Ich war ja Steinhoff zuletzt immer Skeptischer eingestellt und beim letzten Anstieg im Feber Richtung 0,12 auch die Hälfte meines Bestands über mehrere Tranchen zu im Schnitt 0,104 verkauft. Kaufkurs war im Schnitt 0,09. Warum ich damals verkauft habe war der Punkt, dass ich den IPO von Pepco sehr kritisch für die Aktionäre gesehen habe und überwiegend positiv für die Gläubiger. Auch war die Kursrally ein schöner Moment einen Teil zu verkaufen. Erstens war man seit einer Ewigkeit endlich wieder im Plus ist und zweitens ist das vorhandene Potential aufgrund der 10% Zinsen von Monate zu Monat geringer. Mein Standpunkt war immer, dass eine rasche Refinanzierung der Schulden erfolgen muss weil die 10% Zinsen sind ca. 0,9 Mrd. Zinsen pro Jahr Steinhoff faktisch auffressen. Dann ist leider der Virus gekommen und ich hatte einen Exit der restlichen Position nicht mehr geschafft. Bei der kleinen Zwischenrally im April habe ich noch mal einen kleinen Teil verkauft und für den Rest hieß es dann mal warten auf die Zahlen.
Bei den Zahlen muss ich sagen war ich geschockt. Die Operative Performance hat gepasst aber was da an Beraterkosten, Kosten für Conforama Restruktierung dahergekommen ist war ein komplettes Fiasko. Für mich war die Aktie nach diesen Zahlen ein klarer Verkauf. Warum ich dann bei unter 0,05 dann aber nicht verkauft hatte war weil ich mir gedacht habe, siehe Wirecard Zockerei, dass es noch mal eine Rally geben könnte bei einem Vergleich. Jetzt ist wie erhofft die Rally eingetreten und ich habe aber nur 1/3 meines Bestands heute Vormittag verkauft. Ich schaffe, es bei Steinhoff leider nicht einen finalen Schlussstrich zu ziehen. Da ich hoffe, dass es mit dem Vergleich noch mal zu einer Rally kommt wo eventuell sogar mein Kaufkurs (0,083) wieder erreicht wird habe ich nicht alles abgestoßen. Rein fundamental betrachtet ist die Aktie für mich aktuell aber ein klarer Verkauf. Ich wüsste nicht wie Steinhoff es noch schaffen will, dass für den Aktionär zu einem guten Ende zu bringen außer die Gläubiger sind zu einem Haircut der Schulden bereit was ich mir aber nicht vorstellen kann da es keine offiziellen Vereinbarungen zu einem Haircut im Zuge des CVA Gibt. Und niemand schenkt freiwillig was her.
Warum sehe ich die Firma aktuell negativ?
Die Firma ist wie der CFO es gut ausgedrückt hat technisch insolvent. Das Eigenkapital per 30.9.2019 ist mit 2,4 Mrd. negativ. Die Vermögenswerte auch zum Marktwert sind deutlich geringer als die Schulden. Positive News aus dem Bericht ist das Mattresss nur mit einem Buchwert von 9 Mio. in den Büchern steht. Hier gibt es eine saftige stille Reserve weil der Anteil wohl mind. 750 Mio. Euro wert ist. Auf der Negativ Seite waren das nur die Zahlen von quasi vor einem Jahr. Auf Basis der neuen Zahlen zum 30.09.2020 wird Steinhoff aufgrund eines erneuten Verlust für das Jahr 2020 das Eigenkapital weiter reduzieren. Auch gibt es keine Rückstellung für die Klagen. Alle Maßnahmen die jetzt für den Vergleich gezahlt werden belasten wiederum 1:1 das bereits negative Eigenkapital. Solange die Zinsen 10% tragen wird Steinhoff es nicht schaffen einen Gewinn zu erwirtschaften und das Eigenkapital verschlechtert sich weiter und die Schulden werden immer höher. Das Problem der hohen Schulden stellt sich wie folgt dar:
Das EBIT für das Jahr 2019 beträgt 561 Mio. Davon kommt der überwiegende Anteil aber von Pepkor mit 416 Mio. Pepkor wird aufgrund der Vollkonsolidierung immer zu 100% im Ergebnis gezeigt was aber nur den IFRS Rechnungslegungsvorschriften geschuldet ist. Faktisch ist Pepkor eine eigenständige Firma wo der Anteil von Steinhoff ca. 67% beträgt. Pepkor liefert aber nur eine Dividende. Mehr kann Pepkor zum Ergebnis von Steinhoff und für die Bezahlung der Zinsen leider nicht liefern. Das ist auch das Problem, warum ich den Pepco IPO so kritisch sehe, weil wenn Pepco eine eigenständige Firma ist und wenn sie nicht den Großteil der Schulden vom Steinhoff Konzern übernehmen tu ich mir schwer zu ermitteln wie Steinhoff danach die Zinsen überhaupt bezahlen möchte. Man darf nicht vergessen, dass ca. 10 Mrd. Schulden aus dem CVA per September 2020 außerhalb der wesentlichen Beteiligungen von Steinhoff liegen (Pepkor, Mattress und Pepco). Wenn am Ende alle diese 3 Konzerntöchter eigenständig vom Mutterkonzern sind und nur Dividenden zahlen wie soll der restliche Steinhoff Konzern dann diese Schulden bezahlen. Pepco ist mit einem EBIT von 259 die Perle im Konzern die hoffentlich auch im Krisenjahr 2020 ein weiteres Wachstum schafft. Der Virus hat Steinhoff leider ein Jahr zu früh erwischt. Eine Pepco von mittelfristig 300 Mio. EBIT könnte einen wesentlichen Teil der Schulden bedienen. Deswegen finde ich es sehr schade, dass der IPO von Pepco immer noch gewünscht ist. Man hat es aber damals so verstanden, dass dies auf Druck der Gläubiger passiert. Bei einem EBIT von Steinhoff ohne Pepkor von ca. 150 Mio. (zwar wachsend wegen Pepco und mittelfristig geringeren Kosten) wird es schwer über 10 Mrd. Schulden zu refinanzieren. Auch gibt es keinen testierten Abschluss. In der aktuellen Situation, auch nach einen Vergleich, sehe ich Zinsen für Steinhoff als sehr hoch an.
Deswegen muss man im aktuellen Setting davon ausgehen, dass nach der Refinanzierung der Schulden es zu Kapitalmaßnahmen kommen wird. Steinhoff braucht mehr Eigenkapital und weniger Schulden. Weil anders kann ich es mir nicht vorstellen, dass Steinhoff in der Lage ist die Schulden zu refinanzieren. Von außen kann ich den Plan von Steinhoff auch nicht nachvollziehen. Jetzt ist mit Conforama qausi die nächste Beteiligung weg. Australien plant einen IPO, Pepco plant einen IPO. Wenn Steinhoff am Ende nur noch Anteile an ein paar Beteiligungen hält die CVA Schulden aber im restlichen Konzern verbleiben tu ich mir schwer hier eine Substanz zu erkennen. Mit den geplanten Verkäufen hat Steinhoff ca. 2,5 Mrd. Cash in der Bilanz. Sagen wir von Pepco und Australien kommen bei einem vollständigen Verkauf 4,5 Mrd. Cash dann könnte man die CVA Schulden von ca. 10 Mrd. (per heute) auf ca. 4 Mrd. drücken. Ein Teil des Cash wird aber noch für den Vergleich draufgehen. Dann gäbe es noch die Beteiligung an Mattress und Pepkor aber dann immer noch 4 Mrd. Schulden was die Beteiligungen auch nicht wert sind. Für den Aktionär fehlt mir hier aber die Story. Das Hauptproblem sind die 10% Zinsen. Es hat wohl niemand gedacht, dass die Schulden so lange nicht refinanziert werden weil ein Australien IPO ist zwar schön, wenn aber der ganze Verkaufserlös nicht mal die Zinsen aus dem CVA für 1 Jahr ausmachen wird es halt schwer. Da kann man verkaufen und verkaufen aber die Schulden werden halt nicht viel weniger.
Obwohl der Kurs aktuell mit 0,054 günstig erscheint ist für mich Steinhoff alles andere als ein Kauf. Ich habe nur noch eine kleine Restposition und hoffe hier bei einem etwaigen Kursanstieg bei einem Vergleich einen finalen Exit zu schaffen.
Was ist eure Meinung, nach einem Vergleich. Wie glaub ihr kann eine Refinanzierung der Schulden erfolgen? Wie denkt ihr könnte der zukünftige Steinhoff Konzern aussehen und wie will man damit die Schulden bedienen? Übersehe ich hier etwas weil im Forum die Masse sehr positiv eingestellt ist und an einen Verkauf überhaupt nicht denkt?
Ich freue mich auf viele Rückmeldungen