Noch einige Anmerkungen dazu:
Wie das Wort "Insiderbestimmungen" schon nahelegt, bezieht es sich wirklich nur auf Insider. Eine Investmentbank ist demnach kein Insider.
Als Insider kommen in Form von natürlichen Personen regelmäßig der Vorstand, Aufsichtsrat, die oberste Führungsebene unterhalb des Vorstands, sowie bei Gemeinschaftsdepots auch der (verheiratete) Lebenspartner hinzu.
Bei juristischen Personen - vereinfacht gesagt - Unternehmen die in einem Abhängigkeitsverhältnis (z.B. strategische Beteiligung, verbundenes Unternehmen) stehen, und Aktien der anderen AG in die eigenen Bücher nehmen.
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Streng genommen gibt auch nicht die Bank eine Kauf-, Halte-, oder Verkaufsempfehlung raus, sondern immer ein verantwortlicher Analyst, der widerum bei einer Bank angestellt ist.
Es gibt einen Ehrenkodex, dass Analysten nicht in von ihnen gecoverten Unternehmen investiert sind.
Dieser Kodex greift jedoch nicht für die Bank selbst.
In der Praxis wird es zwar nicht so weit gehen, dass die Bank dem Analysten die Empfehlungen vorgibt, sondern dass der Analyst selbst weiß, welche Mandate für die eigene Investmentabteilung wichtig sind und sich davon beeinflussen lässt.
Anreizkonflikte gibt es da genug:
Und da denke ich nicht nur an den Eigenhandel, sondern bei Universalbanken auch an den Kreditbereich.
In irgendeiner Form sind Analysten auch finanziell durch Boni am Ergebnis des Wertpapiergeschäfts (z.B. am Wertpapier-Umsatz) beteiligt. Es ist klar, dass die Bank durch Kaufempfehlungen mehr Geld verdienen kann als durch Verkaufsempfehlungen. Der Bonus des Analysten wird also dann tendenziell höher, wenn er mehr Titel auf Kaufen stellt. Wunder es daher, dass fast 70 % aller Empfehlungen auf Kaufen und weniger als 15 % auf Verkaufen lauten?
Analysten nutzen Gespräche mit dem Management des bewerteten Unternehmens als Hauptquelle für ihre Bewertung. Man kann sich überlegen wie nun das Machtverhältnis in einem solchen Gespräch aussieht und wie Wahrscheinlich es ist, dass der Manager/Vorstand dem Analysten etwas anderes sagt als das was er in den Quartalsberichten veröffentlichen muss.
Analystenprognosen sind deshalb notorisch unzuverlässig. Es gibt Untersuchungen die zeigen, dass Kursziele und tatsächlich eingetretene Renditen sogar leicht negativ korreliert sind: sprich: je schlechter die Vorhersage, desto besser die Rendite und umgekehrt.
Trotzdem nutzen sie viele Anleger um ihre Anlageentscheidung davon beeinflussen zu lassen, was streng rational genommen kompletter Unsinn ist. (Eigentlich weisen nur die Halte-Empfehlungen einigermaßen Überrenditen auf).
Sah man ja auch bei Südzucker gut: Im Bereich von 11 Euro hagelte es massenhaft Verkaufsempfehlungen. Jetzt, 6 Monate später hat die Aktie über 55 % zugelegt - viele Titel die vor einem halben Jahr zum Kauf empfohlen wurden, stehen heute um einiges tiefer.
Analystenempfehlungen bitte als das werten, was sie sind: Vertriebsinstrumente!