorgestern Nacht habe ich in der ARD eine Doku über CRISPR (=Genschere) und ihre Chancen und Risiken bzgl. Medizin und Landwirtschaft gesehen. Das ist auf der technischen Ebene jetzt schon oder bald gelöst. Ob man das aber darf oder nicht darf, ist völlig unklar.
TC hätte also lieber sagen sollen: Philosophie ist die Sprache der Zukunft.