Die Tatsachen sind folgende:
Die Steinhoff-Holding versucht derzeit seine Krise mit etwa zwölftausend Geschäften und etwa einhunderttausend Angestellten im In- und Ausland zu bewältigen. Dazu muss man sich von manchen unrentablen Beteiligungen und Mitarbeitern trennen, so wie das bereits geschehen ist. Es wird aber andererseits weiter investiert und neue Mitarbeiter rekrutiert (z. B. Conforama). Es muss aber immer wieder betont werden: In der Höhe, die der derzeitigen Bewertung der Steinhoff-Gruppe entspricht, kann man die Gesellschaft weder gründen, strukturieren und aufbauen noch übernehmen. Dafür müsste man kapitalmäßig ein Vielfaches am derzeitigen Börsenwert aufbringen. Der derzeitige Wert an der Börse beträgt nämlich gerade einmal etwa 620 Millionen €. Mich wundert es ein wenig, dass die Chinesen sich bislang diese Chance für eine Beteiligung oder Übernahme entgehen lassen, zumal sie in Afrika und Europa immer stärker branchenübergreifend investieren. Aber auch für nicht chinesische Einzelhandelsgesellschaften wäre die Steinhoff Holding derzeit m. E. ein echtes Schnäppchen. Entsprechend der Umstrukturierung der Holding sollen nämlich in absehbarer Zeit viele neue Geschäfte eröffnet werden. Überkapazitäten, z. B. bei Matress firm, wurden und werden weiterhin abgebaut. Damit dürfte auch die amerikanische Tochter bald den Turnaround schaffen.
Auch andere Tochtergesellschaften sind vielfach auf einem guten Weg, ihre Rentabilität zu steigern. Und die Gesellschaften in Südafrika sind m. E. schuldenfrei. Das allein müsste sich auf den Aktienkurs positiv auswirken.
Zwar soll Steinhoff mittlerweile 9,8 Mrd. Euro Schulden insgesamt angehäuft haben, das wären gegenüber den Angaben im Mai zweihundert Millionen € mehr.
Das aber könnte aber auch der bisherige Preis für die kostenintensive Umstrukturierung sein. Da der größte Teil davon, nämlich 9,3 Mrd. € angeblich auf Europa fallen soll, wird die Geschäftsleitung von Steinhoff, zu der ich immer noch Vertrauen habe, schon die richtigen Maßnahmen ergreifen, um aus dem Schlamassel herauszukommen. Aber wenn man z. B. das ganze Europageschäft liquidieren und aus der Holding trennen würde, bin ich sicher, dass der Rest des Konzerns kapitalmäßig (dann nämlich als nahezu schuldenfreies Unternehmen) wesentlich höher anzusetzen wäre, als es der derzeitige Aktienkurs widerspiegelt.
Doch all das wird im Augenblick nicht honoriert, stattdessen prügeln Hedgefonds und Leerverkäufer den Kurs gnadenlos herunter.
Wie ich gerade gelesen habe wurden 3.343.355 Steinhoff-Aktien von einem Index-Fond zur Indexanpassung auf den Markt geworfen; da darf man sich über eine temporäre Kursschwäche nicht wundern.
Man sollte sich aber, wie ich schon öfter hier im Forum gepostet habe, von den Leerverkäufern nicht täglich seine Stücke, z. B. durch Stopp-Loss-Orders, abjagen lassen. Letztlich wird es auf die testierten Zahlen am Ende des Jahres und den Fortschritt der Konsolidierung ankommen.
Bis dahin, so fürchte ich bei allem Optimismus, ist noch sehr viel Geduld und so mancher Frust zu ertragen. Aber dieses Warten könnte sich lohnen. Ich selbst bleibe engagiert, was aber keine Handlungsempfehlung ist.